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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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Pfennig- und Groschenräubern, die irgendwann die Nerven verlieren und einen Ladenverkäufer wegen sechzig Dollar umbringen, und Selbstmördern, die in ihrer Wohnung das Gas aufdrehen und das ganze Haus in einen schwarzorangen Feuerball verwandeln.
    Und so einer Sorte widmete ich mein Leben.
    Doch ich suchte vergebens nach einer Nabelschnur, die ins südliche Ausland führte.
    Cletus beobachtete mich die ganze Zeit.
    »Verdammt, Dave, ich könnt schwören, du bist ernsthaft beleidigt, wenn die Schmalzlocken nicht scharf auf dich sind.«
    »Wir haben nicht gerade viele Kaffeebraune in diesem Geschäft.«
    »Also gut, ich sag dir was. Wir machen ein bißchen früher Mittag, du lädst mich ein, und ich mach dich mit Potts bekannt. Der Kerl ist die Wucht. Ein richtiger kleiner Sonnenschein.«
    Es war dunstig und gleißend hell, als wir ins French Quarter fuhren. Kein Luftzug war zu spüren, und die Palmwedel und Bananenstauden in den Vorgärten standen grün und bewegungslos in der Mittagshitze. Die Gerüche im French Quarter erinnerten mich jedesmal wieder an das kleine Kreolenstädtchen am Bayou Teche, wo ich geboren bin: die Kisten mit Wasser-, Honigmelonenund Erdbeeren unter den verschnörkelten Kolonnaden, der saure Wein- und Bierdunst und das Sägemehl in den Bars, die Poor-Boy-Sandwiches voller Shrimps und Austern, der kühle, feuchte Duft des alten Mauerwerks in den kleinen Gassen.
    Es gab immer noch einige wenige echte Bohemiens, Schriftsteller und Maler, die im French Quarter lebten, und auch ein paar Freiberufler, die bereit waren, astronomische Mieten für die modernisierten Apartments am Jackson Square zu zahlen, aber die Mehrzahl der Bewohner des Vieux Carré bestand aus Transvestiten, Fixern, Wermutbrüdern, Prostituierten, Gaunern jeder Couleur sowie ausgebrannten LSD -Freaks und anderen Eckenstehern, die aus den sechziger Jahren übriggeblieben waren. Die meisten von ihnen lebten von den zahlreichen gutbürgerlichen Konferenzteilnehmern und Familien aus dem Mittleren Westen, die durch die Bourbon Street zogen, Kameras um den Hals, als besuchten sie den Zoo.
    In der Nähe von Pearl’s Oyster Bar war kein Parkplatz frei, und so mußte ich ein paarmal um den Block fahren.
    »Dave, woran merkt man eigentlich, ob man ein Alkoholproblem hat?« fragte Cletus.
    »Wenn’s anfängt, weh zu tun.«
    »Mir scheint, als war ich in letzter Zeit so gut wie jeden Abend halb angesoffen gewesen. Ich kann scheinbar nicht mehr heimgehen, ohne vorher in der Kneipe an der Ecke einzukehren.«
    »Wie läuft’s denn zwischen dir und Lois?«
    »Ich weiß nicht. Es ist für uns beide die zweite Ehe. Vielleicht hab ich einfach zu viele Probleme, vielleicht haben wir die beide. Es heißt doch, wenn man’s beim zweitenmal nicht schafft, schafft man’s überhaupt nicht. Glaubst du, da ist was dran?«
    »Das weiß ich nicht, Clete.«
    »Meine erste Frau hat mich verlassen, weil sie nicht mit einem Mann verheiratet sein wollte, der jeden Tag die ganze Gosse von der Arbeit mit nach Hause bringt. Damals hab ich noch bei der Sitte gearbeitet. Sie sagte, ich hab immer nach Huren und Joints gestunken. Dabei war die Arbeit bei der Sitte gar nicht so übel. Und jetzt kommt Lois daher und sagt, sie will nicht, daß ich jeden Abend meine Knarre mit nach Hause bringe. Sie macht jetzt auf Zen, meditiert jeden Tag und schickt unser ganzes Geld an irgend’nen Buddhistenpriester in Colorado, und dann sagt sie mir, sie will nicht, daß ihre Kinder mit Waffen aufwachsen. Waffen sind schlecht, weißt du, aber dieser Kerl da drüben in Colorado, der meine Kohle kassiert, der ist gut. Vor zwei Wochen komm ich angesäuselt nach Hause, und sie fängt an zu heulen und braucht ’ne ganze Packung Kleenex auf. Da hab ich mir dann noch ’n paar Gläser Jack Daniel’s eingepfiffen und ihr erzählt, wie du und ich den ganzen Nachmittag damit zugebracht haben, mit ’ner Harke die Überreste von ’nem vierzehnjährigen Bengel aus ’nem Abfallhaufen zu kratzen. Heraus kam ’ne weitere Viertelstunde Tränen und Naseschneuzen. Da bin ich einfach loskutschiert, noch was zu trinken holen, und in ’ner Mausefalle kriegen die mich fast dran. Nicht grade gut, was?«
    »Jeder hat irgendwann mal Ärger daheim.«
    Er verzog das Gesicht und starrte nachdenklich aus dem Fenster. Er zündete sich eine Zigarette an, inhalierte tief und schnippte das Zündholz hinaus ins helle Sonnenlicht.
    »Mann, spätestens um zwei säg ich dir einen weg«, sagte er. »Ich werd zum
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