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Nicholas Dane (German Edition)

Nicholas Dane (German Edition)

Titel: Nicholas Dane (German Edition)
Autoren: Melvin Burgess
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trotz seiner Angst und teilte die Karten aus.
    Davey zuckte die Achseln. »Das Leben hier is nix für dich, Kumpel, du hast keine Nerven. Du solltest bei Jenny sein. Schönes, sicheres Bett und immer eine Schüssel Cornflakes.«
    »Langweilig«, sagte Nick. »Da passiert gar nix.«
    »Weißte was, Kumpel, ich glaub, wir beide sind viel zu zappelig für’n normales Leben. Wir werden immer Stress haben, das ganze Leben lang, weil – Langeweile ist noch schlimmer, als wenn se einen schnappen. Findste nich auch?«
    »Doch, find ich auch.«
    »Ich nehm drei.«
    Nick teilte die Karten aus. Aus den Tiefen der Wohnung ertönte ein silbernes Lachen und Sonnscheins kehliges, rauchiges Kichern.
    »Was macht der bloß?«, murmelte Davey.
    »Was denkst denn du, was der macht?«
    »Ich weiß, was der macht, Nick, ich frag mich nur, wieso der das jetzt macht, wo Stella tot ist.«
    »Worauf soll er denn jetzt noch warten?«
    »Das ist doch scheiße, Mann, das is doch kein Respekt, darum geht’s.«
    Nick zuckte die Achseln. »Sie wird’s nie erfahren.«
    »Ich bin katholisch, Mann. Ich glaub, die Toten wissen alles.«
    »Selbst wenn du scheißen gehst?«
    »Hey, Respekt, Mann!«
    »Ich frag doch bloß!«
    »Jesus sieht alles, Jesus weiß alles.«
    »Verdammte Scheiße.«
    »Aber das heißt ja nicht, dass er gucken muss.«
    »Glauben das alle Katholiken?«
    »Ich bin Katholik, und ich glaube das. Also.«
    »Alles klar.«
    Die beiden sortierten ihre Karten. Die Gegensprechanlage surrte. Sie blickten einander an und warteten ab. Nick schaute zur Uhr hoch.
    »Bisschen spät für Besuch«, sagte er. Sonnschein hatte angeordnet, dass sie ihn fragten, bevor sie jemanden reinließen.
    Sie warteten ab. Es surrte wieder. Dann krächzte eine Stimme und beide sprangen hoch.
    Es war Jones.
    »Mann.«
    »Er isses.«
    Davey rannte zur Gegensprechanlage und beugte sich hinab. »Geh und sag Sonnschein Bescheid, schnell.«
    Nick rannte den Flur entlang und donnerte an die Tür.
    »Sonnschein! Sonnschein – er ist zurück!«
    »Nein …«
    »Scheiße, doch. Komm schon!«
    Eine Sekunde später kam Sonnschein aus dem Zimmer, zog den Reißverschluss seiner Hose zu, ein blondes Mädchen folgte ihm. Nervös versammelten sich alle um die Gegensprechanlage.
    Nichts zu hören.
    »Er war’s«, beharrte Davey.
    »Vielleicht isser wieder weg.«
    »Das wäre das erste Mal, dass der geht, wenn einer Nein sagt.«
    Es klingelte erneut. Alle hielten den Atem an. Kurz darauf zischte Jones’ Stimme durch den Lautsprecher.
    »Mach die Scheißtür auf, du kleiner schwarzer Arsch. Glaubst du, ich hab noch was zu verlieren? Mach die Scheißtür auf oder ich komm dich holen!«
    »O Gott!« Sonnschein wandte sich ab, stapfte durchs Zimmer und raufte sich die Haare. »Was will der hier, Mahn? Ausgerechnet hier! Gott sei Dank haben wir alles weggeschafft. Mahn!«
    »Was ist denn los?«, fragte das Mädchen, aber keiner beachtete sie.
    »Was willste jetzt machen, Sonnschein?«, fragte Davey.
    Sonnschein wanderte in der Küche herum und schüttelte den Kopf.
    »Was ist denn los?«, fragte das Mädchen noch einmal.
    »Ein unerwünschter Besucher«, erklärte Davey. Er blickte zu Nick hinüber, der sich in den hinteren Teil der Küche verzog.
    »Lass ihn nicht rein, Sonnschein«, sagte er. »Wenn er mich sieht, bringt er mich um.«
    »Warum denn das?«, wollte Sonnschein wissen. »Was hat er denn gegen dich?«
    »Nichts … Kann ich nicht erklären. Lass ihn einfach nicht rein.«
    Plötzlich schallte ein fürchterliches Donnern durch die Gegensprechanlage.
    »Mach die verdammte Tür auf, mach die Tür auf, mach sofort auf!«, knarzte die kreischende Stimme.
    »O Mahn! O Mahn!«, jaulte Sonnschein.
    »Was machen wir?«, fragte Davey.
    Sonnschein kam zum selben Schluss wie immer.
    »Mach auf. Lass ihn rein. Was sollen wir denn machen? Na los, mach schon auf.«
    Noch während er das sagte, huschte Nick durch die Küche ins Wohnzimmer. Direkt neben der Küchentür ragten mehrere Eisenringe aus der Wand, die zu einer Luke führten. Vier Tritte und schon war er auf dem Dachboden, schlich auf Zehenspitzen über eine Reihe Schranktüren, die jemand dort vor Jahren auf den Boden gelegt hatte, und versteckte sich im staubigen Dunkel.
    Unter ihm schickte Sonnschein das Mädchen zurück ins Bett.
    »Wer ist denn das überhaupt?«, wollte sie wissen.
    »Liest du Zeitung? Schon mal den Namen Ben Jones gehört?«
    »Der Typ, der das Mädchen umgebracht hat? Du spinnst wohl! Verdammte
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