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Nicholas Dane (German Edition)

Nicholas Dane (German Edition)

Titel: Nicholas Dane (German Edition)
Autoren: Melvin Burgess
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Zimmer und bedeutete ihm, sich zu setzen. Der Polizist nickte jemandem im Flur zu. Ein offenbar höherer Polizeibeamter kam herein und blickte Sonnschein an.
    Über ihnen war eine Stimme zu hören: »Oh!« Es klang überrascht. Die Stimme gehörte zu Jones. Sonnschein sagte nichts, aber er nickte und zeigte mit dem Finger zum Dachboden hoch.
    Nick hatte oben auf dem dunklen Dachboden alles gehört. Als Sonnschein Jones hoch aufs Dach schickte, war es Nick vorgekommen, als wollte jemand ihm einen Albtraum schicken oder ihn gleich umbringen. Aber Jones musste ihn ja nicht unbedingt finden. Zwar konnte Nick kaum etwas sehen, aber schließlich war es für beide gleich dunkel. Und der Dachboden war riesig – Jones konnte sich sonst wo verkriechen. Nick musste sich nur ganz, ganz still verhalten.
    Sobald der Mörder sicher oben auf dem Dachboden stand, machte er mit seinem Zippo Licht. Die gelbe Flamme beleuchtete sein Gesicht – Nick konnte es gut sehen – und spiegelte sich als lange helle Linie auf dem Lauf des Gewehrs. Nick war sicher, dass dies sein Tod war. Und der Albtraum schien tatsächlich wahr zu werden, denn Jones bewegte sich auf dem riesigen Dachboden ausgerechnet in Nicks Richtung.
    Es war nicht einfach nur Pech. Sobald Jones Licht gemacht hatte, konnte er sehen, was vor ihm war. Er hielt das Feuerzeug auf Armeslänge vor sich und schlich über die auf dem Boden liegenden Schranktüren.
    Nick saß so still wie noch nie in seinem Leben. Während unter ihnen das Drama seinen Lauf nahm und die bewaffnete Polizei die Treppe hinaufstürmte, führten die Schranktüren Jones direkt zu Nick, bis er schließlich nur noch Zentimeter von ihm entfernt war. Jones hatte das Feuerzeug zuschnappen lassen, bevor er Nick sehen konnte, aber offenbar hörte er Nick atmen oder er spürte dessen Körperwärme, denn er machte das Feuerzeug beinahe sofort wieder an, direkt vor Nicks Gesicht.
    »Oh!«, keuchte Jones erschrocken und verriet sich damit der Polizei unter ihm. Er taumelte vor Überraschung, dann schoss seine Hand vor und packte Nick am Hemd.
    »Du kleiner Wichser!«, zischte er.
    Bevor Nick ein Wort herausgebracht hatte, hörten sie die Polizei von unten. »Ben Jones!« Der Polizist klang, als wäre er ganz nah – was ja auch stimmte. »Sie werden wegen Mordes gesucht. Sie sind von bewaffneten Polizisten umstellt. Sie haben keine Möglichkeit zu fliehen. Geben Sie auf. Es ist vorbei, Jones«, fügte er etwas leiser hinzu.
    Jones holte das Gewehr unter dem Mantel hervor, richtete es auf den Fußboden, dorthin, wo die Stimme hergekommen war, und schoss. Es blitzte hell auf, der Schuss dröhnte und riss einen Teil der Decke weg. Unten in der Küche ging das Licht aus. Davey, Sonnschein und die Polizisten saßen in plötzlicher Dunkelheit, Putz und der Taubendreck vieler Generationen rieselten auf sie hinab, sie husteten und brüllten. Jones, der Nick immer noch an der Kehle gepackt hielt, bewegte sich zurück ins Dunkel. Die Polizisten, Sonnschein und Davey senkten die Köpfe, um ihre Gesichter vor Putz und Staub zu schützen.
    In einem Nebenraum schaltete jemand Licht an, das durch das Loch in der Decke auch auf den Dachboden drang. Jones und Nick starrten einander entsetzt an.
    »Macht das Licht aus!«, schrie Jones. »Ich hab den Jungen hier oben. Licht aus!«
    Unter ihnen rieselte es immer noch von der Decke, Schritte waren zu hören und Stimmengewirr. Doch nach Jones’ Schrei wurde es still. Jemand bellte einen Befehl und das Licht wurde ausgeschaltet. Plötzlich lag wieder alles im Dunklen.
    Jones drehte Nick herum und schob ihn vor sich her, schwankte gefährlich über die Balken, die die staubige Decke hielten. Durch einen kleinen Spalt in den Dachziegeln drangen Streifen blassen Lichtes von einer Straßenlaterne herein.
    »Du bleibst hier, wo ich dein Gesicht sehen kann«, befahl Jones und drückte Nick hinunter in die Hocke, so dass das wenige Licht auf dessen Gesicht schien. »Und rühr dich nicht, bleib immer schön im Licht, denn sobald ich dein Gesicht nicht mehr seh, knall ich dich ab, klar?«
    Der Junge nickte. Jones wich zurück und knipste sein Feuerzeug an. Er hielt das Gewehr auf Nick gerichtet und blickte sich um. Ein paar Meter hinter ihm war eine Wand. Jones balancierte vorsichtig auf den Balken dorthin. Er drehte sich um, das Gewehr immer noch auf Nick gerichtet, und ließ sich langsam auf den Boden hinunter.
    Einen Moment lang hielt Jones das Feuerzeug hoch, so dass er selbst, das Gewehr
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