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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie
Autoren: W Gibson
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Augen. »Er ist dein Kobun .«
    »Nicht mehr. Während wir hier mit unseren Problemen zu kämpfen hatten und darum abgelenkt waren, ging er neue, dubiose Bindungen ein und beschritt Wege, die wir nicht billigen konnten.«
    »Und deine Probleme, Vater?«
    War da ein Anflug eines Lächelns? »Das ist ausgestanden. Es herrschen wieder Eintracht und Ordnung.«

    »Äh, entschuldigen Sie, Sir, Mr. Yanaka«, begann Tick, dann schien ihm die Stimme zu versagen.
    »Ja. Und Sie sind …«
    Ticks zerschlagenes Gesicht verzog sich zu einem besonders starken und kläglichen Zwinkern.
    »Er heißt Tick, Vater. Er hat mich bei sich aufgenommen und beschützt. Zusammen mit Col… mit dem Maas-Neotek-Gerät hat er mir heute Abend das Leben gerettet.«
    »Wirklich? Darüber bin ich gar nicht informiert. Ich hatte den Eindruck, du hättest seine Wohnung gar nicht verlassen.«
    Etwas Kaltes … »Woher?«, fragte sie und beugte sich vor. »Woher weißt du das?«
    »Das Maas-Neotek-Gerät meldete uns deinen Aufenthaltsort, sobald er bekannt war – sobald es von Swains Systemen nicht mehr daran gehindert wurde. Wir haben Aufpasser in die Gegend geschickt.« Sie erinnerte sich an den Nudelverkäufer. »Natürlich ohne Swain davon zu unterrichten. Aber das Gerät hat keine zweite Meldung mehr abgesetzt.«
    »Es war kaputt. Ein Unfall.«
    »Und trotzdem hat es dir das Leben gerettet, sagst du?«
    »Sir«, meldete sich Tick wieder zu Wort, »verzeihen Sie, aber was ich meine, ist, bekomme ich Deckung ?«
    »Deckung?«
    »Schutz. Vor Swain und seinen korrupten SB-Freunden und all den andern …«
    »Swain ist tot.«
    Schweigen. »Aber irgendwer wird den Laden doch schmeißen. Den Club, meine ich. Ihr Geschäft.«
    Mr. Yanaka betrachtete Tick mit unverhohlener Neugier. »Natürlich. Wie sollten Eintracht und Ordnung sonst fortbestehen?«
    »Gib ihm dein Wort, Vater«, sagte Kumiko, »dass ihm nichts geschehen wird.«

    Yanaka schaute von Kumiko zu dem grimassierenden Tick. »Ich darf Ihnen meine tiefste Dankbarkeit aussprechen, Sir, dass Sie meine Tochter beschützt haben. Ich stehe in Ihrer Schuld.«
    »Giri«, sagte Kumiko.
    »Mann o Mann«, meinte Tick ehrfürchtig, »das ist echt’n Hammer.«
    »Vater«, sagte Kumiko, »hast du an dem Abend, als Mutter starb, die Sekretäre angewiesen, sie allein gehen zu lassen?«
    Ihr Vater verzog keine Miene. Dann sah sie einen Kummer in seine Züge treten, wie sie ihn noch nie zuvor gesehen hatte. »Nein«, sagte er schließlich.
    Tick hustete.
    »Danke, Vater. Werde ich jetzt nach Tokio zurückkehren?«
    »Gewiss, wenn du willst. Obwohl du nur sehr wenig von London zu sehen bekommen hast, soweit ich weiß. Mein Geschäftspartner wird gleich in Mr. Ticks Wohnung erscheinen. Wenn du noch ein wenig bleiben möchtest, um die Stadt zu erkunden, wird er das arrangieren.«
    »Danke, Vater.«
    »Auf Wiedersehen, Kumi.«
    Und weg war er.
    »Na dann«, sagte Tick und zuckte fürchterlich zusammen, als er den heilen Arm ausstreckte, »hilf mir mal hoch …«
    »Aber du musst ärztlich versorgt werden.«
    »Werd ich doch.« Er kam mühsam auf die Beine und humpelte in Richtung Toilette, als Petal vom dunklen Hausflur aus die Tür öffnete. »Wenn du mein Schloss kaputt gemacht hast«, sagte Tick, »dann bezahl mir das mal lieber.«
    »Tut mir leid«, sagte Petal verblüfft. »Ich komme Miss Yanaka holen.«
    »Zu spät, Kamerad. Da war eben ihr Dad am Telefon. Der hat uns erzählt, dass Swain den Löffel abgegeben hat. Und
dass er uns den neuen Boss herschickt.« Er grinste schief und triumphierend.
    »Tja, weißt du«, sagte Petal freundlich, »das bin ich.«

42
    Factory, Erdgeschoss
    Cherry schreit immer noch.
    »Stopf ihr mal jemand das Maul«, sagt Molly, die mit der kleinen Knarre an der Tür steht, und Mona glaubt, sie kann das, kann Cherry was von ihrer Stille abgeben, wo alles interessant ist und nichts zu sehr nervt, aber auf dem Weg zu ihr sieht sie die zerknüllte Tüte am Boden und erinnert sich an das Derm darin; vielleicht hilft das Cherry, sich zu beruhigen. »Hier«, sagt sie, als sie bei ihr ist, pult die Folie auf der Rückseite ab und klebt Cherry das Derm seitlich an den Hals. Cherrys Geschrei verebbt zu einem Gurgeln, während sie an den alten Büchern zusammensackt, aber Mona ist sicher, dass ihr nichts passiert, und abgesehen davon krachen unten Schüsse: Draußen hinter Molly saust ein weißes Leuchtspurgeschoss scheppernd zwischen den Stahlträgern umher, und Molly schreit Gentry zu, ob
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