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Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün
Autoren: A. A. Fair
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Morgenrock übergezogen und hab’ zur Tür hinausgeschaut. Aber da war niemand mehr zu sehen.«
    »Wann war das?«
    »Gegen ein Uhr dreißig.«
    »Wie viele Leute waren es?«
    »Zwei, glaube ich.«
    »Colburn Hale und ein Freund?«
    »Ich habe nicht hören können, was sie sagten. Coles Stimme habe ich nicht erkannt. Es könnten also auch zwei andere gewesen sein. Ich frage Sie jetzt noch einmal: Sind Sie Coles Verleger?«
    »Nein, das bin ich nicht. Aber mir liegt daran, mit ihm zu sprechen, bevor er Kontakt mit seinem Verleger aufnimmt.«
    »Dann sind Sie wohl sein Agent?« fragte sie.
    »Nicht direkt, aber — ich kann Ihnen im Augenblick nicht mehr sagen, als daß ich mit Hale sprechen möchte, bevor er mit seinem Verleger irgendwelche Abmachungen trifft.«
    »Vielleicht wollen Sie ihm einen Vertrag für Filmrechte anbieten«, mutmaßte sie.
    Ich zuckte die Schultern. »Das haben Sie gesagt.«
    Sie musterte mich abschätzend. »Kommen Sie doch einen Augenblick herein.«
    Ich zögerte, betrachtete Hales Tür. »Er scheint nicht daheim zu sein«, sagte ich. »Sie wissen wohl nicht, wann er kommt?«
    »Meiner Meinung nach ist er ausgezogen. Er kommt sicher nicht mehr zurück.«
    »Mietschulden?«
    »Soviel ich weiß, zahlt er an jedem zwanzigsten seine Miete im voraus. Hier hat man keine Mietschulden. Man zahlt oder man fliegt.«
    »So strenge Sitten?«
    »Sehr strenge...«
    Ich folgte ihr in ihre Wohnung. Sie war nur wenig aufwendiger als das Appartement nebenan. Die Schlafnische war durch eine Tür abgeteilt. Ein Tisch und ein wackliger Schreibmaschinentisch mit einer Reiseschreibmaschine und Bergen von Manuskriptpapier vervollständigten die Einrichtung.
    »Sie sind Schriftstellerin?« fragte .ich.
    Sie deutete auf einen unbequemen Stuhl. »Bitte setzen Sie sich doch«, sagte sie. »Ja, ich bin Schriftstellerin. Und wenn Sie Verleger sind, hätte ich sehr gern ein paar Worte mit Ihnen gesprochen.«
    »Ich will offen sein«, sagte ich. »Ich bin nicht Verleger. Ich weiß auch nicht, ob ich Ihnen helfen kann. Was schreiben Sie denn so?«
    »Im Augenblick arbeite ich an einem Roman. Ich glaube, er wird gut.«
    »Wieviel haben Sie denn schon?«
    »Etwas mehr als die Hälfte.«
    »Gute Figuren?«
    »Ungewöhnlich gut.«
    »Konflikte?«
    »Soviel Sie wollen. Das Werk hat Spannung. Meine Figuren werden Situationen gegenübergestellt, die Entscheidungen fordern, und der Leser wird in diese Entscheidungen mit hineingerissen...«
    »Sehr interessant«, sagte ich. »Wie gut kennen Sie Colburn Hale?«
    »Recht gut. Allerdings wohnt er erst fünf oder sechs Wochen hier.«
    »Und weshalb haben Sie mich für einen Verleger gehalten?«
    »Ich weiß, daß er einen Besuch von seinem Verleger erwartete. Er arbeitete intensiv an seinem Roman. Seine Maschine stand kaum einmal still. Er tippte recht gut — Einfingersystem, aber immerhin...«
    »Wissen Sie, wovon sein Roman handelte?«
    »Nein. Wir waren übereingekommen, einander nichts über unsere Handlung zu verraten. Ich spreche prinzipiell nicht über ein neues Buch, an dem ich arbeite. Das bringt Unglück.«
    Ich nickte. »Sie waren also mit Hale befreundet...«
    »Wir waren gute Nachbarn«, stellte sie richtig. »Er hatte eine Freundin.«
    »Soso...«
    »Nanncie Beaver«, sagte sie. »Ich werde heute nachmittag mal bei ihr vorbeischauen und mich erkundigen, ob sie Näheres weiß. Telefon haben wir nämlich nicht.«
    »Ist sie auch eine Nachbarin von Ihnen?«
    »Sie wohnt Billinger Street 830 — nur ein paar Häuser weiter. Apartment 62 B. Na, hoffentlich weiß sie Bescheid.«
    »Glauben Sie denn, sie könnte nicht Bescheid wissen?«
    Das Nächste kam unerwartet. »Sie wissen doch, wie die Männer sind!«
    »Nein. Wie denn?«
    In plötzlicher Bitterkeit brach es aus ihr heraus: »Sie wollen sich amüsieren — und wenn sie für etwas geradestehen sollen, hauen sie einfach ab. Sie tauchen unter. Sie verschwinden auf Nimmerwiedersehen.«
    »Und Sie meinen, Colburn Hale war auch so?«
    »Alle Männer sind so.«
    »Auch Verleger?«
    Ihr Blick wurde sanfter. »Das ist natürlich etwas anderes. Irgendwie habe ich den Eindruck, Sie sind doch Verleger, wenn Sie es auch abstreiten.«
    »Schön wär’s ja«, meinte ich diplomatisch.
    »Sie haben mir noch nicht Ihren Namen genannt.«
    »Sie mir Ihren auch nicht.«
    »Ich heiße Marge Fulton«, sagte sie.
    »Und ich Donald Lam. Ich komme später noch einmal vorbei, um zu sehen, ob inzwischen Colburn Hale wieder aufgekreuzt ist. Sollten
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