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Nevada Pass

Nevada Pass

Titel: Nevada Pass
Autoren: Alistair MacLean
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blitzschnell den Kopf zurück. Er nahm seinen Hut ab und betrachtete eingehend das gezackte Loch in der Krempe.
    Pearce sagte trocken: »In anderer Hinsicht scheint er aber durchaus noch Hoffnung zu hegen.«
    In der Lokomotive blickte Deakin durch das Führerfenster nach vorn. Es hatte aufgehört zu schneien. Keine zweihundert Meter entfernt stießen der westliche Ausgang des Nevada Passes und das Tal zu seiner Rechten zusammen, und dort sollte Claremont auf ihn warten. »Festhalten!« sagte Deakin. Er schloß das Dampfventil und bremste scharf. Die Räder blockierten augenblicklich, und zum zweiten Mal prallten krachend die Puffer aufeinander. Die vier Männer auf der hinteren Plattform sahen sich mit einer Mischung aus Furcht und Verwirrung an. Deakin reichte Marica Banlons Revolver und holte die zweite Sprengkapsel aus der Werkzeugkiste.
    Der Zug kam zum Stehen! »Jetzt!« kommandierte Deakin und Marica sprang aus dem Führerhaus, landete mit einem Schmerzensschrei auf der Böschung und überschlug sich mehrere Male. Deakin löste die Bremse, riß den Hebel herum und öffnete das Dampfventil so weit es ging. Sekunden später war er neben ihr.
    Es dauerte mehrere Minuten, ehe die vier Männer auf der hinteren Plattform merkten, daß der Zug rückwärts fuhr. O'Brien entdeckte es als erster und beugte sich hinaus. Seine Augen weiteten sich vor Verblüffung, als er sah, daß Deakin von der Böschung aus auf ihn zielte, aber er erfaßte die Situation trotzdem noch so rechtzeitig, daß er der Kugel entgehen konnte.
    »Großer Gott«, sagte er, »sie sind abgesprungen!«
    »Um Himmels willen! Runter vom Zug!« kreischte Fairchild hysterisch.
    O'Brien hielt ihn zurück. »Nein!«
    »Mein Gott, Mann, erinnern Sie sich doch, was mit den Truppenwaggons passiert ist!«
    »Wir brauchen den Zug! Kennen Sie sich mit Lokomotiven aus, Nathan?«
    Pearce schüttelte den Kopf.
    »Ich auch nicht. Aber ich will's versuchen.« Er wies nach vorn. »Kümmern Sie sich um Deakin.«
    Pearce nickte und sprang von der Plattform. Der Zug fuhr jetzt bereits schneller, und Pearce überschlug sich mehrmals, bevor er am Fuß der Böschung landete. Er stand auf und blickte sich um.
    Der immer schneller fahrende Zug war bereits fünfzig Meter entfernt. Pearce blickte in die andere Richtung, wo er gerade noch Deakins Kopf und Schultern sehen konnte.
    Deakin stützte Marica, so gut er konnte.
    »Das hat uns gerade noch gefehlt«, sagte Deakin. »Wo haben Sie sich verletzt?«
    »Am Knöchel. Und an der Hand.«
    »Können Sie stehen?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube nicht.«
    »Dann setzen Sie sich.« Er half ihr, sich neben dem Schienenstrang niederzulassen, aber wenn sie damit gerechnet hatte, daß er sich auch weiterhin um sie kümmern würde, wurde sie enttäuscht. Er blickte dem Zug nach und sah, daß er sich bereits mehr als einen halben Kilometer entfernt hatte. Was er nicht sah, war, daß O'Brien über die Holzscheite in den Tender kletterte und gleich darauf mit bedrücktem und unentschlossenem Gesicht vor der verwirrenden Vielzahl von Bedienungs- und Kontrollgeräten stand.
    Deakin bückte sich und schob die Sprengkapsel unter eine Schiene dicht neben einer Schwelle. Er bedeckte sie mit Steinen und Erde und ließ nur den Zünder frei.
    Marica fragte kühl: »Wollen Sie das Gleis in die Luft sprengen?«
    »So ist es.«
    »Daraus wird wohl nichts werden.« Pearce kam mit dem Colt in der Hand auf sie zu. Er warf einen kurzen Blick auf Marica, die mit der rechten Hand ihr linkes Handgelenk massierte. »Von einem fahrenden Zug zu springen, ist gar nicht so einfach was?« sagte er ironisch und wandte sich dann an Deakin: »Ihren Revolver, wenn ich bitten darf. Und fassen Sie das Ding am Lauf an, Freundchen.«
    Deakin griff in seine Jacke und zog seinen Colt heraus.
    Plötzlich sagte Marica hinter Pearce: »Ich hab' auch eine Waffe. Drehen Sie sich um, Marshal. Hände hoch.«
    Pearce gehorchte und starrte verblüfft auf den Revolver in Maricas Hand hinunter.
    Deakins Finger schlossen sich um den Lauf seines Colts, Pearce, der ahnte, was kommen würde, warf sich zur Seite, so daß der Schlag etwas von seiner Wucht einbüßte. Aber trotzdem stolperte er und fiel zu Boden, und der Revolver entglitt seiner vorübergehend kraftlosen Hand. Er wollte sich über ihn werfen, aber Deakin war noch schneller. Er sprang vor und holte mit dem rechten Fuß aus.
    Marica krümmte sich vor Entsetzen, als sie das Geräusch hörte. Sie flüsterte: »Sie haben ihn
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