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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02
Autoren: Kakerlaken
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Dezernats für Gewaltverbrechen«, sagte die Poli zeipräsidentin und forderte ihn mit einer Handbewegung auf, sich zu setzen.
    »Møller, das sind S taatssekretär Bjørn Askildsen vom Staatsministerium und Verw altungschef Dagfinn Torhus vom Auswärtigen Amt.«
    Møller nickte, nahm sich einen S tuhl und versuchte, seine unglaublich langen Beine unter den großen, ovalen Eichentisch zu schieben. Er meinte, Askildsens junges, glattes Gesicht schon einmal im Fernsehen gesehen zu haben. Staatsm inisterium? Das musste ja Probleme der schlimmsten Sorte bedeuten.
    »Gut, dass Sie so kurzf ristig kommen konnten«, schnarrte der Staatssekretär, während seine Finger ungeduldig auf der Ti schplatte trommelten. »Hanne, fasst du kurz zusammen, was wir bis jetzt besprochen haben?«
    Møller hatte vor zwanzig Minuten den Anruf der Polizeipräsidentin erhalten, die ihn ohne we itere Erklärungen binnen fünfzehn Minuten ins Auswärtige Amt zitiert hatte.
    »Atle Molnes ist tot au fgefunden worden, vermutlich ermordet, in Bangkok«, begann die Polizeipräsidentin.

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    Møller sah, wie der V erwaltungschef mit der Stahlbrille die Augen verdrehte, und er verstand seine Reaktion, als er den Rest der Geschichte zu hören bekam. Man musste vermutlich Polizist sein, um zu behaupten, dass ein Mann, in dessen Rücken dicht neben der Wirbelsäule ein Messer steckte, das Lunge und Herz perforiert hatte, »vermutlich ermordet« worden war.
    »Er wurde in einem Hotelzimmer von einer … F rau gefunden
    …«
    »In einem Bordell«, unterbrach sie der Mann mit der Stahlbrille. »Von einer Hure.«
    »Ich hatte bereits ein Gespräch mit meinem Amtskollegen in Bangkok«, sagte die Polizeipräsidentin. »Ein angenehmer Mann.
    Er hat mir versprochen, die Sach e eine Weile unter Verschluss zu halten.«
    Møller wollte im ersten Mom ent fast schon f ragen, warum man damit warten sollte, den Mord bekannt zu machen, schließ-
    lich verhalf ein rasches Presseech o manchmal zu konkreten Hinweisen, da sich die Menschen dann noch erinnerten und die Spuren frisch waren. Aber etwas sagte ihm , dass eine solche Frage als sehr naiv aufgefasst
    werden würde. Stattdessen
    erkundigte er sich, wie lange m an die Sache wohl unter Verschluss halten könne.
    »Hoffentlich so lange, bis wir eine e twas verträglichere Version auf die Beine gestellt haben«, sagte Askildsen. »Die jetzige ist inakzeptabel.«
    Die jetzige? Møller m usste lächeln. Die wahre Version war also abgewogen und als nicht br auchbar verworfen worden. Als noch relativ frischer Dezernatsle iter war es Møller b islang erspart geblieben, sich m it Politikern herumzuschlagen, aber er wusste, je höher m an aufstieg, um so schwieriger wurde es, sie sich vom Leib zu halten.

    17

    »Ich verstehe ja, dass die jetzige Version unangenehm ist, aber was meinen Sie genau, wenn Sie sagen, dass sie inakzeptabel ist?«
    Die Polizeipräsidentin warf Møller einen warnenden Blick zu.
    Der Staatssekretär lächelte matt.
    »Wir haben wenig Zeit, Møller, aber lassen Sie m ich Ihnen trotzdem einen Crashkurs in praktischer Politik geben. W as ich Ihnen jetzt sage, ist natürlich streng vertraulich.«
    Instinktiv zupfte er an seinem Schlips herum, eine Bewegung, die Møller aus den Fernsehin
    terviews wiederzuerkennen
    glaubte.
    »Also, wir haben zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte eine Zentrumsregierung mit einer gewissen Überlebenschance.
    Nicht weil es dafür eine parlam entarische Basis gäbe, sondern weil sich d er Ministerpräsident überraschenderweise zu einem der am wenigsten unpopulären Politiker mausert.«
    Polizeipräsidentin und Abteilungsleiter mussten lächeln.
    »Diese Popularität basiert allerdings auf dem gleichen instabi-len Fundament, das das Kapital eines jeden Politikers ausm acht: Vertrauen. Es kommt dabei nich t wirklich darauf an, sympa-thisch oder charismatisch zu sein, das W ichtigste ist Vertrauen.
    Wissen Sie, warum Gro Harlem Brundtland so populär wurde, Møller?«
    Møller hatte keine Ahnung.
    »Nicht weil sie so charm ant war, sondern weil ihr die Menschen glaubten, dass sie die ist, für die sie sich ausgibt.
    Vertrauen, das ist das Schlüsselwort.«
    Ein Nicken ging um den Tisch. Das war es also, was es z u lernen galt.
    »Atle Molnes und der Ministerpr äsident sind eng m iteinander verbunden, einerseits durch ihre Freundschaft und andererseits durch ihren politischen W erdegang. Sie haben gem einsam 18

    studiert, sind Seite an S eite die Karriereleiter der
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