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Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Titel: Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)
Autoren: L. S. Anderson
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wortlos gekämpft wurde. An ihrem Atem erkannte er Carmen; sie lebte. Fast hätte er geschrien; stattdessen zählte er schweigend mit, wie sich die Tür des Lifts halb schloss, gegen ein Hindernis fuhr und mit einem kleinen Klingeln wieder aufging. Nach dem zehnten Klingeln war der Kampf vorbei. Männer schnauften schwer und redeten in kurzen atemlosen Sätzen. Ist sie noch da? Oh, Fuck, die Fotze hat mir das Knie ruiniert. Ist sie noch da? Ja. Scheiße, ist die schwer.
    Eine Tür ging, dann war es still.
    Ross begann sofort wie rasend zu schieben und zu strampeln, um sich von dem leblosen Körper zu befreien. Keuchend kam er frei und kauerte zitternd auf Händen und Knien zwischen den Toten, in ihrem Blut, das den Boden der Kabine bedeckte. Blut, fettige Hirnsubstanz und Knochensplitter klebten in seinem Gesicht und seinen Haaren. Denk, schrie er sich innerlich an, denk nach! Okay, sagte er sich, okay ich bin am Leben, ich bin nicht verletzt. Was tue ich jetzt? Was tue ich als Erstes? Was ist wichtig? Eine Waffe – und Zeit. Wie viel Zeit habe ich, wie lange ist sie noch in Reichweite? Eine Minute? Fünfundvierzig, dreißig Sekunden? Dann los. Er startete einen mentalen Countdown.
    Achtundzwanzig, siebenundzwanzig …
    Young und Nash lagen auf dem Rücken, Schusswunden in den Gesichtern. Ross zerrte an ihren Jacketts, bis die Knöpfe abrissen Sie trugen M-Neun-Berettas. Er trocknete seine klebrigen Hände. Als er die schweren, matt glänzenden Pistolen hielt, spürte er Erleichterung und Zuversicht. Er wurde ruhiger und seine Bewegungen sicherer. Er ließ die Magazine aus den Griffen fallen.
    Zweiundzwanzig, einundzwanzig …
    Sie waren voll. Dreißig Schuss, genug für ein kleines Feuergefecht. Rasch schob er die Magazine wieder ein. Die Auszieherkrallen zeigten ihm, dass Patronen in den Lagern steckten; trotzdem zog er die Schlitten, bis er sie sehen konnte.
    Siebzehn, sechzehn …
    Dann bemerkte er, dass Church noch lebte. Er saß an die besudelte Wand gelehnt und atmete schnappend. Schauer liefen durch seinen Körper. Eine Kugel war in sein rechtes Auge eingeschlagen und über dem Ohr auf derselben Seite des Kopfes wieder ausgetreten. Das andere Auge war halb geöffnet. Ross kniete sich zu ihm und fragte: »Bist du Randy oder Winston?« Elf, zehn, neun … »Es tut mir leid, Mann, hörst du? Es tut mir leid. Ich würde es dir gerne leicht machen, wirklich, aber wenn die draußen den Schuss hören, dann wissen sie, dass ich komme.« Fünf, vier, drei … »Ich muss los. Das verstehst du doch.« Der Sterbende reagierte nicht. Ross sprang auf, stieg über Stills hinweg, der auf dem Gesicht lag, den Oberkörper außerhalb des Fahrstuhls und den zerschossenen Kopf in einer Blutlache, und rannte durch den Vorraum des Lifts zu einer Metalltür, die ins Freie führte. Lange zurückliegendes Training und gute Gewohnheit hielten ihn davon ab, einfach nach draußen zu stürmen. Er stellte sich neben die Tür und stieß sie auf, nichts passierte. Er sah raus und zog den Kopf schnell wieder zurück, niemand schoss. Er schlüpfte nach draußen, warf die Tür zu, trat drei Schritte zur Seite und hockte sich an die Wand. Es war Nacht geworden, und es regnete noch immer in Strömen, womöglich stärker als vor einer Stunde. Das Wasser stand zentimeterhoch auf dem Asphalt des Daches. Wo Licht hinfiel, sah man, wie der aufschlagende Regen zu einem kniehohen, schimmernden Nebel zerstob. Ein Dutzend starker Scheinwerfer erhellten das Dach, aber die Aufbauten über den Treppenhäusern und Aufzugschächten, die Antennen und die monumentalen Gehäuse der Klimaanlagen warfen undurchdringliche Schatten. Ross starrte suchend in das Labyrinth aus Licht und Dunkelheit. War er allein? Dicke Tropfen, die sein Gesicht trafen, und Wasser, das ihm in die Augen lief, erschwerten ihm die Sicht. War er womöglich zu spät? Im stetigen Rauschen des Regens und über dem seismischen Rumpeln der Klimaanlagen heulte eine Turbine. Ross hörte das hudd-hudd-hudd eines Helikopterrotors im Leerlauf.
    Sie waren noch nicht weg.
    Er erhob sich und lief rasch an der Wand entlang auf das Geräusch zu. Er erreichte eine Ecke; eine große freie Fläche lag hell erleuchtet vor ihm, und dahinter Landeplattform auf vier Meter hohen Stahlpfeilern. Ein weißer Helikopter wartete mit kreisendem Rotor. Und da waren sie: Am Fuß der Treppe zur Plattform rangen zwei Männer mit Carmen, schlugen und traten auf sie ein. Ein dritter umkreiste die ineinander verklammerte
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