Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
Lunch ’n paar Bierchen trinken. Beruhigt das Hirn, stillt den Magen und schont die Nerven. Hast du was dagegen?«
    »Es ist dein Leben. Du kannst damit tun, was du willst.«
    »Sie will mich verlassen, ich kenn die Vorzeichen.«
    »Vielleicht könnt ihr euch noch irgendwie einigen.«
    »Komm schon, Dave, du bist schließlich nicht von gestern. So läuft das nicht. Du erinnerst dich doch, wie es damals war, kurz bevor deine Frau abgehauen ist.«
    »Stimmt, ich erinnere mich. Ich weiß, wie es war. Aber niemand sonst. Kommst du mit?« Ich grinste ihn an.
    »Schon gut, tut mir leid. Aber wenn’s zum Eimer geht, geht’s halt zum Eimer. Du kriegst nicht damit die Kurve, daß du deine Knarre im Spind läßt. Stell dich da drüben in die Ladezone. Es ist zu verdammt heiß hier draußen.«
    Ich hielt in der Ladezone vor Pearl’s Oyster Bar und stellte den Motor ab. Cletus schwitzte in der Sonne.
    »Sag mal ehrlich«, sagte er, »hättest du dich auf so was eingelassen, bloß deiner Frau zuliebe?«
    Ich wollte nicht einmal darüber nachdenken, was ich alles meiner Frau zuliebe getan hätte – meiner blassen, dunkelhaarigen,wunderschönen Frau aus Martinique, die mich wegen eines Ölmannes aus Houston hatte sitzenlassen.
    »Hör mal, du mußt das Essen bezahlen«, sagte ich.
    »Was?«
    »Ich hab kein Geld dabei.«
    »Nimm deine MasterCard.«
    »Die wollten sie mir nicht erneuern. Irgendwas von wegen, ich hätte meinen Dispo um vierhundert Dollar überzogen.«
    »Großartig. Ich hab noch ’nen Dollar fünfunddreißig. Große Klasse. Was soll’s, lassen wir’s auf die Rechnung setzen. Und wenn’s ihm nicht gefällt, sagen wir einfach, wir geben der Einwanderungsbehörde ’nen Tip wegen der Haitianer, die er in seiner Küche beschäftigt.«
    »Ich wußte gar nicht, daß er welche hat.«
    »Ich auch nicht. Aber ich bin gespannt, was er sagt.«
    Das Pornokino war direkt an der Bourbon Street. Die Straße hatte sich verändert, seit ich vor mehr als zwanzig Jahren als Student immer hierherkam. Die alten Dixielandbands mit Leuten wie Papa Celestin oder Sharky Bonnano waren von Pseudo-Countrybands abgelöst worden, bestehend aus jungen Spunden in Designer-Jeans, Kunstlederwesten und weitärmeligen weißen Seidenhemden mit Brokatstickereien, wie sie Mambotänzer oder Transvestiten tragen. Die Tingeltangels waren immer schon ziemlich halbseiden gewesen, wo die Tänzerinnen zwischen ihren Auftritten im Publikum Drinks schnorrten und kurz vor Schluß die letzten Freier aufgabelten, aber damals hatten sie auf städtische Anordnung hin G-Strings und aufgeklebte Sterne auf den Brustwarzen tragen müssen, und außerdem hatte es damals noch keine Drogen gegeben, von dem einen oder anderen Joint abgesehen, den die verzweifelten, ausgebrannten Musiker rauchten, die in einer kleinen, dunklen Grube unten vor dem Laufsteg spielten. Inzwischen jedoch waren die Tänzerinnen auf der Bühne völlig nackt, ihre Augen glänzten schwarz vor Speed, und manchmal sah man, daß ihre Nasenlöcher noch feucht waren und zuckten von dem Koks, das sie durch eine zusammengerollte Dollarnote schnupften.
    Die Fenster von Plato’s Adult Theater waren mit Hohlziegeln vermauert, so daß niemand in den Laden hineinschauen konnte, und das Innere der kleinen, in Gold und Violett gehaltenen Vorhalle war mit Meisterwerken erotischer Kunst geschmückt, die aussahen, als seien sie von Blinden gemalt. Wir durchquerten den Vorraum und gingen direkt in das Büro, ohne vorher anzuklopfen. Ein dünner Mann mit einem spitzen, glänzenden Gesicht sah überrascht von seinem Schreibtisch auf. Er trug einen ultramarinblauen Anzug aus Polyester und Lackschuhe mit silbernen Schnallen, und sein schütteres, geöltes Haar glänzte im Licht der Schreibtischlampe. In einem Holzregal an einer der Seitenwände waren zahlreiche Filmdosen aufgestapelt. Die Überraschung und Angst wichen sofort aus seinem Gesicht, und er kratzte sich mit der einen Hand die Wange und nahm die mit einem Filtermundstück versehene Zigarre aus dem Aschenbecher.
    »Was wollen Sie, Purcel?« sagte er gleichmütig.
    »Dave, darf ich dir Wesley Potts vorstellen, unsern heimischen Scheißhaufen«, sagte Cletus.
    »Ich hab keine Zeit für Ihre Beleidigungen, Purcel. Haben Sie ’nen Durchsuchungsbefehl oder so?«
    »Das sagen die doch bloß im Fernsehen, Pottsie«, sagte Cletus. »Siehst du hier irgendwo Fernsehkameras, Dave?«
    »Ich sehe keine Fernsehkameras«, antwortete ich.
    »Die Typen im Fernsehen sagen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher