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Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün
Autoren: A. A. Fair
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betrachtete mich wenig freundlich. Dann strich er mit den Fingerspitzen über die Geldscheine auf Berthas Schreibtisch. »Mit diesen Lappen da wissen Sie alles, was Sie über mich wissen müssen.«
    Er stand auf.
    »Wie sollen wir berichten?« fragte ich. »Schriftlich oder telefonisch? Wie können wir Sie erreichen?«
    »Gar nicht«, sagte er. »Ich habe Ihre- Telefonnummer. Sie haben meinen Namen. Ihr Auftrag ist klar.«
    »Einen Augenblick«, sagte ich. »Ich möchte mir doch eben noch auf dem Stadtplan ansehen, wo genau die Billinger Street liegt.«
    Er blieb auf dem Weg zur Tür stehen.
    Ich rannte in mein Büro und sagte zu meiner Sekretärin, Elsie Brand: »Ein Mann im Sportsakko verläßt gerade Berthas Büro. Er ist einunddreißig oder zweiunddreißig. Stell doch bitte fest, wohin er geht. Wenn er sich ein Taxi nimmt, schreib dir die Nummer auf. Wenn er in einem Privatwagen davonbraust, sieh zu, daß du die Zulassungsnummer erwischst.«
    »Ach, du ahnst es nicht«, stöhnte sie, »du weißt doch, daß ich als Spürhund denkbar ungeeignet bin!«
    »Unsinn! Du machst es gar nicht so schlecht, wenn du dir nichts anmerken läßt«, meinte ich. »Geh hinaus und steig zu ihm in den Fahrstuhl. Mach ein möglichst unbeteiligtes Gesicht. Am besten denkst du an etwas völlig anderes. Wenn du glaubst, daß er den Braten riecht, mußt du es aufgeben. Aber ich denke, er hat so intensiv an seinen eigenen Problemen zu knabbern, daß er überhaupt nicht auf dich achten wird.«
    Ich kam gerade wieder oben an, als er Berthas Vorzimmer verließ.
    Sie hatte die Scheinchen in der Hand. »Dieser arrogante Affe gefällt mir nicht«, erklärte sie.
    »Er macht uns was vor«, meinte ich.
    »Inwiefern?«
    »Er wußte bestens über uns Bescheid«, sagte ich. »Die Überraschung darüber, daß du eine Frau bist, und ich nicht wie ein Berufsringer gebaut bin, nehme ich ihm nicht ab.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »So was habe ich im Gefühl.«
    »Aber wozu denn das Theater?«
    »Um uns in die Defensive zu drängen.«
    Bertha klingelte nach ihrer Sekretärin und übergab ihr das Geld. »Zahl es gleich unten in der Bank auf unser Konto ein«, bestimmte sie.
    Nun wollte ich es doch wissen. »Was hat der Klient, der eben hier war, dieser Calhoun, gesagt, als er ins Büro kam?«
    »Er wollte wissen, ob Mrs. Cool frei sei.«
    »Mrs. Cool?« vergewisserte ich mich.
    »Ja — eindeutig Mrs. Cool.«
    Ich warf Bertha einen Blick zu.
    Ihre kleinen, diamantharten Augen blinkerten nachdenklich.
    »Über seine eigene Person hat sich der Bursche in sämtlichen Sprachen ausgeschwiegen«, sagte ich.
    »Dafür hat sein Geld um so lauter geredet«, meinte Bertha. »Wer er ist, kann uns schließlich egal sein. Wir werden eben seine dreihundertfünfzig Mäuse verbraten und dann warten, bis er Nachschub spendiert.«
    »Die Sache gefällt mir nicht«, erklärte ich. »Schauen wir mal ins Telefonbuch.«
    »Sei nicht albern, Donald! Wir können doch nicht die ganze Stadt nach Calhouns durchforsten. Fangen wir mal in unserem Bezirk an, da können wir gleich sehen, wie viele von der Sorte es gibt.«
    »Immerhin können wir uns auf die M. Calhouns beschränken«, stellte ich richtig.
    Bertha öffnete den dicken Wälzer, blätterte. »Hier haben wir allein schon ein halbes Dutzend. M. A. Calhoun, M. M. Calhoun, Morley Calhoun. M. Calhoun & Co. Es ist das reinste Lotteriespiel.«
    Ich deutete auf einen dicken Band mit dem stolzen Titel: »Prominente Bürger Kaliforniens«, der auf Berthas Schreibtisch stand.
    Bertha griff sich das Buch und schlug es auf. »Die Calhouns scheinen eine prominente Rasse zu sein. Sie bevölkern viele Seiten. Augenblick mal — hier ist ein Milton Carling Calhoun. Der könnte es sein. Milton Carling Calhoun.«
    Ich sah mir das Konterfei an. So konnte unser Klient vor fünf Jahren durchaus ausgesehen haben. Er war der Sohn von Milton Carling Calhoun I. Sein Vater, inzwischen verstorben, war Börsenmakler gewesen. Unser Mann hatte eine College-Abschlußprüfung mit Auszeichnung gemacht, hatte Journalismus studiert und Beatrice Millicent Spaulding geheiratet.
    Kinder hatte er nicht. Es folgte eine ellenlange Liste von Klubs, in denen er Mitglied war. Anscheinend war er vollauf damit beschäftigt, sein geerbtes Geld zu verwalten, denn über einen Beruf ließ das schlaue Buch nichts verlauten.
    »Da treibt’s einem doch die Haare durch den Hut«, erklärte Bertha, die den Text studierte. »Der Kerl hat uns angeschmiert.«
    »Na, jetzt
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