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Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün
Autoren: A. A. Fair
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Sie ihn zufällig kommen hören, sagen Sie ihm doch bitte, Donald Lam hätte ihn gern gesprochen.«
    »Und weswegen will Donald Lam ihn sprechen?«
    Ich zögerte einige Sekunden, als kämpfte ich mit mir, ob ich ihr das große Geheimnis anvertrauen sollte. Schließlich sagte ich: »Das möchte ich ihm doch lieber persönlich sagen. Nehmen Sie’s mir nicht übel — aber ich glaube, es ist besser so.«
    Ich stand auf und ging zur Tür. »Haben Sie herzlichen Dank, Miss Fulton. Sie haben mir sehr geholfen.«
    »Werde ich Sie Wiedersehen?«
    »Vermutlich«, sagte ich.
    »Ich glaube, mein Roman wird große Klasse«, sagte sie.
    »Davon bin ich überzeugt«, versicherte ich.
    Sie sah mir von der Schwelle aus lange nach.
    In meinem Wagen hatte ich eine gebrauchte Reiseschreibmaschine. Die holte ich heraus und kletterte in der Billinger Street 830 die Treppe hinauf zum zweiten Stock, wo sich Apartment 62 B befand.
    Ich klopfte. Wieder rührte sich nichts. Ich probierte den Türknauf. Es war abgeschlossen. Ich trat ein paar Schritte zurück und klopfte an der Tür von Apartment 61 B.
    Das Mädchen, das öffnete, war eine verblaßte Blondine mit Ringen unter den Augen. Aber sie hatte eine gute Figur und wirkte sympathisch. Sie trug Hemdbluse und lange Hose. Offensichtlich hatte sie Besuch erwartet — aber nicht mich.
    »Entschuldigen Sie bitte die Störung«, sagte ich. »Aber ich brauche dringend Bargeld. Ich habe hier eine erstklassige Reiseschreibmaschine, die ich verkaufen möchte.«
    Sie ließ ihren Blick von mir zu der Schreibmaschine wandern. In ihren Augen blitzte Interesse auf. »Wieviel verlangen Sie dafür?«
    »Mein Name ist Donald Lam«, sagte ich. »Ich bin Schriftsteller. Am besten probieren Sie die Maschine mal aus und machen mir ein Angebot. Ich bin in einer Notlage, deshalb bekommen Sie die Maschine zu einem ausgesprochen günstigen Preis.«
    »Ich habe schon eine Schreibmaschine.«
    »Aber nicht so eine gute wie die hier. Sie ist in tadellosem Zustand, erstklassig justiert, die Schrift ist besonders ansprechend...«
    Ich merkte, daß sie Interesse hatte.
    »Ein Manuskript, auf dieser Maschine geschrieben, hebt sich aus der Masse heraus. Jeder Lektor wird es ausgesprochen gern zur Hand nehmen.«
    »Woher wissen Sie, daß ich schreibe?« fragte sie.
    »Ich glaubte, Maschinenklappern zu hören, als ich durch den Gang kam.«
    »Wer hat Sie an mich empfohlen?«
    »Niemand. Ich brauche Geld und sitze in der Klemme. Deshalb bin ich fest entschlossen, die Maschine hier irgendwo im Haus an den Mann — oder an die Frau — zu bringen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Mag sein, daß der eine oder andere der Mieter eine neue Schreibmaschine gut gebrauchen könnte. Aber ich glaube kaum, daß hier viel Bargeld zu holen ist.«
    »Sie können doch wenigstens mal zur Probe darauf schreiben«, meinte ich. »Unter Umständen wäre ich sogar bereit, Ihre Maschine gegen meine einzutauschen, wenn Sie noch eine Kleinigkeit drauf zahlen.«
    »Wieviel?«
    »Dazu muß ich erst einmal Ihre Maschine sehen.«
    Sie sah auf die Uhr. »Na meinetwegen — kommen Sie herein.«
    Das Appartement bestand aus zwei Zimmern. Eine Kochnische war durch einen Paravent von den Wohnräumen abgeteilt. Auf einem ziemlich mitgenommenen Klapptisch stand eine Reiseschreibmaschine, daneben lagen beschriebene Manuskriptseiten. Ich will nicht sagen, daß das Zimmer direkt liederlich wirkte, aber es herrschte eine — na, eben eine ausgesprochene Arbeitsatmosphäre.
    »Wohnen Sie allein hier?« fragte ich.
    In ihren Augen sprang Mißtrauen auf. »Das geht Sie gar nichts an. Zeigen Sie mir lieber Ihre Schreibmaschine.« Sie nahm ihre eigene Maschine vom Tisch und stellte sie auf einen Stuhl.
    Ich nahm meine Schreibmaschine aus dem Koffer und stellte sie auf den Klapptisch.
    Sie spannte eine Seite ein. Auch sie tippte nur mit einem Finger, aber sie war sehr fix.
    »Was schreiben Sie?« fragte ich. »Romane? Artikel? Kurzgeschichten?«
    »Alles«, sagte sie. »Mein Name ist Annamae Clinton.«
    Ich sah mich um. Zeitschriften und ein Buch mit Verlagsadressen lagen herum. Auf einem Regal stapelten sich dicke Umschläge — vermutlich abgelehnte Manuskripte, die die Verlage zurückgeschickt hatten.
    Sie griff sich hastig die Manuskriptseiten, brachte sie hinüber zu dem Stuhl, auf dem die Schreibmaschine stand, und legte sie mit der Schrift nach unten auf die Maschine.
    »Ihre Maschine ist gut«, sagte sie.
    »Sie ist tadellos in Ordnung.«
    »Wie ist es mit einem
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