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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Daniela Larcher
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gepflegte Topfpflanzen, bunte Bilder an den Wänden, und auf Danzers Schreibtisch stand eine ganze Reihe von Familienfotos. Zudem war es heimelig warm und roch gut nach Kaffee und Kuchen. »Ich will ganz ehrlich zu Ihnen sein – der Fall Sabine Weigl interessiert mich absolut nicht. Ich bin froh, wenn ich nichts mit toten Menschen zu tun haben muss.«
    Die Freundlichkeit kehrte zurück ins Danzers Gesicht. Er lehnte sich zurück, strich über seinen Schnurrbart und musterte seinen Landauer Kollegen. »Da sind wir dann schon zwei. Möchten Sie vielleicht einen Kaffee oder einen Tee?«
    »Tee wäre fein.«
    »Dazu ein Stück Kuchen?«
    »Da sage ich nicht Nein.« Morell lächelte zufrieden in sich hinein – hier ließ es sich aushalten.
    Danzer nahm das Telefon und drückte auf eine Kurzwahltaste. »Oliver, sei so gut und bring unserem Gast eine Tasse Tee und einen Teller. Ich hätte gerne noch einen Kaffee.« Er legte auf. »Was führt Sie dann zu mir?«
    »Um ehrlich zu sein, wollte ich mich einfach nur vor dem Skifahren drücken. Meine Freunde sind total begeistert davon und haben mir einen Urlaub hier in St. Gröben spendiert, aber ich kann Wintersport leider absolut nichts abgewinnen – da kam mir Frau Jägers Anliegen natürlich ganz gelegen, und ich konnte nicht widerstehen.«
    Danzer brach in schallendes Gelächter aus. »Na, Sie sind mir ja einer.« Er tätschelte seinen Bauch, der sich kugelförmig unter seinem Hemd abzeichnete, und grinste. »Ich persönlich kann mit diesem ganzen Sport- und Fitnesskram auch nichts anfangen. Ich bin eher der gemütliche Typ, den man mit einem guten Essen und einer Flasche Wein glücklich machen kann – a pro pos …« Er schnappte sich das Telefon und drückte auf eine Kurzwahltaste. »Oliver, wo bleibt denn nur der Kaffee? Mahlst du etwa wieder jede Bohne einzeln?« Er wandte sich an Morell. »Der Junge ist manchmal nicht wirklich der allerschnellste – aber er ist das Patenkind meiner Frau, ich kann ihn also nicht ersetzen.« Er zuckte mit den Schultern.
    Kurze Zeit später kam Oliver mit dem Gewünschten herein. Als er wieder draußen war, griff Danzer unter seinen Schreibtisch, zog eine Platte mit Kuchen, hervor und hievte ein Stück davon auf Morells Teller. »Marillen-Streusel-Kuchen.«
    Morell griff nach einer Gabel und ließ sich ein Stück des Kuchens auf der Zunge zergehen. »Mmm«, ließ er anerkennend verlauten. »Der ist ja lecker.«
    »Den hat meine Frau selbstgemacht. Ich gestehe, ich kann nicht genug davon kriegen.« Er tätschelte seinen Medizinballbauch. »Bald werde ich meine Uniform sprengen.«
    Morell deutete auf seinen eigenen Bauch, um Danzer zu zeigen, dass er genau wusste, wovon dieser sprach. »Willkommen im Club.« Er nahm einen Schluck Tee und lehnte sich zurück.
    »Oliver hat gemeint, Sie seien Chefinspektor?«
    Morell bejahte.
    Danzer pfiff durch die Zähne. »Nicht schlecht. Und in welcher Stadt sind Sie tätig?«
    Morell verschränkte die Arme vor seinem Körper. »Ich war erst bei der Kripo in Wien und habe mir eingebildet, ich müsse Karriere machen. Irgendwann hatte ich dann aber die ganze Gewalt satt und bin zurück in meinen Heimatort Landau gezogen.« Er schob sich ein weiteres Stück Kuchen in den Mund. »Ich bin ganz happy mit all den gestohlenen Blumentöpfen und entlaufenen Hunden, um die ich mich kümmern muss.«
    »Bei mir sind’s gestohlene Skier und betrunkene Randalierer – ich sag nur Après-Ski.«
    Morell nickte wissend. »Ich weiß, was Sie meinen, gibt’s bei uns auch. Warum kennen nur so viele Leute beim Trinken ihre Grenzen nicht? Mir graust es jedes Jahr aufs Neue vor dem Dorffest.«
    Danzer nahm einen Schluck Kaffee, öffnete eine Schublade und holte eine Akte heraus. »Hier!« Er legte die Papiere vor Morell auf den Tisch.
    »Sabine Weigl?«
    »Genau. Sie sollten sich vielleicht einen kurzen Überblick verschaffen, damit Sie nachher Frau Jäger und Ihren Freunden Rede und Antwort stehen können, falls die wissen wollen, was wir zwei so besprochen haben. Ich wette, dass die nämlich nicht gerne hören werden, dass wir bei Kaffee und Kuchen ein feines Pläuschchen gehalten haben. Lernen Sie also wenigstens die Eckdaten auswendig, damit Sie was zu erzählen haben.«
    Morell schmunzelte. »Gute Idee.« Er öffnete die Mappe und überflog deren Inhalt: Ein paar Fotos vom Fundort, ein Bericht des Leichenbeschauarztes, der Totenschein, eine Kopie des Abschiedsbriefs und die Aussagen von Familie und
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