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Neobooks - Transalp 8

Neobooks - Transalp 8

Titel: Neobooks - Transalp 8
Autoren: Marc Ritter , CUS
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Frühling? Was wohl danach kam? Klar: Dritte Zähne.
    Nachdem ihm Koralis die Gerüchtelage aus dem Präsidium kolportiert hatte, musste Plank nun dringend bei Dr. Keil anrufen und ihm sagen, dass ihre geheime Tour so geheim nicht war. Und wer alles hinter ihnen her war. Der Staatssekretär hatte so getan, als sei das alles vollkommen normal und zu erwarten gewesen. Er ließ durchblicken, dass er seinerseits über die Schritte der Nazis informiert war. Und dass er wohl Plank und Gärtner nur als Spürhunde nutzte, denen wiederum Greifer der Geheimdienste auf der Spur waren. Bei Licht betrachtet, taten sie hier also einen verdammt gefährlichen Job, wahrscheinlich den gefährlichsten seiner Laufbahn, bei dem sie jederzeit auch zwischen die Fronten von zu allem entschlossenen Irren und ebenso zielgerichteten Agenten kommen konnten. Und alles nur, weil niemand der anderen die Rätsel, die Spindler auslegte, lösen konnte. Weil sie dann doch alle eine Spur zu dämlich waren. Prost, Mahlzeit. Todesursache: Intelligenz. Darauf trank er erst einmal ein Bier. Dann suchte er die Toilette und wollte duschen. Damit hatte er nicht gerechnet: Anstatt heißer Duschen gab es im Waschraum nur Waschbecken mit eiskaltem Wasser. Damit behandelte er wenigstens die Füße, die es bitter nötig hatten. Die Toilette war ein kleines Häusl, das ein paar Meter unterhalb der Hütte im Fels stand. Luxus ging anders. Aber das war eben hier eine Hütte auf über 3000 Metern. Eine italienische obendrein und keine der alpinen Wohlfühloasen, zu denen die meisten deutschen und österreichischen Alpenvereinshütten in den letzten Jahren ausgebaut worden waren.
    Pisciaduhütte, 21.35 Uhr
    Die Tür zur Gaststube ging auf. Herein kamen eine Frau und ein Mann. Der Mann hatte einen Verband um den Kopf und einen weiteren um die Hand. Steinschlag und Verbrennungen zweiten oder dritten Grades. Den Hubschrauber, der sie ins Krankenhaus bringen wollte, hatten sie fortgeschickt. Der hatte ohnehin einen Toten zu bergen.
    Wortlos setzten sie sich an den nächstbesten Tisch. Die anderen Leute rückten erschrocken zur Seite. Die Frau atmete schwer durch den Mund, die Augen starrten ausdruckslos ins Leere. Was vor wenigen Stunden noch eine Spitzensportlerin gewesen war, die im Zenit ihres Lebens stand, das war jetzt eine gebrochene Frau.
    SONNTAG, 15. JULI
Pisciaduhütte, 1.20 Uhr
    Vier Stunden hatte Spindler geschlafen. Hatte sich hineingedrückt in eines der Matratzenlager, in dem bereits zwei Familien schliefen, ganz hinten, wo man ihn vom Gang mit seinem spärlichen Licht aus nicht sehen konnte. Die Funzel an der Decke im Schlafraum hatte Spindler so weit herausgeschraubt, dass sie nicht mehr funktionierte. Die verfilzte Wolldecke über den Kopf. Hier war er schwer zu entdecken, doch unmöglich war es nicht. War der Killer dem Rucksack gefolgt oder ihm? Er konnte nur hoffen. Bald würde er es wissen.
    Mit einer neuen, ziemlich guten Bergausrüstung trat Spindler ins Freie. Nichts zu hören. Der Halbmond verbreitete auf dem hellen Kalkgestein immer noch genug Licht, um ein Stück des Weges zu sehen, doch würde es immer weniger werden, und bald würde der Mond ganz hinterm Berg versinken. Spindler beschloss, noch etwas im Schatten der Hütte zu warten. Er prägte sich den Verlauf der nächsten 200 Meter gut ein.
    Eine halbe Stunde später war es stockfinster geworden, zu dunkel für einen Pfad über Geröll und Fels. Das erste kurze Stück des Wegs stolperte er ohne Licht dahin. Dann wurde es zu mühsam und gefährlich. Er schaltete seine soeben akquirierte Stirnlampe ein. Wie lange hielt die Batterie noch? Wenn der Killer hinter ihm her war, könnte er den Schein der Lampe kilometerweit sehen. Das war ein Nachteil und gleichzeitig Spindlers größter Vorteil – denn der Killer würde den Weg direkt vor sich nicht sehen. Er müsste ebenfalls eine Lampe einschalten. Das würde ihn verraten. Gespannt blickte Spindler zurück. Einmal, zweimal, dreimal. Kein Licht zu sehen. Nach zehn Minuten war er sich sicher, dass niemand ihm folgte.
    Anderthalb Stunden später kam er bei der Boè-Hütte an.
    Die Hütte lag auf einem weiten Plateau und hatte eine große Terrasse. Spindler suchte sich eine ganze Handvoll Steinchen und begann sein Rätsel auszulegen. Er bezeichnete die beiden Achsen mit ›x‹ und ›y‹: Ein Schenkel, der zu Punkt x führte, zeigte auf die Eingangstüre der Boè-Hütte. Der andere y-Schenkel bekam noch ein Fragezeichen an seinem Ende verpasst.
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