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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity
Autoren: Ann Granger
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Position angeboten – die der Gesellschafterin seiner Schwester Phoebe, da seine Schwester Christina »gegenwärtig woanders weilte«, wie er es nannte. Da Phoebe nicht gewöhnt war, ohne weibliche Gesellschaft zu leben, würde ich mir das Angebot ja vielleicht überlegen …?
    Ich lehnte das Angebot ab. Es war, wie ich vermutete, sowieso nur deswegen erfolgt, damit er mich weiterhin im Auge behalten konnte. Ich kannte die Wahrheit über die Ereignisse in Shore House, und er befürchtete, dass ich schwatzen würde. Ich schwatze nicht, doch es konnte nicht schaden, Charles Roche in dem Glauben zu lassen, dass ich es tun könnte.
    Tante Parry war ein wenig verlegen, weil sie es war, die mir den Posten in Shore House angedient hatte. Ich nehme an, sie fühlte sich mir gegenüber verpflichtet. Darüber hinaus war es ihr in der Zeit meiner Abwesenheit nicht gelungen, eine neue Gesellschafterin als Ersatz für mich zu finden, und so war meine Rückkehr mehr oder weniger willkommen.
    Dr. Lefebre hatte ich allerdings nicht zum letzten Mal gesehen, wiesich herausstellen sollte. Eines Nachmittags kam er unerwartet zu Besuch in das Haus von Tante Parry am Dorset Square.
    »Ich denke, ich schulde Ihnen eine Erklärung, Miss Martin«, sagte er.
    Er saß in einem Lehnsessel in Tante Parrys Salon, so schick und vornehm wie eh und je. Tante Parry selbst war nicht zugegen; sie war zu einer Whist-Partie bei Freunden gefahren. Es war mir recht. Ich war sicher, dass Lefebre genau die Sorte Mann war, die großen Eindruck auf sie machte.
    »Sie schulden mir überhaupt nichts, Doktor«, erwiderte ich.
    »Aber ich sehe, dass Sie mich und meine Handlungsweise missbilligen, Miss Martin«, sagte er mit einem verlegenen Lächeln.
    Ich spürte, wie ich errötete, und das ärgerte mich. »Ich denke nicht, dass Sie sich einwandfrei verhalten haben, Doktor, aber meine Meinung ist für Sie ohne jede Bedeutung.«
    »Ganz im Gegenteil, Miss Martin. Es verursacht mir Unbehagen zu denken, dass Sie eine so schlechte Meinung von mir haben. In der kurzen Zeit unserer Bekanntschaft habe ich eine mehr als hohe Meinung von Ihnen gewonnen. Ich bin ein großer Bewunderer von Ihnen, meine liebe Miss Martin!«
    Du gütiger Himmel! Gott sei Dank, dass Tante Parry nicht zugegen war, um sich das anzuhören! Ich würde Ben ganz gewiss nichts davon erzählen.
    »Aber ich sehe, dass meine Bewunderung keinen Eindruck bei Ihnen macht«, fuhr er fort.
    Mein Gesicht hat mich schon immer verraten. »Es wäre mir lieber, Sie würden so etwas nicht sagen«, gestand ich.
    »Ich habe Sie niemals angelogen, Miss Martin«, versicherte er mir. »Ich bin nicht hinunter nach Hampshire gereist, um Lucy Craven zu beobachten. Mein Auftrag war, Christina Roche zu studieren und ihrem Bruder zu berichten, wie sie mit der anstrengenden Situation zurechtkam.«
    »Sie haben mich nicht belogen, Doktor, zugegeben. Aber Sie waren alles andere als offen. Sie haben nichts getan, um den falschen Eindruck zu korrigieren, den Lucy gewonnen hatte, nämlich, dass Sie eigens wegen der Beurteilung ihres Geisteszustands nach Hampshire gekommen waren. Sie haben wichtige Informationen vor mir zurückgehalten. Ihre Sünde war eine des Unterlassens, nicht des Begehens, Doktor. Sie hätten einen einzigen Satz bezüglich Christina Roches Temperament äußern können, eine einzige Warnung aussprechen, doch das haben Sie nicht getan. Ein einziger Satz hätte alles ändern können. Mehr noch, Sie haben zugelassen, dass eine verletzliche junge Frau, die kurz davor stand, ihr erstes Kind zu gebären, in die Obhut einer emotional instabilen Frau mit einer völlig verdrehten Geisteshaltung gegeben wurde!«
    Er war blass geworden. »Sie sind sehr harsch in Ihrem Urteil über mich, Miss Martin. Ich wusste, dass Christina Roche unberechenbar ist, ja exzentrisch, doch ich schwöre Ihnen, ich hätte niemals geglaubt, dass sie zu so extremen Verhaltensweisen fähig ist.« Er beugte sich ernst vor. »Es ist demütigend für mich, dies Ihnen gegenüber einzuräumen, doch ich habe die Situation falsch eingeschätzt. Ich hätte mir der Möglichkeit bewusst sein müssen, dass die Dinge außer Kontrolle geraten können. Ich habe das Ausmaß ihrer Manie unterschätzt, denn es ist eine Manie, diese Besessenheit von Respektabilität. Ich hoffe sehr, Sie denken nicht, ich hätte mit den Roches konspiriert, um den Gang der Justiz zu verkehren. Ich habe vor einem Richter meine Meinung gesagt, dass sie geisteskrank ist, und dazu
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