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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Daniela Larcher
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und war auf eine unaufdringliche Art und Weise in die malerische Umgebung, die aus einem verschneiten Wald und majestätischen Gipfeln bestand, eingebettet. Dank eines großen Schilds neben dem Eingang, das die Existenz eines Pools ankündigte, und aufgrund der vielen Skilifte, die auf den umliegenden Bergen zu sehen waren, hielt sich Morells Freude über das pittoreske Erscheinungsbild seiner Unterkunft jedoch schwer in Grenzen.
    Noch bevor Valerie sich über den mangelnden Enthusiasmus ihres Freundes wundern konnte, kam Leander Lorentz mit offenen Armen aus der Pension gelaufen. »Da seid ihr ja endlich!«, rief der fesche, wie immer braungebrannte Archäologe und begrüßte die beiden Ankömmlinge. »Ich dachte schon, ihr kommt heute gar nicht mehr an.«
    »Otto hat getrödelt.« Valerie warf Morell einen kritteligen Blick zu.
    »Jetzt sind wir ja da, und alles ist gut«, sagte dieser schnell. Die nächste Woche würde so oder so schon schlimm genug für ihn werden, da wollte er sie nicht auch noch mit einem Streit beginnen.
    »Ja, das ist es.« Valerie strahlte wieder von einem Ohr zum anderen, gab Morell einen Kuss auf die Wange und wandte sich dann an Leander. »Du hast eine wirklich tolle Wahl getroffen. Der Urlaub wird sicher klasse!«
    »Schön, dass es euch gefällt.« Leander setzte das für ihn typische Grinsen auf und zeigte auf eine Bergkette. »Das da drüben ist die Mutteralp, da gibt es eine tolle Abfahrt und daneben …«
    »Genießt ihr ruhig noch ein bisschen die Landschaft«, unterbrach Morell die Ausführungen seines Freundes. »Ich geh derweil schon mal einchecken.« Er schnappte sich die Koffer und stapfte in Richtung Eingangstür.
    »Die Pisten sind übrigens perfekt präpariert, der Schnee ist fantastisch, und ich habe uns coole Carvingskier organisiert«, rief Leander ihm nach.
    »Super!«, schrie Morell zurück, wandte sich dann wieder nach vorn und grummelte leise vor sich hin. Seine Laune sank gerade ins Bodenlose. »Herr«, murmelte er. »Wenn du es irgendwie schaffst, diesen Kelch an mir vorübergehen zu lassen, dann verspreche ich, dass ich die kommende Fastenzeit wirklich einhalten werde.« Er schielte auf seinen Bauch, dachte an die vielen gescheiterten Diäten, die er bereits hinter sich hatte, und nickte: Vierzig Tage lang zu fasten war wirklich ein großes Opfer und somit ein fairer Einsatz.
     
    Er schleppte das Gepäck zur Rezeption, ließ es schwungvoll auf den Boden fallen und schaute sich um. Der Enzianhof wirkte von innen genauso nett wie von außen. Kuschelige Teppiche und urige Holzvertäfelungen schafften eine heimelige Atmosphäre, und ein offener Kamin in der Empfangshalle sorgte für knisternde Wärme. Doch nicht einmal die behagliche Temperatur und die liebevoll ausgewählte Einrichtung schafften es, Morells Übellaunigkeit zu bessern. Da weit und breit kein Personal zu sehen war, rief er laut: »Hallo«, und fing dann an, ungeduldig auf die Tresenklingel zu drücken. »Hallo? Kümmert sich hier denn keiner um die Gäste?«
    Es dauerte nicht lange, bis eine etwa 40 -jährige Frau in einem rosaroten Dirndl herangeeilt kam. »Bitte entschuldigen Sie«, sagte sie und hastete hinter die Rezeption.
    Morell musterte die Frau und bereute sofort sein ruppiges Auftreten. Frau ›A. Oberhausner‹, wie sie laut ihrem Namensschild hieß, hatte tiefe, dunkle Ringe unter den Augen, und es war ziemlich offensichtlich, dass sie geweint hatte. »Tut mir leid«, sagte er. »Ich wollte nicht unfreundlich sein.«
    »Schon in Ordnung.« Frau Oberhausner rang sich ein schwaches Lächeln ab und schaute in ihr Reservierungsbuch. »Sie sind sicher Herr Otto Morell.«
    »Genau. Meine Begleitung, Frau Valerie Gasser, kommt auch gleich.«
    Frau Oberhausner machte ein kleines Häkchen neben die beiden Namen und holte einen Schlüssel aus einer Schublade. »Bitte sehr. Sie haben Zimmer Nummer  29 . Das befindet sich im zweiten Stock.«
    Morell nahm den Schlüssel entgegen, schnappte das Gepäck und versuchte gerade vergeblich, einen Aufzug auszumachen, als ein kleiner Mann mit einem kahlen, hochroten Kopf an ihm vorbeistapfte und direkt auf Frau Oberhausner zusteuerte.
    »Ich verstehe, dass Ihr Sohn aufgebracht ist, aber das elende Geschrei muss jetzt ein Ende haben, sonst werden meine Frau und ich uns eine andere Bleibe suchen!«, schimpfte der Glatzkopf so laut, dass Morell zum unfreiwilligen Zuhörer wurde.
    Frau Oberhausner rang offensichtlich mit den Tränen. »Es tut mir so unendlich
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