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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02
Autoren: Kakerlaken
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sich. Alle wissen, wer dieses Auto oben in Blindern gefahren hat und warum einem guten Polizisten an diesem Pfosten der Schädel gespalten wurde. Weil Sie ein Säufer sind und besoffen gefahr en sind. Sie können nur f roh sein, dass man die Sa che aus Rücksicht auf seine Fam ilie und den Ruf der Polizei unter den Teppich gekehrt hat …«
    Der jüngere Polizist war noch frisch und lernte jeden Tag etwas Neues. An diesem Nachm ittag lernte er zum Beispiel, dass es sehr dumm ist, auf se inem Stuhl herumzuwippen, wenn man jemanden beleidigt, weil man dann vollkommen wehrlos ist, wenn der Beleidigte einen Schritt nach vorne m acht und

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    einem eine rechte Gerade zwischen die Augen verpasst. Weil es bei Schrøder häufiger vorkomm t, dass Leute einfach so umkip-pen, herrschte nur ein paar Sekunden Stille, ehe die Gespräche lärmend fortgesetzt wurden.
    Er half Waaler auf die Beine, während er sah, wie Hole mit fliegenden Frackschößen durch die Tür verschwand.
    »Verflucht, nicht schlecht nach acht Bier, was?«, sagte er, hielt aber sofort wieder den Mund, als er Waalers Blick auffing.

    Harrys Beine schritten achtlos über das Glatteis der Dovregata.
    Seine Knöchel schmerzten nicht, denn Schmerz und Reue hatten erst morgen früh wieder Besuchszeit. Er trank nicht während der Arbeitszeit. Noch nicht. Obgleich er das früher schon einm al
    getan hatte und Doktor Aune beha uptete, jeder Riss setze dort an, wo ein alter aufhört.
    Dem weißhaarigen, superdicken Peter-Ustinov-Klon hatte vor Lachen das Doppelkinn gebebt, al s Harry ihm erklärt hatte, er halte sich von seinem alten Widersacher Jim Beam fern und trinke nur Bier. Weil ihm Bier nicht sonderlich schmeckte.
    »Du warst schon am Boden und in dem Augenblick, in dem du die Flasche öffnest, bist du wieder d ort. Es gibt kein Zwischending, Harry.«
    Na ja. Es gelang ihm in der Regel, auf zwei Beinen nach Hause zu kommen, sich auszuziehen und am nächsten Tag zur Arbeit zu gehen. W as beileibe nicht imm er so gewesen war.
    Harry sprach von einem Zwischending. Er brauchte nur eine gewisse Betäubung, um schlafen zu können, das war alles.
    Ein Mädchen mit einer schwarzen Pelzmütze grüßte ihn, als er vorbeiging. Kannte er sie? Im letzten Frühling hatten ihn einige gegrüßt, insbesondere nach dem Interview der Redaktion 21, in dem ihn Anne Grosvold gefragt ha tte, wie es s ei, einen Serien-mörder zu erschießen.

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    »Nun, besser, als hier zu sitzen und solche Fragen zu beant-worten«, hatte er m it einem schiefen Grinsen geantwortet. Das war der Hit des Frühlings geworden, die am meisten zitierte Aussage seit langem.
    Harry steckte den Schlüssel ins Schloss. Sofies gate. Warum er im Herbst hierher nach Bislett gezogen war, war ihm nicht ganz klar. Vielleicht weil die Nachbarn in Tøyen begonnen hatten, ihn schief anzusehen und einen gewissen Abstand zu ihm zu
    halten, den er anfangs fälschli cherweise für R espekt gehalten hatte.
    O.k., hier ließen ihn die Nac hbarn in Ruhe, wenn sie auch manchmal aus ihren Wohnungen kamen und nachsahen, ob alles in Ordnung war, wenn er ganz selt en mal eine Stufe verfehlte und eine Rolle rückwärts bis zum nächsten Treppenabsatz machte.
    Diese Turnübungen hatten erst im Oktober angefangen, nachdem er in der Sache m it Søs auf Granit g ebissen hatte. Da war ihm irgendwie die Luft ausgegangen und die Träum e waren
    wiedergekommen. Und er kannte nur ein Mittel, um sich diese Träume vom Hals zu halten.
    Er hatte versucht, sich zusammenzureißen, und war mit Søs in die Hütte nach Rauland hochgefahr en, aber sie hatte sich nach ihrer schrecklichen Vergewaltigung völlig in sich zurückgezogen und war kaum mehr zum Lachen zu bringen. Dann hatte er ein paar Mal seinen Vater a ngerufen, ohne dass sie wirklich miteinander geredet hätten, lang genug aber, um zu verstehen, dass er in Ruhe gelassen werden wollte.
    Harry schloss die W ohnungstür hinter sich, rief, dass er zu Hause sei, und nickte zufrieden, als er keine Antwort bekam.
    Monster nähern sich in jedweder Gestalt, ab er solange sie nicht bereits in der Küche warteten, we nn er zurückkam, gab es eine gewisse Chance auf eine ruhige Nacht.

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    KAPITEL 4
    Die Kälte überfiel ihn so jäh, als er auf die Straße trat, d ass er unwillkürlich nach Luft schnappte. Er sah den rötlichen Himmel über den Mietshäusern und m achte den Mund auf, um den Geschmack von Galle und Colgate herauszulassen.
    Am Holbergs Plass erwischte er gerade noch die
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