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Nepp für Narren

Nepp für Narren

Titel: Nepp für Narren
Autoren: Carter Brown
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Ihrer Mutter ?«
    »Ödipus«, sagte ich. »Sehr
komisch!«
    »Liebe auf den ersten Blick«,
versetzte sie. »Sie haben in den Spiegel geschaut und sich gesehen. Sind Sie
fertig ?«
    Sie ging voran, ohne eine
Antwort abzuwarten. Ich verschloß die Wohnungstür und folgte Kathy zum Wagen
hinunter. Sie hielt die hintere Tür für mich auf, klappte sie zu, nachdem ich
eingestiegen war und setzte sich dann hinter das Lenkrad. Sie fuhr den Wagen
mit der Könnerschaft des Berufschauffeurs, der immer darauf abzielt, seinem
Fahrgast den Eindruck zu vermitteln, als bewege sich der Wagen gar nicht.
    Als wir vor dem Crystal Fountain ankamen, hielt sie mir zum Aussteigen wieder die Rücktür auf. Dann schnalzte
sie mit den Fingern, und ein Boy kam herbeigerannt, um den Wagen in die Garage
zu fahren. Ich folgte Kathy in die luxuriös ausgestattete Lobby und hinein in
den geräuschlosen Fahrstuhl, der uns sanft in den fünften Stock emporhob.
    Das Apartment hatte eine
durchgehende Fensterfront, die den Blick in die samtdunkle Nacht und hinunter
zu der rauschenden Brandung von Paradise Beach schweifen ließ. In mir stieg
unwillkürlich der Vergleich auf mit der erhebenden Aussicht, die mir meine
Wohnung auf die Wand des gegenüberliegenden Hauses bot.
    Kelly Jackson trug ein
enganliegendes weißes Hauskleid, das ihr bis zu den Fußknöcheln reichte. Der
tiefe Ausschnitt verbarg nur wenig von ihrem Busen. Die dunkel-glänzenden Augen
hatten noch immer den leicht abwesenden Ausdruck, als sie mich mit einem kurzen
Lächeln begrüßte.
    »Ich werde das Abendessen
vorbereiten«, sagte der Chauffeur und verschwand in die Küche.
    Kelly Jackson schwenkte einen
Shaker. »Ich habe uns ein paar Martinis gemixt .« Sie
goß mir ein Glas ein und ließ sich dann auf der Couch nieder.
    Ich wählte einen Sessel und
überlegte dabei, wozu der Chauffeur sonst noch alles brauchbar sein mochte.
    »Haben Sie irgendwelche
Fortschritte gemacht, Boyd ?« wollte meine Gastgeberin
wissen.
    » LaBlanche wohnt im Starlight -Hotel«, antwortete ich. »Zusammen
mit Hank Newson und seiner Frau.«
    »Hank Newson hat eine Frau ?«
    »LaBlanche hat eine«,
korrigierte ich.
    »Sie haben Danny gesprochen ?«
    »Er ist überzeugt, daß mein
Auftraggeber Ed Carlin heißt und hat mir eine Nachricht an ihn aufgetragen.
Alles zwischen ihnen sei zu Ende, und falls ihn Carlin während seines
Aufenthalts hier in Santo Bahia irgendwie belästigt, würde er sehr unangenehm
reagieren .«
    Sie nickte bedächtig, als habe
sie so etwas Ähnliches erwartet. »Und was ist mit Tina ?«
    »Das letzte, was er von Tina
gehört habe, sei, sie habe sich zusammen mit ihrer lesbischen Freundin im Crystal Fountain angemeldet«,
erwiderte ich in neutralem Ton.
    »Soll das ein schlechter Witz
sein ?« Ihre Stimme war kalt.
    »Der Vorname seiner Frau ist
Laura«, fuhr ich fort. »Sie behauptet, die erste Mrs. LaBlanche zu sein .«
    »Sie lügt! Wie sieht sie aus ?«
    »Eine sehr attraktive
Blondine.«
    Ihr Mund wurde schmal. »Sie
meinen, sie sieht genau nach dem aus, was sie ist. Eine billige Hure nämlich!«
    »Nicht billig«, widersprach
ich.
    »Nun, für den Anfang klingt das
ja schon ganz vielversprechend, Boyd .« Sie verzog die
Lippen zu einem gezwungenen Lächeln. »Jedenfalls sehe ich, daß Sie mein Geld
nicht vergeuden. Und das weiß ich zu schätzen. Danny wird diese Sache natürlich
nicht auf sich beruhen lassen. Daß Sie so plötzlich aufgetaucht sind, dürfte
ihn doch sehr beschäftigen. Er wird mehr über Sie in Erfahrung bringen wollen.
Und vor allem über Ihren Auftraggeber.«
    »Kathy«, sagte ich. »Sie ist
Ihr Chauffeur ?«
    »Das dürften Sie ja wohl
gemerkt haben !« Ihre Stimme troff von Sarkasmus.
    »Und auch Ihre Köchin?«
    »Kathy ist ein sehr brauchbares
Mädchen .«
    »Und sehr vielseitig«, stimmte
ich ihr zu. »Chauffeur, Köchin und vielleicht sogar lesbische Freundin?«
    »Worauf wollen Sie eigentlich
hinaus, Boyd ?«
    »Das letzte, was LaBlanche von
Tina gehört hat, war, daß sie sich mit ihrer lesbischen Freundin in diesem
Apartmentblock angemeldet hat«, sagte ich. »So einen Zufall dürfte es wohl kaum
geben. Vielleicht sind Sie also Zwillinge, die aus einer Person bestehen. Tina
Jackson ist auch Kelly Jackson. Kelly ist Ihr anderes Ich .«
    Sie schloß sekundenlang die
Augen, was mich in ein falsches Gefühl von Sicherheit wiegte. Dann schrie sie
plötzlich aus vollem Hals: »Kathy !«
    Gleich darauf kam der Chauffeur
hereingestürzt. Sie hatte die
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