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Nevada Pass

Nevada Pass

Titel: Nevada Pass
Autoren: Alistair MacLean
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Claremont sich ihnen unbemerkt bis auf zehn Schritte nähern konnte. Er ging hinter einem kräftigen Kiefernstamm in Deckung, lehnte sein Gewehr an den Baum und zog seinen Colt.
    Auf dem Zug versuchten Pearce und O'Brien mit wildem Gestikulieren und wiederholtem Deuten auf das ferne Kieferngehölz zu erreichen, daß White Hand mit seinen Männern kehrtmachte. Als der Indianerhäuptling dies endlich begriff, blieb er stehen und bedeutete seinen Männern, das gleiche zu tun. Dann drehte er sich um und wies auf das Kiefernwäldchen.
    »Die Pferde!« brüllte White Hand. »Zurück zu den Pferden!« Aber schon nach dem ersten Schritt blieb er abrupt stehen: Die beiden Schüsse waren in der klaren Luft deutlich zu hören. White Hand gab zwei seiner Männer mit unbeweglichem Gesicht ein Zeichen, und sie setzten sich in Richtung auf das Wäldchen in Bewegung, beeilten sich aber nicht sonderlich – es war ihnen klar, daß auch sie nichts mehr ändern konnten, wenn sie rannten.
    Pearce sagte wütend: »Jetzt wissen wir, warum Deakin die Geschwindigkeit gedrosselt und die Sprengkapsel gezündet hat – er wollte uns ablenken, während Claremont auf der anderen Seite absprang.«
    »Was mich beunruhigt, sind die beiden Dinge, die wir nicht wissen: Warum ist White Hand hier, und woher um alles in der Welt wußte Deakin, daß er hier sein würde?« O'Brien schien nichts mehr zu verstehen.
    Die Indianer standen mit gesenkten Gewehren fast dreihundert Meter hinter dem Zug und starrten ihm nach. Deakin blickte zurück und öffnete das Dampfventil ein wenig.
    »Wir müssen ihn aufhalten!« Fairchilds Stimme war deutlich anzumerken, daß er kurz vor einem hysterischen Anfall stand. »Wir müssen, wir müssen, wir müssen. Wir fahren kaum mehr als Schrittgeschwindigkeit. Wir könnten abspringen, zwei Mann auf jeder Seite des Zuges und nach vorn laufen und –«
    O'Brien fiel ihm ins Wort: »Und zusehen, wie er uns zuwinkt und abdampft?«
    »Glauben Sie wirklich, daß er deshalb so langsam fährt?«
    »Warum wohl sonst?«
    Claremont hielt die beiden reiterlosen Pferde am Zügel und lenkte sein eigenes Pferd eine schmale Furt hinauf. Vor ihm kamen die durchgegangenen Pferde allmählich zum Stehen. Oben angelangt hielt Claremont sein Pferd an und blickte nach vorn: In weiter Ferne war der Eingang zu einem Tal zu sehen, das nach rechts abzweigte. Die Telegraphenmasten, die aus dem Schnee herausragten, waren deutlich zu erkennen: Es war das westliche Ende des Nevada Passes.
    Claremont verzog schmerzlich das Gesicht und betrachtete seine verbundene linke Hand: Der Verband und ein Stück des Zügels waren blutgetränkt. Er gab sich einen Ruck und stieß dem Pferd die Fersen in die Seiten.
    Der Zug fuhr jetzt schneller und ließ die Indianer immer weiter hinter sich. White Hand sah den beiden Kriegern, die vom Kiefernwäldchen zurückkamen, unbeweglich und mit ausdruckslosem Gesicht entgegen. Einer der beiden hob stumm die Hände. White Hand nickte und wandte sich ab. Seine Männer sammelten sich um ihn, und schweigend setzten sie sich in Zweierreihen an den Schienen entlang in Richtung Fort Humboldt in Bewegung.
    Auf der hinteren Plattform des Zuges sahen Fairchild, O'Brien, Pearce und Henry mit wachsender Nervosität White Hand und seine Männer immer weiter zurückbleiben. Und ihre nervliche Verfassung verschlimmerte sich noch, als sie kurz hintereinander zwei Pistolenschüsse hörten. Fairchild war am Ende seiner Kraft. »Und was sollte das?«
    »Das war zweifellos Claremont«, sagte Pearce überzeugt. »Wahrscheinlich war das das Zeichen für Deakin, daß er die Pferde von White Hand in alle Winde zerstreut hat. Das bedeutet, daß White Hands Männer einen langen Fußmarsch vor sich haben. Und wenn sie endlich in Fort Humboldt ankommen, wird Deakin ihnen einen rauschenden Empfang bereiten.«
    »Sepp Calhoun ist auch noch da«, sagte der Gouverneur voller Hoffnung.
    »Calhoun hat nicht mehr Chancen, mit Deakin fertig zu werden, als meine Großmutter«, sagte Pearce. »Selbst wenn er ausnahmsweise mal nüchtern sein sollte.« Er betrachtete einen Augenblick lang aufmerksam die vorbeigleitende Landschaft und blickte triumphierend in die Runde: »Was habe ich gesagt? Jetzt fährt er schneller!«
    Pearce hatte recht. O'Brien sagte: »Wahrscheinlich hat er die Hoffnung aufgegeben, daß wir auf seine Tricks hereinfallen und abspringen.« Er beugte sich über das Geländer und blickte nach vorn. Ein scharfer Knall ertönte, und O'Brien zog
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