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Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Titel: Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer
Autoren: Michael Scott
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den Flur hinunter. Im Laufen hob er die beiden Teile des Gehstocks auf, den der Fahrer zerbrochen hatte, riss die Haustür auf und wäre fast die Eingangstreppe hinuntergefallen. Halb und halb hatte er erwartet, dass der Wagen ihm vor der Nase davonfahren würde, doch Aoife wartete geduldig auf ihn. »Gib sofort meine Schwester heraus!«, rief er.
    »Ich denke nicht daran«, erwiderte sie leichthin.
    Während Josh zum Wagen lief, versuchte er sich zu erinnern, was Johanna von Orléans ihm über das Kämpfen mit Schwertern beigebracht hatte. Wenn er nur Clarent dabeihätte! Selbst Scatty, die sonst vor nichts Angst hatte, hatte die Steinklinge gefürchtet. Doch seine einzigen Waffen waren die beiden Hälften des Gehstocks.
    Die Vampirin sah dem Jungen lächelnd entgegen.
    Joshs Angst entzündete seine Aura und ein schwacher goldener Schimmer umgab seinen Körper. Er sah seine Schwester reglos auf dem Rücksitz des Wagens liegen und seine Angst verwandelte sich in rasende Wut. Mit einem Schlag loderte seine Aura auf, goldene Rauchschwaden umgaben ihn und seine Augen wurden zu goldenen Scheiben. Die Aura verfestigte sich um seine Hände herum und bildete metallene Handschuhe. Dann ergoss sie sich über die Stockhälften und verwandelte sie in goldene Stäbe. Josh versuchte zu sprechen, doch die Kehle war ihm wie zugeschnürt. Als er schließlich etwas herausbrachte, klang seine Stimme tief und rau und eher wie die eines Tieres als eines Menschen. »Gib … sofort … meine … Schwester … heraus …«
    Aoifes hochmütiges Lächeln erlosch. Sie rief nur ein Wort auf Japanisch, drehte sich um, sprang in den Wagen und schlug die Tür hinter sich zu. Der Motor heulte auf und die Hinterräder drehten qualmend durch.
    »Nein!« Josh erreichte die Limousine im selben Moment, in dem sie losfuhr. Er holte mit einem der goldenen Stäbe aus und zerschmetterte eines der hinteren Seitenfenster. Die Scheibe explodierte und zerfiel zu weißem Pulver und der Stab hinterließ noch einen langen Kratzer in dem glänzenden schwarzen Lack. Der nächste Schlag drückte eine tiefe Delle in den Kofferraumdeckel und beschädigte eines der Rücklichter. Dann schoss der Wagen die Straße hinunter.
    In seiner Verzweiflung warf Josh die goldenen Stäbe hinterher, doch in dem Moment, in dem er sie losließ, wurden sie wieder zu bloßem Holz und prallten, ohne Schaden anzurichten, vom Kotflügel ab.
    Josh rannte dem Wagen nach. Er spürte, wie seine Aura ihn durchströmte und ihm zu Kraft und Schnelligkeit verhalf. Ihm war auch bewusst, dass er noch nie so schnell gelaufen war, doch die Limousine beschleunigte immer weiter. Sie schoss über eine Kreuzung und verschwand dann mit quietschenden Reifen um eine Ecke.
    Und so plötzlich, wie sie gekommen waren, verließen Josh seine Kräfte auch wieder. Am Ende der Scott Street sank er keuchend auf Hände und Knie. Sein Herz hämmerte wie wild und jeder einzelne Muskel in seinem Körper brannte. Vor seinen Augen tanzten schwarze Flecke und er fürchtete, sich übergeben zu müssen. Erschöpft beobachtete er, wie der goldene Überzug an seinen Händen sich auflöste und seine Aura verdampfte. Ihm tat alles weh, er begann zu zittern und bekam plötzlich einen Krampf in der Wade. Es war ein wahnsinniger Schmerz, und er rollte sich rasch herum, stemmte den Absatz in den Boden und drückte mit aller Kraft, damit der Muskelkrampf nachließ. Ihm war hundeelend, als er sich aufrappelte und zum Haus seiner Tante zurückhumpelte.
    Sophie war weg. Von Aoife gekidnappt. Er musste seine Zwillingsschwester finden.
    Doch das bedeutete, zu Nicholas und Perenelle Flamel zurückzugehen.

KAPITEL FÜNF
    D as Schattenreich hieß Xibalba. Es galt selbst unter den zahllosen uralten Schattenreichen als alt, und im Gegensatz zu vielen anderen, die wunderschön und artenreich waren, war dieses ausgesprochen primitiv.
    Xibalba bestand lediglich aus einer Höhle, unwahrscheinlich groß, unvorstellbar hoch und durchsetzt mit schwarz verkrusteten Kratern, in denen träge Lava blubberte. Gelegentlich brach einer der Krater aus und spuckte zähflüssiges Gestein hoch in die Luft; dann tanzten rote und schwarze Schatten an den Wänden. Es stank nach Schwefel, und Licht spendete lediglich ein gallertartiger gelblich weißer Pilz, der die Wände und die riesigen Stalaktiten bedeckte, die hoch oben an der kaum erkennbaren Decke hingen.
    Von jedem Schattenreich gab es mindestens einen Zugang zu einem anderen Reich. Einige hatten auch
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