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Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Titel: Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken
Autoren: Else Ury
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anzufahren. Zu' Abendbrot hab' ick schnell noch'rRoastbeef abjebraten. Maschenäse zu is hier in de Flasche. Ick setz' üens in de Speisekammer.«
    Sie wollte mit ihrem Deckelkorb ins Haus.
    »Aber Hanne, treue Seele, ich habe doch vorgesorgt für heute abend.« »Macht nischt. Wird schon alle werden. Und wenn'n Sticksken zu moijen mittag fier unsere Kinderkens iebrigbleiben tut, is es ooch jut angewandt. Soll ick nu'nKaffee bringen, Frau Doktorn?«
    »Ja, ich weiß wirklich nicht, Hanne, ob wir schon anfangen sollen. Meine Schwägerin Ola fehlt noch mit den Kindern, Hans kommt wohl erst später. Ja, und Vera und Margot werden sich auch nicht so früh freimachen können«, überlegte Annemarie. »Ach was, uff de Frau Amtsrichtern Ola wird nich jewartet«, meinte Hanne kategorisch. »Die is immer 'n bißken nuselig. Bis se det Waldemarchen und det Herbertchen ankledascht hat und bis se ihren Herrn Amtsrichter 'n Abschiedskuß jejeben, wird mich allemal mein Essen kalt. Nee, jetzt jibt's Kaffee! Was unse ollen Damen sind, die missen nach de Reise hier raus mal erst 'n warmen Droppen in'n Magen kriejen.« Hanne eilte ins Haus, so schnell ihre Füße es gestatteten. »Also Hanne befiehlt, daß wir uns an den Kaffeetisch setzen ... ich habe heute nichts hier zu sagen«, rief Annemarie lustig. »Rudi, schiebe Urmütterchen bitte den Korbsessel oben an den Tisch!«
    Aber als die alte Dame den ihr zugedachten Ehrenplatz einnehmen wollte, thronte bereits ein anderer dort: Klein-Ursel.
    »Hier sit Lein-Usche«, verkündete der winzige Punkt mit der drolligen Frechheit, die ihm eigen war. »Nu Taffe tinken.«
    »Ja, wo soll Urmütterle denn Kaffee trinken, wenn du dich halt auf ihren Platz setzt, Ursel? Gleich stehst auf!« befahl der Vater.
    »Ninner.« Klein-Ursel blieb mit Gemütsruhe sitzen. »Nur Tuchen ... Usche Tuchen haben.«
    »Ja, Prügel wirst gleich kriegen, aber keinen Kuchen nit.« Der gestrenge Vater hob den schreienden, strampelnden Punkt in die Lüfte und setzte ihn auf seine kleinen Lackschuhchen. »Schau, da drüben ist der Katzentisch für die Kinder.« Aber Ursel wollte weder schauen, noch am Katzentisch sitzen. »Niß Tattentiß ... niß Tattentiß ...« Es gab ein lautes Gebrüll.
    »Laß doch das Kind, Rudi. Komm, Urselchen, wir können beide hier sitzen«, versuchte
    das gute Urmütterchen das schreiende Kind zu beruhigen.
    Vergeblich.
    »Annemarie, deine Tochter benimmt sich noch nit gesellschaftsfähig. Ich denk' ,wir sperren das garstige Kind in den Ziegenstall ...«, rief Rudolf zu seiner ganz gemütlich plaudernden Frau hinüber.
    »Mach mit deiner Hälfte, was du willst, Rudi. Ich lasse meine Hälfte schreien. Jetzt will ich auch mal bei mir zu Besuch sein«, war die lachende Antwort.
    »Niß Ziedentall, niß Ziedentall.« Annemaries Nesthäkchen zeigte sich ganz als ihre Tochter, indem es jetzt auch noch nachdrücklich mit dem Fuß aufstampfte.
    Aber wozu gibt es in der Welt denn Großmütter? Die Omama hatte sich bereits liebevoll des kleinen Wüterichs bemächtigt, und ehe noch alle Platz genommen hatten, war bereits wieder Sonnenschein bei Klein-Ursel. Allerdings waren die diplomatischen Verhandlungen mittels eines großen Stück Kuchens unterstützt worden.
    »Du verziehst halt die Krabbe, Mutterle.« Doktor Hartenstein war nicht ganz einverstanden mit der Erziehungsweise seiner Schwiegermutter.
    »Ei, Rudi, nicht mehr, als ich mein eigenes Nesthäkchen verzogen habe«, lachte Frau Braun. »Ich denke, das ist doch noch so einigermaßen zur Zufriedenheit ausgefallen.«
    »Omama, wer ist denn dein Nesthäkchen?« fragte Vronli neugierig.
    Allgemeines Gelächter.
    »Aber Vronli, weißt du wirklich nicht, wer mein Nesthäkchen ist?« fragte die Omama lachend.
    »Nee ... « Vronli schüttelte den Kopf.
    »Aber Vronli, deine Mutti ist doch mein Nesthäkchen ...« Weiter kam Frau Braun nicht mit ihrer Erklärung. Denn jetzt war es Vronli, welche die Omama weidlich auslachte. »Jawoll-wer' glaubt! Mutti ist doch eine große Dame und kein Nesthäkchen!« »Omama is dumm!« stellte Hansi fest.
    »Aber Hansi, das sagt man doch nit zur Omama! Weißt, Frauli, unsere Kinder können sich heute als glänzende Erziehungsprodukte halt für Geld anschauen lassen. Sonst ist der Hansi natürlich das bravste Bübele auf der Welt, und die Mädle nit minder.« Inzwischen hatte Frau Braun Vronli klarzumachen versucht, daß ihre Mutti auch mal ein kleines Nesthäkchen mit zwei Rattenschwänzchen gewesen sei, was
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