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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Daniela Larcher
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zivil, aber ja, ich bin Polizist.« Morell wandte sich wieder an Frau Oberhausner. »Lassen Sie mich wissen, falls ich irgendwas für Sie tun kann.«
    »Danke.« Frau Oberhausner nahm Morells Hand in die ihre, drückte sie und verabschiedete sich.
    Morell sah ihr nach, wie sie durch die Privat-Tür verschwand und wollte wieder zurück in den Frühstücksraum gehen.
    »Sie könnten vielleicht etwas für mich tun.« Morell blickte direkt in ein Paar grüner Katzenaugen. »Kennen Sie sich mit Mord aus?«
    Der Chefinspektor nickte und wartete gespannt, worauf die Frau hinauswollte.
    »Beate Jäger«, stellte sie sich vor und streckte ihm ihre Hand entgegen. »Haben Sie kurz Zeit? Können wir uns vielleicht setzen?« Sie deutete auf eine beige Sitzgruppe, die gegenüber der Rezeption stand.
    »Nun ja …« Morell schielte in das Restaurant. Valerie und Leander schienen ihn noch immer nicht zu vermissen. »Von mir aus. Dann lassen Sie mal hören, was Sie auf dem Herzen haben.« Er ging zu der Sitzgruppe und ließ sich in die weichen Polster fallen.
    »Es geht um meine beste Freundin, Sabine Weigl«, fing Frau Jäger an zu erzählen. »Sie wurde vorgestern Nacht ermordet. Aber keiner will mir das glauben. Alle behaupten, sie habe Selbstmord begangen.«
    »Sie reden von der Krankenschwester, die sich in die Schlucht gestürzt hat?«
    »Genau von der. Sie haben also schon davon gehört?«
    »Ja, und der Sohn von Frau Oberhausner denkt, es sei ein Tatzelwurm gewesen.«
    »Stimmt. Die Sache mit Patrick und seinem Tatzelwurm-Geschrei hat im ganzen Dorf die Runde gemacht. Natürlich glauben alle, dass er spinnt, aber vielleicht hat er ja tatsächlich etwas beobachtet.«
    »Sie glauben also nicht an einen Selbstmord.«
    »Nein.« Beate Jäger schüttelte den Kopf so heftig, dass ihre Haare in alle Richtungen flogen. »Sabine war jung und fröhlich und hatte keinen Grund, sich umzubringen.«
    »Den meisten Menschen merkt man ihre Gründe nicht an.«
    »Das hat Inspektor Danzer auch schon gesagt, aber ich bin mir trotzdem ganz sicher. Ich weiß es hier«, sie tippte an ihren Kopf, »und hier«, sie griff sich an ihren Bauch. »Glauben Sie mir – mein Bauch lügt nie.«
    Morell, der dasselbe von seinem eigenen Bauch behauptete, gab ein zustimmendes »Mhm« von sich. »Und was soll ich Ihrer Meinung nach jetzt tun? Anscheinend waren Sie ja eh schon bei der Polizei.«
    »Ja, aber auch dort will mir niemand glauben. Könnten Sie sich den Fall vielleicht ansehen und mit dem Inspektor sprechen?« Sie sah ihn mit großen, flehenden Augen an. »Bitte.«
    Morell dachte kurz nach. Er konnte den Tag entweder damit verbringen, sich in beißender Kälte eine halsbrecherische Piste hinunterzuquälen, oder er konnte in einer gut beheizten, kleinen Polizeiinspektion mit einem Kollegen plaudern. Die Entscheidung fiel ihm nicht schwer. »Ich sage nur kurz meinen Freunden Bescheid. Bin gleich wieder da.«
    Er stand auf und ging in den Frühstücksraum.
    »Da bist du ja!« Valerie nahm den Ortsplan von St. Gröben und Umgebung und drehte ihn so, dass Morell all die bunt eingezeichneten Lifte, Pisten und Skihütten sehen konnte. »Was meinst du? Leander und ich haben uns überlegt, dass wir erst mit der Gondelbahn zum Alpjoch und dann …«
    »Es tut mir unheimlich leid«, unterbrach Morell sie, »aber ich werde heute leider nicht zum Skifahren mitkommen können.« Das ›unheimlich leid‹ und das ›leider‹ waren heillos gelogen, und Morell, der noch nie ein guter Lügner gewesen war, spürte, wie ihm die Schamesröte ins Gesicht stieg. »Dieser Vorfall, von dem wir gestern gesprochen haben, ihr wisst schon, die tote Krankenschwester – es gibt da anscheinend einige Ungereimtheiten, und ich wurde um Hilfe gebeten.«
    »Aber Schatz, wir sind doch im Urlaub«, warf Valerie ein.
    »Ja natürlich, aber da draußen«, Morell deutete mit dem Kopf in Richtung Lobby, »da sitzt eine wirklich traurige Frau, die dringend Hilfe braucht.«
    »Aber …« Valerie machte einen Schmollmund und schaute Morell mit ihren großen, rehbraunen Augen eindringlich an.
    »Es ist wirklich wichtig. Und Skifahren zu dritt ist sowieso nicht optimal«, redete Morell schnell weiter, bevor er schwach wurde. »Die meisten Lifte sind doch für zwei Personen gemacht. Einer von uns müsste also ständig alleine fahren. Ihr habt zu zweit sicher viel mehr Spaß.«
    »Aber …«
    Morell küsste Valerie den Rest des Satzes von den Lippen. »Sei mir nicht böse, aber ich werde
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