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Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Titel: Neobooks - Die Zitadelle der Träume
Autoren: Liane Sons
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Tod den Horden!«, brüllte Canon. Der Ruf vervielfachte sich und wurde jetzt ständig wiederholt.
    Arneke Partos empfand so etwas wie väterlichen Stolz für seinen jungen Kommandanten. Er hatte ihn schließlich aufs erste Pferd gesetzt und ihn den Umgang mit Waffen gelehrt. Canon war ein eifriger, gelehriger und guter Schüler und immer ganz bei der Sache gewesen. Noch viel zu jung an Jahren hatte er lernen müssen, Verantwortung zu übernehmen. Aber sehr schnell hatte er gezeigt, dass das Vertrauen der Königin in ihn gerechtfertigt war. Er zeichnete sich nicht nur im Umgang mit Waffen aus, sondern insbesondere auch im Umgang mit Menschen. Er konnte sie überzeugen, er konnte sie begeistern, er konnte sie mitreißen. Ihm allein war es zu verdanken, dass heute annähernd sechstausend Männer die Horden erwarteten, und ihm war es zu verdanken, dass diese jetzt nicht vor Furcht zitterten, sondern wild schreiend und drohend ihre Waffen schwangen.
    Arneke Partos warf Canon einen liebevollen Blick zu und tat einen Schwur. Er wusste, dass der Feldherr immer dort sein würde, wo die Gefahr am größten war, und er, sein Lehrmeister und Adjutant, würde immer neben ihm sein – immer bereit, den Prinzen mit seinem eigenen Leben zu schützen. Mar’Elch hatte nur die Möglichkeit zu bestehen, solange Canon am Leben war. Die Stadt brauchte ihn, und die Menschen brauchten ihn.
    Die Schwarzen Horden rückten näher, der Nebel lichtete sich, und die ersten schweren Regentropfen fielen wieder aus dunkelgrauem Himmel.
    Morwenas Ziehsohn schloss kurz die Augen, gab sein Leben in die Hand der Götter, atmete tief durch und brüllte: »Tod den Horden! Katapulte und Speerschleudern los! Schützen erst auf mein Kommando!«
    Die Schlacht begann, und sie begann mit ohrenbetäubendem Getöse und mit gnadenloser Gewalt. 
    Die ersten schweren Steine krachten gegen die Stadtmauer, ließen Mauerwerk nach allen Seiten wegspritzen. Die ersten Pfeilsalven ergossen sich wie Hagelschauer über den Wehrgang. Unter die Kommandos der Krieger mischten sich schnell die ersten Schmerzensschreie. Eine schwere Ramme, durch ein Dach geschützt, rollte langsam, aber unaufhaltsam durch tiefen Schlamm auf das Stadttor zu.
    Die ersten Leitern wurden angelegt und umgestoßen. Schwere Steine trafen die Angreifer, die der Mauer zu nahe kamen.
    Doch, getrieben von ihren Befehlen, drangen die Hordenkrieger unerbittlich vor, stiegen über gefallene Kameraden hinweg, stellten umgeworfene Leitern wieder auf und kannten offensichtlich nur ein Ziel: die Stadtmauer so schnell wie möglich zu erobern! 
    Die Stadt leistete erbitterten Widerstand. Keine andere Möglichkeit vor Augen kämpften die Bewohner Mar’Elchs, und sie kämpften verbissen. Kaum spürten sie die von ungewohnter Anstrengung schnell schmerzenden Arme, kaum die Splitter der Leitern in ihren Händen. Sie warfen Steine und halfen den Verwundeten.
    Mar’Elchs Katapulte und Speerschleudern rissen unterdessen große Lücken in die Angriffsreihen der Horden, ebenso wie die Pfeile der Schützen. Die Katapulte waren zum Teil mit brennenden Pechfässern beladen. Der erste Leiterturm, der in Flammen aufging, ließ die Stadtbewohner ausgelassen jubeln. 
    Canon hastete ständig hin und her, half hier, eine Leiter umzuwerfen, richtete woanders eine Speerschleuder neu aus und gab überall letzte Anweisungen für den geordneten Rückzug in die Burgmauern.
    Anders als in Ten’Shur war die Stadtmauer hier nicht als Bollwerk gegen heranstürmende Feinde errichtet worden, sie hatte lediglich verhindern sollen, dass Gesindel unbemerkt in die Stadt kam. Zwar war sie in den langen Jahren des Krieges etwas verstärkt worden, aber die Baumeister hatten offensichtlich nie mit einer ernsthaften Bedrohung gerechnet und waren daher wohl eher von dem Gedanken beseelt gewesen, ein schönes und erhabenes Bauwerk zu errichten, denn eine Trutzwehr.
    Mit großer Sorge betrachtete Canon die ersten Risse und Löcher. Gegen die großen Katapulte der Horden waren sie machtlos. Keines ihrer eigenen Geschütze hatte auch nur eine annähernd ähnliche Reichweite.
    Neben sich hörte er die aufgeregte Stimme eines Mannes – der Kleidung nach zu urteilen ein Händler. »Was machen wir, wenn uns die Pfeile ausgehen, Kommandant?«
    Canon drehte sich um, riss zwei Pfeile aus einem Lederschild und reichte sie dem Mann, der vom Alter her sein Vater hätte sein können. »Unser Gegner ist so freundlich und schießt zurück. Wenn uns die Pfeile
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