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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie
Autoren: W Gibson
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Das-was-nicht-mehr-so-ist-wie-früher. Wie oft müssen Gibsons Figuren unterbewusst feststellen, dass sie etwas nachtrauern, für das sie keinen Namen haben. Als würden sie bis an ihr Lebensende verfolgt von Erinnerungen, nicht nur den eigenen, nein, auch fremden.«
    Natürlich ist Gibson ein in der Wolle gefärbter Spannungsautor, der die Plot Points exakt setzt, die Genre-Konventionen in- und auswendig kennt und seiner Sprache eine atemberaubende Geschwindigkeit verleiht. Und doch bestechen die Neuromancer-Romane durch eine Tendenz zu Retardation und Kontemplation, zu den Geschichten hinter der Geschichte, dem Ereignis zwischen den Ereignissen. Immer wieder scheint die Erzählung den Atem anzuhalten – wenn Case sich an »welkes Gras in den Ritzen eines schrägen Stücks Straßenbeton« erinnert, wenn Turner im Eichhörnchenwald seiner verlorenen Kindheit nachspürt -, immer wieder entsteht eine frappierende Gleichzeitigkeit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, eine fragile Balance aus Erzähltem und Unerzähltem.
    Gibsons Helden sind Menschen, die zu einer immer schneller werdenden Musik tanzen, bis sie schließlich so schnell ist, dass niemand mehr mithalten kann; sie taumeln durch eine Welt, die unter ihren Füßen zerbröckelt, in der man den Dingen beim Verschwinden zusehen kann. Eine entgrenzte Baustelle, ein globales Transithotel. Und es genügt, aufmerksam Zeitung zu lesen – oder eben im Netz zu surfen -, um zu wissen: Wir bewegen uns auf diese Welt zu.
    William Gibson wusste das von Anfang an. Und er wusste auch, dass diese Zukunft keinem erkennbaren editorischen Prinzip mehr folgen wird. Was gehört noch zusammen, was
bildet ein Ganzes? Was hat Bedeutung, was keine? Was ist Zeichen, was bloß Rauschen? Wer schreibt das, wie man in der Stadtplanung sagt, »script of reality«, wenn man Dinge und Wesen Atom für Atom zusammen- und wieder auseinanderbauen kann, wenn jede Umgebung, jede Oberfläche eine Projektion sein kann?
    Und vor allem: Was wird aus dem Menschen in einer solchen Zukunft? »Collagen von jemand anderem«, wie es in »Count Zero« heißt? Oder jene »Geister in der Maschine«, die sich in »Mona Lisa Overdrive« der Realität bemächtigen?
    Kinder, denen man mathematische Begriffe erklärt … In der Neuromancer-Trilogie hat uns William Gibson erstmals in der Literaturgeschichte eine Vorstellung davon gegeben, was es bedeutet, wenn Medientechnologien im wahrsten Sinne des Wortes zu Bewusstseinstechnologien werden. Was es bedeutet, wenn diese Technologien »Welt« produzieren: Längst sind Handys mehr als eine reine Weiterentwicklung des Telefons, sondern definieren unser Zusammenleben. Längst sind Navigationsgeräte oder WLAN-Netze mehr als bloße technische Orientierungsmittel, sondern strukturieren den Raum. Längst sind Computerspiele mehr als eine Freizeitbeschäftigung, sondern prägen unsere Fähigkeit, uns in fremde Situationen, in fremde Menschen hineinzuversetzen. Und längst ist das Internet, der Cyberspace, mehr als eine neuartige Form der Massenkommunikation – das Internet ist Kommunikation.
    Der Cyberspace ist heute, dreißig Jahre nach William Gibsons »Neuromancer«, nicht mehr dort , er ist hier – da, wo wir gerade sind. Die andere, die neue Welt ist nun die, in der es keinen Netzanschluss gibt, in der das Handy nicht funktioniert, in der irgendjemand den Stecker gezogen hat.
    Von dieser anderen Welt wissen wir kaum mehr etwas.
    Beste Voraussetzungen also, sie neu zu erschaffen.
    Sascha Mamczak

Titel der amerikanischen Originalausgaben
    NEUROMANCER
    COUNT ZERO
    MONA LISA OVERDRIVE
    Deutsche Übersetzung von Reinhard Heinz und Peter Robert
     
     
    Redaktion: Alexander Martin
    Copyright © 1984, 1986, 1988 by William Gibson
    Copyright © 2009 des Nachworts by Sascha Mamczak Copyright © 2009 der deutschen Ausgabe und der Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München in der Verlagsgruppe Random House GmbH www.heyne.de
     
    eISBN : 978-3-641-04273-8
    www.randomhouse.de
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