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Nepp für Narren

Nepp für Narren

Titel: Nepp für Narren
Autoren: Carter Brown
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Migräneanfall oder so etwas ähnliches zu
verursachen. Am liebsten hätte ich ihr einen Tritt unterhalb der Gürtellinie
versetzt. Ich war mir bloß nicht sicher, ob ich die Energie aufgebracht hätte,
sie vorher von ihrem Stuhl hochzuziehen.
    In
dem Moment, als ich hinter dem Lenkrad meines Wagens saß, erlebte ich ein paar
Überraschungen. Die erste Überraschung stieg ein und setzte sich neben mich auf
den Beifahrersitz, die zweite nahm die Hintertür und ließ sich auf dem Rücksitz
nieder. Die erste Überraschung schob mir eine Pistole zwischen die Rippen und
sagte in gleichmütigem Ton:
    »Fahren
Sie einfach los, Boyd .«
    »Wir
wollen nur zu mir, um uns in Ruhe ein bißchen zu unterhalten«, ergänzte der
Mann hinter meinem Rücken. »Keine Aufregung.«
    »Sie
würden mich schon nicht erschießen«, versetzte ich. »Nicht hier direkt vor dem Crystal Fountain . Zuviel Aufsehen.«
    »Die
Pistole hat einen Schalldämpfer«, erklärte der Bursche neben mir. »Wem würde so
ein kleiner Plop auffallen ?«
    Vielleicht
log er, vielleicht log er nicht. Er war etwa Mitte Dreißig und kräftig gebaut.
In einer Fernsehbesetzung hätte er den zweitrangigen FBI-Agenten gespielt, der
mit gedankenvoller Miene und zusammengebissenen Zähnen herumsitzt. Ich hielt
ihn nicht für einen zweitrangigen FBI-Agenten. Der Mann hinter mir war
schätzungsweise zwanzig Jahre älter, groß und hager mit adrett geschnittenen
grauen Haaren und einem passenden Schnurrbart. Er lächelte mir zu, als ich über
die Schulter blickte.
    »Wenn
Sie falsch raten, sind Sie entweder tot oder in ziemlich schlechter Verfassung,
Boyd«, sagte er. »Warum folgen Sie also nicht dem Rat meines Partners und
fahren einfach los ?«
    »Wohin ?« wollte ich wissen.
    »Paradise
Beach«, erwiderte er. »Ich habe dort einen von den Strandbungalows gemietet .«
    Der
Pistolenlauf bohrte sich mit mehr Nachdruck in meine Rippen. Warum sollte ich
also den Helden spielen? Ich ließ den Motor an.

4
     
    Wenn
man in Paradise Beach einen Bungalow mietet, zahlt man für die Lage, nicht die
Unterbringung. Der Bungalow unterschied sich wahrscheinlich in nichts von
seinen Nachbarn. Wohnraum, Küche, Bad und zwei Schlafzimmer und jenseits der
Hintertür der ganze herrliche Strand.
    Als
wir in den Wohnraum traten, lächelte mir der ältere Mann zu. »Ich bin ziemlich
grob gewesen«, sagte er. »Gestatten Sie, daß ich mich vorstelle. Ich bin Ed
Carlin .« Dann deutete er auf den Jüngeren, der noch
immer die Pistole in der Hand hielt. »Und das ist mein Partner, Mr. O’Neil .«
    O’Neil
bedachte mich mit einem kurzen Grinsen und biß dann die Kinnladen wieder
zusammen.
    »Nehmen
Sie doch Platz«, sagte Carlin. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten ?«
    »Nein«,
antwortete ich und ließ mich auf den nächstbesten Sessel nieder.
    »Ich
möchte einen Campari-Soda«, erklärte Carlin . »Und ich
denke, du kannst jetzt diese Pistole wegstecken. Sie jagt Boyd doch keine Angst
ein .«
    »Ist
gut«, meinte O’Neil friedfertig.
    Er
verstaute die Waffe in einem Schulterhalfter und ging dann an die Bar, um den
Campari zurechtzumachen. Carlin setzte sich mir gegenüber, schlug die Beine
übereinander und faltete die Hände über dem Knie.
    »Sie
sind Privatdetektiv, Boyd«, sagte er. »Wie faszinierend!«
    »Und
was sind Sie ?« fragte ich. »Oder ist Kidnapping Ihre
einzige Tätigkeit ?«
    »Sehr
amüsant«, entgegnete er. »Ein Freund von mir hat mir den Vorwurf gemacht, Ihre
Dienste in Anspruch zu nehmen und will mir nicht glauben, daß dies nicht der
Wahrheit entspricht. Er heißt LaBlanche, und Sie wissen das natürlich bereits.
Wie ich gehört habe, sind Sie ihm während der vergangenen vierundzwanzig
Stunden gehörig auf die Nerven gegangen. Sogar mitten in der Nacht haben Sie
ihn angerufen, sich für mich ausgegeben. Sie sind anscheinend ein recht
erfindungsreicher Vertreter Ihres Berufes, Boyd .«
    O’Neil
brachte ihm seinen Campari und lehnte sich dann gegen
die Wand, um mich zu beobachten.
    »Was
wollen Sie also von mir ?« fragte ich Carlin.
    »Sie
müssen für irgend jemand arbeiten«, sagte er. »Da ich nicht Ihr Auftraggeber
bin und Danny LaBlanche anscheinend auch nicht, möchte ich wissen, um wen es
sich dabei handelt .«
    »Die
Namen meiner Klienten behandele ich vertraulich .«
    »Wenn
ich wüßte, wer Ihr Klient ist und was er will, könnte ich Ihnen vielleicht
behilflich sein .«
    »Ich
bin beauftragt worden, Tina Jackson zu finden .«
    »Soll
das ein Witz sein
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