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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02
Autoren: Kakerlaken
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Straßenbahn, die die W elhavensgate heruntergerumpelt kam . Er fand einen freien Platz und sc hlug die Zeitung Aftenposten auf. Schon wieder ein Fall von Pädophilie. Da s war schon der dritte in den letzten Monaten – alles Norweger, die in Thailand auf frischer Tat ertappt worden waren.
    Im Kommentar erinnerte man an das Wahlkampfversprechen des Ministerpräsidenten, di e Nachforschungen bei Sexual-verbrechen zu intensivieren, auch im Ausland, und fragte, wann man wohl die ersten Resultate sehen würde.
    In einer Stellungnahm e sagte Staatssekretär Bjørn Askildsen vom Staatsministerium, dass m an noch imm er an einem Abkommen mit den thailändischen Behörden arbeite, vor Ort gegen norwegische Pädophile erm itteln zu dürfen, und dass m an mit schnellen Resultaten rechne, s obald dieses A bkommen unter Dach und Fach sei.
    »Es eilt!«, schloss der Redakteur der Aftenposten. »Die Menschen erwarten, dass endlich et was geschieht. Ein christlicher Ministerpräsident darf nicht dafü r bekannt sein, dass er diesen Schweinereien kein Ende setzen kann.«

    »Herein!«
    Harry öffnete die Tür und blickt e direkt in Bjarne Møllers gähnenden Rachen, als dieser sich auf seinem Stuhl nach hinten lehnte, die langen Beine unterm Schreibtisch ausgestreckt.

    29

    »Na, sieh mal einer an. Ich habe dich gestern erwartet, Harry.«
    »Ich hab die Nachricht erhalten.« Harry setzte sich. »Ich gehe nicht zur Arbeit, wenn ich getrunken habe. Und umgekehrt. Eine Art Prinzip, das ich mir angewöhnt habe.«
    Es sollte ironisch klingen.
    »Ein Polizist ist vierundzwanzig Stunden am Tag im Dienst, Harry, nüchtern oder betrunken. Ic h musste Waaler überreden, keinen Bericht zu schreiben, verstehst du?«
    Harry zuckte mit den Schultern, um zu signalisieren, dass er zu dem Thema gesagt hatte, was er sagen wollte.
    »O.k., Harry, lassen wir es gut sein. Ich habe einen Job für dich. Einen Job, den du, wie ich m eine, nicht verdienst, den ich dir aber trotzdem gerne geben möchte.«
    »Würde es dich freuen, wenn ich ablehne?«, fragte Harry.
    »Lass diese Marlow-N ummer bleiben, Harry. Die steht dir nicht«, sagte Möller schroff. Ha rry grinste sch ief. Er wusste, dass der Dezernatsleiter ihn mochte.
    »Ich habe ja noch nicht einmal gesagt, um was es geht.«
    »Wenn du mir schon während meiner freien Zeit einen Wagen schickst, wird es wohl kaum darum gehen, den Verkehr zu regeln.«
    »Genau. Also, warum willst du m ich nicht aussprechen lassen?«
    Harry lachte trocken und beugte sich im Stuhl vor.
    »Sollen wir Klartext reden, Chef? Frisch von der Leber weg?«
    Welche Leber, lag Møller schon auf der Zunge, dann nickte er aber bloß.
    »Ich bin im Mom ent nicht de r Richtige fü r irgendwelche großen Aufgaben. Ich denke, du hast selbst schon bemerkt, wie es derzeit läuft. Dass es nicht läuft. Jedenfalls nicht glatt. Ich mache meine Arbeit, Routinekram, versuche, niem andem im 30

    Weg zu sein, und komme und gehe nüchtern. Wenn ich du wäre, würde ich diesen Job einem der anderen Jungs geben.«
    Møller seufzte, zog mühsam seine Knie an und stand auf.
    »Frisch von der Leber weg, Harry? W enn es nach m ir ginge, hätte ein anderer diesen Job
    bekommen. Aber sie wollten
    unbedingt dich. Deshalb wäre es mir eine große Hilfe, Harry
    …«
    Harry sah wachsam auf . Bjarne Mølle r hatte ihm im letzten Jahr so oft aus der Patsche geholfen, dass es langsam an der Zeit war, mit der Abzahlung seiner Schuld zu beginnen.
    »Moment! Wen meinst du mit sie? «
    »Leute in hohen Positionen. Me nschen, die mir das Leben zur Hölle machen können, wenn sie nicht bekommen, was sie wollen.«
    »Und was bekomme ich, damit ich mitmache?«
    Møller zog die Augenbrauen zusa mmen, so gut es ging, doch er hatte schon imm er Probleme damit gehabt, sein offenes Jungengesicht besonders grimmig aussehen zu lassen.
    »Was du bekommst? Du bekommst deinen Lohn. Solange es dauert, verdammt noch mal!«
    »Ich glaube, ich beginne, die S ache ein bisschen zu verstehen, Chef. Einige der Leute, von denen du redest, sind wohl der Meinung, dass dieser Hole, der da in Sydney aufgeräumt hat, ein knallharter Bursche sein muss, und du hast bloß die Aufgabe, diesen Typ für die Aufgabe zu gewinnen, stimmt’s?«
    »Harry, treib’s nicht zu weit, bitte.«
    »Es stimmt also. Ich habe m ich gestern also nicht geirrt, was diese Visage von W aaler angeht. Deshalb habe ich auch schon eine Nacht darüber geschlafen und hier kommt mein Vorschlag: Ich bin ein braver Junge,
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