Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicholas Dane (German Edition)

Nicholas Dane (German Edition)

Titel: Nicholas Dane (German Edition)
Autoren: Melvin Burgess
Vom Netzwerk:
und Nick im Licht der kleinen Flamme eingeschlossen waren. Das Gewehr war direkt auf Nicks Gesicht gerichtet. »Also, du weißt, dass ich dich im Visier hab«, sagte Jones. »Klar?« Nick nickte. Jones nickte ebenfalls und machte das Feuerzeug aus.
    Mit dem Licht verschwand Jones. Nick konnte nichts sehen. Es war eine teuflische Dunkelheit. Dann hörte Nick, wie das Gewehr entsichert wurde.
    Nick schloss die Augen und betete, obwohl er nie in irgendeiner Weise gläubig gewesen war. Um ihn herum knackte das Holz. Er wusste nicht, ob es die Polizei war, der Wind oder Jones.
    Dann klickte das Gewehr vor ihm. Nick riss die Augen auf. Jetzt, jetzt gleich. Er hörte Jones seufzen. Nick schloss die Augen wieder, obwohl es so kaum dunkler war als mit offenen Augen, und wartete darauf, ausgelöscht zu werden. So kam es, dass Nick, als der Schuss losging, den Pulverblitz verpasste, in dem er hätte sehen können, was geschah.
    Als es knallte, schrie er auf und zuckte zusammen, aber er war nicht getroffen worden. Zitternd saß er im Dunklen und spürte, wie etwas auf den Boden glitt. Und plötzlich war die Luft vom süßlichen Geruch warmen Blutes erfüllt.
    Nick ahnte, was geschehen war, was ihm da gegenüberlag, aber er fürchtete sich so sehr, dass er keine Bewegung wagte und nicht ein Geräusch von sich gab. Er saß noch mehrere Minuten lang in völliger Dunkelheit, auch als die Polizisten unter ihm riefen und umherliefen. Dann fing er an zu weinen, und das hörten sie. Erst als unten einer der Männer zufällig die Dachbodenbeleuchtung anschaltete, sprang Nick aus der Dunkelheit das fürchterliche Bild von dem hingestreckten Jones und seinem an der Wand verspritzten Hirn entgegen, und Nick schrie und schrie mit aller Macht, und dann kamen die Polizisten die Stufen hinaufgepoltert und holten ihn nach unten.

36
  Nachspiel
     
    Sonnschein und Nick wurden zur Befragung mit aufs Revier genommen, und die Polizei machte sich daran, das Gebäude gründlich zu durchsuchen, wie Sonnschein es befürchtet hatte. Sie suchten nicht nach Drogen, sondern hofften etwas zu finden, das mit dem Mord zusammenhing. Das bedeutete natürlich nicht, dass sie andere Dinge, die von Interesse waren, übersehen würden.
    Sonnschein hatte zwar alle Beweise für seine eher illegalen Geschäfte beiseitegeschafft, aber seine Unfähigkeit, die Wohnung in Ordnung zu halten, wurde ihm zum Verhängnis. Die großen Tüten mit dem Gras, das er vertickte, hatte er weggeschafft, aber unter jedem Tisch, entlang seines Bettes, auf der Arbeitsfläche in der Küche und eigentlich überall in der Wohnung lagen Krümel und Reste aller Joints, die er gedreht hatte, seit Stella weggegangen war. Alles in allem fegte die Polizei etwa dreißig Gramm Gras zusammen, was bei der Gerichtsverhandlung einige Monate später mehr als ausreichend war, um ihn zu einer Gefängnisstrafe und einer Geldstrafe von mehreren Hundert Pfund zu verurteilen. Aber schon nach ein, zwei Wochen war er wieder draußen, rauchte sein Gras, trank sein Bier und zog mit seinen Frauen herum. Mit Medikamenten dealte er nie wieder, aber abgesehen davon veränderte sich nicht viel in seinem Leben. Allerdings behauptete er immer, ihm sei das Herz gebrochen, und vielleicht war es das auch. Zumindest dauerte es mehrere Jahre, bis wieder eine Frau bei ihm einzog.
    Davey hatte es in jener Nacht trotz der vielen Polizisten im Haus tatsächlich geschafft, sich aus dem Staub zu machen – was ja seine Spezialität war. Er hatte darum gebeten, auf die Toilette gehen zu dürfen, und sobald er in der Kabine war, band er das Schwimmerventil der Spülung fest und leitete das nun ständig laufende Wasser durch die Spitze eines seiner Turnschuhe ins Klo. Der Polizist, der vor der Tür auf ihn wartete, lauschte verblüfft dem umwerfend langen Urinfluss, während Davey sich durch das Fenster schob und in der schwindelerregenden Höhe des vierten Stocks über einen Vorsprung zu einer Regenrinne am Dach kletterte, hinüber zu einem anderen Gebäude, dort in ein Fenster stieg, die Treppe hinunter- und hinaus auf die Straße lief, in die Freiheit, und das alles mit nur einem Turnschuh an den Füßen. Für solchen Wagemut hatte er die Freiheit verdient. Er war entwischt, wie sonst auch immer, aber er schaffte es nicht, seinen eigenen Gewohnheiten zu entkommen und seine Lieblingsplätze zu meiden. Ein paar Tage später wurde er bei seinen Eltern geschnappt.
    Da aber nichts gegen ihn vorlag und er zwei Monate später sowieso
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher