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Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Titel: Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken
Autoren: Else Ury
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dieser aber immer noch nicht recht glaubhaft erschien. Hansi lief um den Tisch herum, von einem zum andern: »Wo sit denn iß ... wo sit denn iß?« Bis Onkel Klaus ihn schließlich auf seinem Knie unterbrachte.
    »Kinder, bedient euch. Streusel- und Mohnkuchen stammt von Hanne ... also besonders zu empfehlen. Wer ißt gern Klietsch mit Wasserstreifen in Gestalt einer Schildkröte? Himmel, da gehören ja Pferdekräfte dazu, um diese Mißgeburt in Stücke zu schneiden. Wie Stein!« Annemarie machte ein verzweifeltes Gesicht.
    »Tut mir halt den Gefallen, Kinderle, und opfert euch für mich. Ich kann nimmer die ganze Woche von dem Schildkrötenkuchen zehren.« Rudi bot den allerdings wenig verlockend aussehenden Kuchen gastfrei herum.
    »Wasserstreifen ess' ich am liebsten von der Sandtorte.« Marianne langte tapfer zu und biß mit gesunden Zähnen in das harte Stück hinein. Es knirschte bedenklich.
    »Pfui ...« Der abgebissene Happen verschwand schleunigst im Taschentuch.
    »So 'neBosheit, Annemie ... du bist noch genau dieselbe durchtriebene Range wie früher, wenn du jetzt auch Mutter von dreien bist«, schalt Marianne lachend.
    »Ja, was ist denn los?« verwunderte sich Annemarie. »Ist die Sandtorte wirklich so schlecht?«
    »Tu nur nicht so scheinheilig. Das ist eine Sandtorte im wahrsten Sinne des Wortes. Statt Eier hast du Sand hineingetan.«
    »Du bist wohl total hops, Marianne?« ereiferte sich die junge Wirtin. »Sand? Nächstes Mal werde ich dir wirklich welchen reinbacken, wenn du mich derart verleumdest.« »Aber kostet doch bloß mal ... überführe dich doch selbst, Annemie.« Keiner wollte sich zum Probierkarnickel hergeben. Unter allgemeiner fideler Spannung biß Annemarie selbst in die Sandtorte. Sie spuckte nicht weniger als Marianne. »Deibel nicht noch mal ... das knirscht ja tatsächlich! Nun möchte ich doch bloß wissen, wie da Sand hineingekommen ist ...«
    »Hat Hansi demacht. Wassersteifen und Sand hat iß danz erlein debackt. Feut siß Muttißen nu?« Es war unsagbar komisch, mit welchem stolzwichtigen Gesichtchen der kleine Kuchenbäcker dasaß.
    Ja, Mutti freute sich unbändig. So sehr, daß Onkel Klaus es für geraten fand, seinen Neffen schnell vom Knie unter den Tisch in Sicherheit rutschen zu lassen, bis wohin das mütterliche Strafgericht ihn nicht erreichte.
    »Bengel ... Schlingel ... na, warte nur, mir meine Sandtorte zu verderben. Und ich zerbreche mir den Kopf, weshalb sie diesmal nicht gegangen ist. Das ist doch wirklich zum ...« Annemaries noch eben ärgerliches Gesicht veränderte sich ganz unvermutet, »das ist ja zum Totlachen!« Ihre Frohnatur bekam doch die Oberhand. Hell stimmte sie in das Gelächter der andern mit ein.
    »Bißte nu niß mehr fietend, Muttißen? Triegt miß nu noch Teile?« Hansi wagte es, den blonden Krauskopf verstohlen unter der Kaffeedecke hervorzustecken. »Goldjunge ... keiner darf dich anrühren. Onkel Klaus verteidigt dich vor allen mütterlichen Ohrfeigen mit Gefahr seines Lebens.« Klaus packte seinen kleinen Neffen schützend zwischen seinen derben Landmannsfäusten.
    »Wer spricht hier von Ohrfeigen? Was ... der Hansi hat was ausg'fress% Kannst unsere zwei gleich mit durchprügele, Annemie, die haben heut auch allerlei auf dem Kerbholz. Grüß euch Gott, alle beieinand'.« Unbemerkt waren während des Tumults der Amtsrichter Hans Braun und seine junge Frau Ola den Gartensteig heraufgekommen. »Mög dich deine Annemarie weiter so glücklich machen, gelt, Rudi?« Zärtlich packte Ola den Bruder beim Kopf und küßte ihn herzlich.
    Auch Hans und Annemarie begrüßten sich freudig, während die Kinder Herbert und Waldemar sofort von Vronli in Beschlag genommen wurden. Jetzt kam auch der »Katzentisch« zu seinem Recht: Plötzlich wollten sie alle dort sitzen - selbst KleinUrsel, die so energisch dagegen Front gemacht hatte. Omama ließ es sich nicht nehmen, den Vorsitz am Katzentisch zu führen.
    »Peter, alter Junge, sieht man dich auch mal wieder!« Erfreut schüttelte der Amtsrichter Hans dem Vetter die Rechte. »Wie schaut' saus auf Eurem Gut?« »So wunderbar, daß ich Arnsdorf verkauft habe. Es ist ein zu unerfreuliches Leben bei den heutigen Verhältnissen. Ich beabsichtige, mich irgendwo anders anzukaufen; euer Klaus hat ja dieselben Absichten, wie ich hörte. Wir haben ein Zusammentreffen in Berlin verabredet, um uns gegenseitig fachmännisch bei der Einschätzung von Grund und Boden zu unterstützen.«

Kleine Kratzbürste
     
    Da
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