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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02
Autoren: Kakerlaken
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Mohikaner.«
    Hole hob den Kopf und grinste sie an. Seine Augen lagen wie blauweiße Glaskugeln hinter einem Netz aus roten Adern. Sein Blick heftete sich irgendwo auf Waalers Hemdbrust.
    »Ein alter Marinesoldat«, sagte er und bemühte sich dabei um eine deutliche Aussprache. »Vor ein paar Jahren gab es hier bestimmt noch einige davon, aber jetzt sind nicht m ehr viele übrig. Der da ist im Krieg zweim al torpediert worden. Er hält sich für unsterblich. L etzte Woche habe ich ihn nach der Sperrstunde in einem Schneehaufen schlafend in der Glückstad-gate gefunden. Es war weit und br eit kein Mensch zu sehen, stockdunkel und m inus achtzehn Gr ad. Als ich ihn endlich wachgerüttelt hatte, sah er mich bloß an und sagte, ich solle zum Teufel gehen.«
    Er lachte laut.
    »Hören Sie, Hole …«
    »Gestern Abend bin ich an seinen Tisch gegangen und habe ihn gefragt, ob er sich an das
    erinnere, was in dieser N acht
    geschehen ist, ich m eine, schließlich habe ich ihn vor de m Erfrieren gerettet. Wisst ihr, was er mir geantwortet hat?«
    »Møller will Sie sprechen, Hole.«
    »Er hat gesagt, er sei unsterblich. D ass er damit leben könne, in diesem Scheißland ein unerwünschter Kriegsveteran zu sein.
    Es sei aber einfach unerträg lich, dass nicht einmal Petrus etwas mit einem zu tun haben wolle. Ha bt ihr gehört? Nicht ein mal Petrus …«
    »Wir haben den Auftrag, Sie zum Präsidium zu bringen.«
    Ein weiteres Bier landete knallend vor Hole auf dem Tisch.
    »Das reicht dann, Vera«, sagte er.
    »280«, antwortete sie, ohne auf ihren Block zu schauen.
    »Mein Gott«, murmelte der jüngere Beamte.
    »Stimmt so, Vera.«

    24

    »Ui. Danke.« Sie war verschwunden.
    »Der beste Service der Stad t«, erklärte Harry. »Manchm al sehen Sie dich, obwohl du gar nicht m it beiden Armen gewun-ken hast.«
    Waaler hatte die Ohren nach hinten gezogen, so dass sich die Haut auf seiner Stirn straffte, wodur ch eine Ader wie ein blauer gewundener Wurm hervortrat.
    »Wir haben nicht die Z eit, uns Ihre Suffgeschichten anzuhö-
    ren, Hole. Ich schlage vor, dass Si e das letzte Bier stehen lassen
    …«
    Hole hatte das Glas bereits vorsichtig an die Lippen gesetzt und begann zu trinken.
    Waaler beugte sich über den Tisch und versuchte, seine Stim -
    me unter Kontrolle zu behalten: »Ich weiß über Sie Bescheid, Hole. Und ich m ag Sie nicht. Ich bin der Meinung, Sie hätten schon längst aus dem Corps fliegen m üssen. Menschen wie Sie sind der Grund dafür, dass das Volk den Respekt vor der Polizei verliert. Aber deshalb sind wir ni cht hier. Wir sind hier, um Sie zu holen. Der Dezernats leiter ist ein guter Mann, vielleicht will er Ihnen noch eine Chance geben.«
    Hole rülpste und Waaler zuckte zurück.
    »Chance, wozu?«
    »Zu zeigen, was Sie taugen«, sa gte der jüngere Beam te und versuchte, wie ein kleiner Junge zu lächeln.
    »Das kann ich euch hier zeigen«, sagte Hole lächelnd, setzte das Glas an den Mund und legte den Kopf in den Nacken.
    »Verdammt, Hole!« Waaler wurde rot um die Nase, während sie zusahen, wie Holes Ada msapfel an seinem unrasierten Hals auf und nieder hüpfte.
    »Zufrieden?«, fragte Hole und st ellte das leere Glas vor sich ab.
    »Unsere Arbeit …«

    25

    »… ist m ir scheißegal.« Hole knöpfte sich seine Jacke zu.
    »Wenn Møller etwas von mir will, kann er m ich anrufen oder warten, bis ich m orgen zur Arbeit komme. Jetzt will ich nach Hause und in diesen zwölf Stunden will ich eure Gesichter n icht mehr sehen. Meine Herren …«
    Harry erhob seine 190 Zentim eter und m achte unauffällig einen Schritt zur Seite, um das Gleichgewicht zu halten.
    »Sie arrogantes Arschloch«, sagte Waaler und kippelte m it dem Stuhl nach hinten. »Sie si nd ein jämm erlicher Verlierer.
    Wenn die Zeitungsleute, die nach der Australien-Sache über Sie geschrieben haben, w üssten, was Sie für ein erb ärmliches Weichei …«
    »Was sind Weicheier, Waaler?« Hole lächelte noch immer.
    »Diese Dinger, m it denen m an betrunkene Sechzehnjährige verprügelt, weil sie einen Irokesenschnitt haben?«
    Der jüngere Beamte warf einen raschen Blick auf W aaler. Im letzten Jahr waren auf der Polizeischule Gerüchte über ein paar jugendliche Hausbesetzer kursier t. Weil sie an einem öffentlichen Ort Bier getrunken hatten, w aren sie festgenomm en und später in ih ren Zellen m it Apfelsinen in nassen Handtüchern verprügelt worden.
    »Sie haben nie begriffen, was Ma nnschaftsgeist ist, Hole. Sie denken nur an
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