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Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Titel: Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr
Autoren: Else Ury
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mal still, Kinder, ihr dürft nur sprechen, wenn ich euch was frage. Aber jetzt will ich euch was erzählen.«
    »Au ja - au ja - fein - bitte, von Aschenbrödel, nein, lieber von Hänsel und Gretel«, so gingen die Schnäbelchen wieder.
    Fräulein Hering wurde nicht böse. Sie wußte ja, daß es immer einige Tage dauerte, bis sich die ganz Kleinen an die Schulordnung gewöhnt hatten.
    »Also die Klasse ist jetzt vollzählig, fünfzig Kinder«, begann Fräulein Hering aufs neue.
    Aber sie kam nicht weiter.
    »Hurra - fünfzig Kinder!« trompetete es jubelnd dazwischen.
    Fräulein Hering lächelte nur.
    »Wir werden nun fleißig zusammen rechnen, schreiben und lesen lernen, damit ihr die schönen Geschichten in euren Märchenbüchern alle selbst lesen könnt, nicht wahr?«
    »Ja - ja!« rief es hier und da. Annemarie aber meinte weniger begeistert: »Ach, wenn Fräulein mir vorliest, das ist auch sehr hübsch.«
    »Aber wenn du es allein lesen kannst, dann macht es dir noch viel mehr Spaß«, versicherte die Klassenlehrerin und griff zu einem Pack loser Blätter. »Jetzt gebe ich jeder von euch zwei Zettel. Auf dem einen stehen die Bücher und Hefte verzeichnet, die ihr für die Schule mitbringen müßt, der andere ist euer Stundenplan. Bewahrt sie gut auf.« Sie verteilte die Blätter unter den vielen, begierig danach greifenden Kinderhändchen.
    »So, und nun sind wir für heute fertig. Morgen früh findet ihr euch um neun Uhr hier in der Klasse ein. Jetzt wollen wir beten - wer kann ein Gebet hersagen?«
    »Ich - ich - nein, ich - ach, ich weiß ein viel schöneres - bitte, ich!« so tobte das wieder durcheinander.
    »Ei, Margot, weißt du keins?« Fräulein wandte sich der schweigenden kleinen Furchtsamen zu, die aus ihren verweinten Augen noch immer ängstlich in den Tumult blickte.
    Die nickte. Dann aber faltete sie ihre Händchen und begann mit leiser Stimme:
     
    » Müde bin ich, geh zur Ruh
    Tue beide Äuglein zu. «
     
    »Das war sehr schön, Margot«, lobte die Lehrerin, als sie geendet hatte, »wenn es auch eigentlich noch ein bißchen früh zum Schlafengehen ist.
    Jetzt gebt mir die Hand und sagt mir Lebewohl.«
    Da stürmte die ganze Horde gegen Fräulein Hering an, daß diese sich kaum aufrecht halten konnte. Da waren lauter kleine Händchen, lauter knicksende Beinchen.
    »Leb wohl, Lotte -auf Wiedersehen, Hilde -na, Margot, morgen hast du doch keine Angst mehr- auf Wiedersehen, Annemarie.«
    »Auf Wiedersehen, Tante« -und sich besinnend, daß sie ja den Namen nennen sollte, verbesserte sich Annemarie: »Auf Wiedersehen, Tante Fräulein Hering.«
    Diesmal langte Nesthäkchen mit strahlendem Gesicht unten bei Fräulein Lena an. Allerdings nur mit einem Gummischuh und ohne den kleinen Regenschirm. Von dem hatte ein anderes Kind Besitz ergriffen und wollte ihn nicht wieder hergeben, weil er ihm so gut gefiel.
    Nachdem Fräulein Lena mit vieler Mühe beides herbeigeschafft hatte, ging es wieder in das Regenwetter hinaus.

Die große Schultüte
     
    Als Nesthäkchen von ihrem ersten Schulbesuch heimkehrte, hing draußen am Kleiderhaken ein dunkelgrüner Mantel und ein schwarzes Hütchen.
    »Großmama ist da -Großmuttchen ist da!« Jubelnd schallte es von Klein-Annemaries Lippen beim Anblick der bekannten Sachen.
    Ja, wirklich, drinnen im Wohnzimmer bei Mutti saß die liebe Großmama.
    Ihr Gesicht leuchtete vor Freude, als ihr Herzblatt Annemarie mit aufgeschnallter Schulmappe hereinstürzte.
    »Großmuttchen, jetzt bin ich ein richtiges Schulmädchen!« Mit einem Satz sprang Annemarie, ungeachtet ihrer neuen Würde, Großmama auf den Schoß. Die herzte und küßte ihren kleinen Liebling und streichelte sogar vor lauter Liebe die neue Schulmappe mit.
    »Also so sieht unser Nesthäkchen als Schulmädel aus«, sagte sie, das reizende, kleine Mädchen voll Großmutterstolz betrachtend. »Ja, aber hast du denn auch schon alles, Herzchen, was ein richtiges kleines Schulmädel haben muß?«
    »Natürlich«, nickte Nesthäkchen wichtig, »bloß ein paar Hefte und ein Rechenbuch sollen wir uns noch kaufen.«
    »Und sonst fehlt dir gar nichts?« forschte Großmama mit heimlichem Lächeln.
    »Nee«, war das Ergebnis von Klein-Annemaries sekundenlangem Nachdenken.
    »Oh weh, da hast du am Ende auch schon eine Schultüte, wie sie jedes artige Kind am ersten Schultage zu bekommen pflegt?« scherzte Großmama und zog eine feuerrote Riesentüte hervor. »Da kann ich die wohl wieder mitnehmen.«
    Nesthäkchen wurde
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