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Nehmen Sie doch Gift darauf!

Nehmen Sie doch Gift darauf!

Titel: Nehmen Sie doch Gift darauf!
Autoren: Carter Brown
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Dollar fünfzig keine sehr großzügige Bezahlung zu sein.
    »Was übrigens meine Gage
betrifft«, begann ich entschlossen, »glaube ich wirklich nicht, daß...«
    »Ich hab’s dir doch eben
erklärt«, brummte er unwirsch. »Deine Nummer macht mächtig viel Unkosten. Ein einigermaßen brauchbarer Assistent verlangt mindestens
hundertfünfundzwanzig Piepen die Woche .«
    »Na und«, funkelte ich ihn
wütend an. »Der Assistent bekommt so viel und ich nur...«
    »Genau das Doppelte !« fauchte er zurück. »Und so gut wie garantiert dreihundert
pro Woche nach dem ersten Monat !«
    »Aber das ist doch lächerlich,
Marcus«, protestierte ich erbittert. »Ich soll das Doppelte bekommen! Sagten Sie
eben das Doppelte ?«
    »Zweihundertfünfzig ist doch
das Doppelte, oder nicht ?« röhrte er. »Oder ist das
zuviel Kopfrechnen für dich ?«
    »Nein, das ist fabelhaft,
Marcus«, murmelte ich benommen. »Ich muß die Dezimalstellen
durcheinandergebracht haben .«
    »Okay«, nickte er, »dann hole
ich jetzt Sadie .«
    Natürlich machte sich das
Meistergehirn von Rio Investigations , nachdem Adler
das Büro verlassen und die Tür fest hinter sich geschlossen hatte, unverzüglich
an die Arbeit. Ich konnte jetzt nicht nur nach etwaigem Belastungsmaterial
suchen — vielleicht fand sich noch eine alte Leiche im Schrank? —, sondern auch
meine Blutzirkulation etwas anregen. Auf der Schreibtischplatte war es doch
recht kühl, und ich hatte am ganzen Körper Gänsehaut.
    Ich ließ mich von meinem luftigen
Sitz herunterrutschen und begann die Schreibtischschubfächer zu durchwühlen.
Die beiden ersten enthielten nichts von Interesse, die dritte sah jedoch
vielversprechender aus. Unter einem Stapel Papier fand ich eine Pistole!
Während ich sie behutsam herausnahm, um sie näher zu betrachten, konnte ich
mich eines Schauders nicht erwehren. Vielleicht hielt ich die Mordwaffe in der
Hand! Dann fiel mir allerdings ein, daß ja noch gar kein Mord stattgefunden
hatte.
    Vermutlich war ich von dem
Anblick des todbringenden Instruments so fasziniert — ich hielt die Pistole in
der rechten Hand, den Finger um den Abzug gekrümmt, und versuchte mir
vorzustellen, wie es sein mußte, tatsächlich auf einen Menschen zu schießen —,
daß ich das öffnen der Tür überhörte. Jedenfalls erinnere ich mich nur noch,
daß eine heisere Stimme sagte: »Laß das Ding fallen !«
    In meinem ganzen Leben war ich
noch nicht derart überrascht! Als ich aufblickte, stand ein finster aussehender
Mann auf der Schwelle und starrte mich an. Auch ein so grausames Gesicht war
mir noch niemals vorgekommen. Seine Augen waren dunkel und kalt, und die
schreckliche Narbe auf der einen Gesichtshälfte verzog seinen Mund zu einer Art
hämischem Dauergrinsen. Ich war von der ganzen Geschichte so enerviert, daß ich
wohl irgendeine Reflexbewegung machte. Es gab einen mächtigen Knall, die
Pistole flog mir aus der Hand, und der Hut, den der Narbige auf dem Kopf gehabt
hatte, verschwand irgendwo im Korridor.
    Sein Besitzer stand unbewegt
und musterte mich noch immer, dann stöhnte er wie in plötzlichem Schmerz auf,
torkelte zum nächsten Stuhl und ließ sich niedersinken. Meine schlimmsten
Vorahnungen hatten sich bewahrheitet! Die Pistole war zur Mordwaffe geworden
und ich damit zur Mörderin!
    Ich rannte um den Schreibtisch
und kniete neben seinem Stuhl nieder. »Wo hat die Kugel Sie getroffen? Ich hole
einen Arzt — einen Krankenwagen — etwas Jod — sterben Sie mir bloß nicht, es
war doch nur ein dummer Zufall !«
    Doch dann merkte ich plötzlich,
daß sein Stöhnen genauso klang wie das Geräusch, das Marcus Adler von sich
gegeben hatte, als ich in so wenig damenhafter Weise auf seinem Schreibtisch
gelandet war. Das narbige Ungeheuer lachte! War es denn die Möglichkeit! Da
kniete ich vor ihm wie eine unkeusche Florence Nightingale, bereit, seine
Wunden zu salben und ihm Trost zu spenden, und dieser Flegel lachte über mich.
Das war wirklich zuviel. Ich war gerade drauf und dran, ihm gehörig die Meinung
zu geigen, als die Tür aufflog und Marcus hereinstürmte.
    »Ich habe einen Schuß gehört !« sagte er — der Idiot. Was hätte es denn sonst sein
sollen, etwa die letzte Erfolgsnummer der Beatles? »He!« Er entdeckte den
narbigen Mann auf dem Stuhl. »Max! Bist du okay ?«
    Der Narbige riß sich am Riemen
und schaffte es tatsächlich, sein Gewieher für einen Augenblick zu
unterbrechen. »Das ist doch wohl die verrückteste Geschichte, die ich je erlebt
habe,
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