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Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Titel: Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken
Autoren: Else Ury
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Aber ... es ist mir doch riesig angenehm, daß wir uns nicht bloß mit der alten Schildkröte madig machen.« Rudi bekam einen dankbaren Kuß.
    »Ich will heut mit hellen Augen von meiner Braut angeschaut werden, nimmer so wie heut in der Früh«, neckte Rudolf.
    »Mutti, der Pfannkuchen ist für mich, gelt, Mutterli?« bettelte Vronli mit begehrlichen Augen.
    »Nein, Vronli, Kinder müssen abwarten, was übrigbleibt. Erst kommen unsere Gäste dran.«
    »Och die!« machte Vronli gastfreundlich.
    »Bleibt dar niß übriß!« stellte ihr kleiner Bruder betrübt die Prognose.
    »Weil heute unser Hochzeitstag ist, gelt, Mutterli, du erlaubst?« Der gute Vater teilte bewußten Pfannkuchen zwischen seinen erwartungsvollen Sprößlingen.
    Dies trug ihm einen Marmeladekuß von Hansi, der es für ratsam hielt, erst hineinzubeißen und sich dann zu bedanken, und einen zuckerklebrigen Ärmel ein, an dem Vronli ihre Dankbarkeit ausließ.
    »Kinder, nun ist es aber höchste Zeit, daß wir uns umziehen. Ich denke, mit der Halbfünfbahn werden sie kommen«, drängte Annemarie. »Die Straßenbahn-Gesellschaft stellt einen Extrawagen für unsere Gäste.« Annemarie hörte nicht mehr. Die hatte bereits Pfannkuchen, Blätterteig und Napoleonsschnitte, die ganze Herrlichkeit, auf Kuchenplatten geordnet und vorsorglich Seidenpapier darübergebreitet, daß nicht etwa ein naschhafter Spatz sich daran wagte. Sie jagte bereits zur Küche, um »Flochen« ein bißchen auf die Sprünge zu helfen, sie beförderte mit einer Hand Hansi in seine weißen Leinenhöschen, mit der andern knöpfte sie Vronli den rosa Hänger zu und versuchte dabei, ihr fest schlafendes Nesthäkchen, das »dar niß miedi« gewesen war, wieder zum Leben zu erwecken. Klein-Ursel wachte recht ungnädig auf. Nicht einmal die Aussicht auf Kuchen und Omama vermochte ihre Laune zu bessern. Erst als Vronli mit rosenroter Seidenschleife im Haar erschien, erwachte die Evaseitelkeit in dem kleinen Ding. »Lein-Usche auch fein dematt färden, Lein-Usche danz ausdeslaft ...« Plötzlich war es wieder das liebenswürdigste Kind von der Welt.
    So - alles fertig. Frau Annemarie atmete auf. Vronli war zur Ecke gezogen, wo die Elektrische ihre Endstation hatte, die Gäste feierlich abzuholen. An den beiden Gartentürpfosten waren Hansi und Klein-Ursel als Schildwachen postiert. Und Annemarie sah mit ihren heißen, roten Backen und den erwartungsvoll glänzenden Augen so anmutig aus, daß Rudolf bewundernd meinte: »Weißt, Herzle, gefällst mir halt heut noch besser als vor sieben Jahren!«
    Annemarie, die gerade damit beschäftigt war, ein an Größenwahn leidendes Huhn, das sich als erstes an die Kaffeetafel setzen wollte, zurückzuscheuchen, lachte: »Auf das Kompliment kann ich nicht stolz sein, du ungalanter Mann.« Sie kam nicht weiter. Von der Gartentür trompetete es: »Sie tommen ... sie tommen ...«
    Gleich darauf sah der alte Junggeselle drüben zwei weißgekleidete Wichte unter den Rufen: »Omama ... Omama!« die stille, baumbestandene Straße entlangrennen. Bauz - da lag eins. Hansi war über seine dicken Beinchen gestolpert, während KleinUrsel weiterjagte. Sie wurde von zwei großmütterlichen Armen liebevoll emporgehoben. Klein-Ursel, die ihr süßes Kindergesichtchen an die immer noch jugendliche Wange der weißhaarigen Dame preßte, rief in den zärtlichsten Tönen: »Piebe, lixte Omama!«
    »Auweh, die Ursel hat eben verflixte Omama gesagt«, rief Vronli empört. Allgemeines Gelächter antwortete auf Vronlis Anklage. Nur um so zärtlicher küßte die Omama das Kleinchen, das keine Ahnung von der Bedeutung des Wortes hatte. »Sag Urmütterchen schön 'GutenTag', Liebling.« Frau Braun hielt das zierliche, blondlockige Ding ihrer Mutter hin. Aber schon packte ein großer, blonder Herr, der mit mehreren jungen Damen folgte, das winzige Persönchen.
    »Ursel bekommt Schokolade ... aber erst sag, wer ich bin. Wie heiß' ich?« »Laus.«
    »Hahahaha.« Eine neue Lachsalve entlud sich, von Klein-Ursel nichtsahnend hervorgerufen.
    »Ja, ein Lausbub war er sein Lebtag!« sagte eine hellblonde junge Dame zu einer schwarzhaarigen nicht gerade leise.
    »Wie meintest du, Ilse? Du machst wohl zoologische Studien, Fräulein Oberlehrerin.«
    Inzwischen war auch eine junge Frau näher gekommen, die sich in rührender Weise des schon recht klapprigen Urtantchens angenommen hatte und es sorgsam führte. Das war Marianne Davies. Sie war rund und hatte vergnügte Augen.
    »Nein, sind die
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