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Nehmen Sie doch Gift darauf!

Nehmen Sie doch Gift darauf!

Titel: Nehmen Sie doch Gift darauf!
Autoren: Carter Brown
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Marcus«, keuchte er. »Ich komme in dein Büro, finde eine halbnackte Dame
mit einer Fünfundvierziger in der Hand vor, und sofort
versucht sie mich umzulegen! Was ist bloß mit dem Striptease-Geschäft los ?«
    »Dich umzulegen ?« Marcus blickte auf mich herab. Ich hatte eigentlich
aufstehen wollen, war aber, um weniger weit zu fallen, auf den Knien geblieben.
»Was soll denn das heißen, Kind ?« fragte er unheilverkündend.
    »Es war reiner Zufall, Marcus .« Ich lächelte nervös zu ihm empor. »Weil ich niesen mußte,
suchte ich im Schreibtisch nach einem Papiertaschentuch und fand dabei die
Pistole. Auf einmal hörte ich eine furchtbare Stimme und sah dann diesen
schrecklichen Mann .« Ich tippte dem Narbigen mit dem
Zeigefinger auf die Brust, um Marcus zu zeigen, welchen ich meinte. »Da dachte
ich, es wäre ein Verbrecher, der Ihr Büro ausrauben wolle, und hob die Pistole,
um ihm einen kleinen Schreck einzujagen, aber sie ist aus Versehen losgegangen .«
    »Meine Pistole!« Der Affe
stürzte darauf los, als handle es sich um seinen langverschollenen
Lieblingsbruder. »Du hättest beinah jemanden mit meiner Pistole umgebracht,
verdammt !«
    »Ich muß doch sehr bitten !« fauchte ich. »Es besteht keine Veranlassung, ordinär zu
werden. Vergessen Sie nicht, daß Damen anwesend sind .«
    »Nur eine«, wimmerte der
Narbige, als ob er vor Lachen Bauchschmerzen hätte. »Vielleicht irritiert dich
mein Anzug? Deine Garderobe schließt allerdings jeden Zweifel aus,
Schätzchen .«
    Das erinnerte mich an meinen
unbekleideten Zustand, und ich erhob mich, um ihm den Rücken zuzukehren, wobei
ich eine durchaus würdevolle Haltung bewahrte, bis der unmögliche Kerl mich in
den verlängerten Rücken kniff. Dieser Angriff kam so unerwartet, daß ich laut
aufschrie und instinktiv einen wilden Satz vorwärts machte. Ich knallte genau
gegen den Bierbauch von Marcus Adler und stieß einen zweiten gequälten Schrei
aus, denn er hielt noch immer seine dämliche Pistole in der Hand, deren Lauf
sich mir schmerzhaft ins Zwerchfell bohrte, so daß ich schnellstens
zurückprallte. Unglücklicherweise hatte sich jedoch der Sicherungshebel in
meinem Schlüpfergummi verhakt und — nun, auch der Elastizität von Gummibändern
sind Grenzen gesetzt. Einen Augenblick später war diese Grenze erreicht, und
ich befand mich in einer Situation, in der eine Frau drei Hände braucht und
sich nicht entscheiden kann, welche am entbehrlichsten ist. Ich fuchtelte wie
ein Signalmaat in der Luft herum, während der narbige Untermensch an einem
neuerlichen Lachanfall fast erstickte und Marcus mich anglotzte, als wäre alles
meine Schuld.
    »Ich hab’s dir doch schon mal
gesagt, Kind«, grunzte er. »Hütchen und Feigenblatt. Du scheinst ein
Gedächtnis wie ein Sieb zu haben .«
    Ich war nicht zu Debatten
aufgelegt, jedenfalls nicht im Augenblick. Deshalb marschierte ich entschlossen
aus dem Büro, egal wohin. Und endlich ließ mir das Schicksal auch einmal etwas
Gutes widerfahren. Gleich neben der Tür stand eine nette weißhaarige alte Dame mit
einem Morgenrock über dem Arm.
    »Gehen Sie sparsam damit um, so
was ist Geld wert«, sagte sie und reichte mir den Morgenrock.
    »Oh, vielen Dank!« Ich
schlüpfte erleichtert hinein. »Sie würden mir vermutlich nicht glauben, wenn
ich Ihnen erzählte, auf welche Weise ich in Mr. Adlers Büro alle Kleider
losgeworden bin, aber...«
    »Reden Sie nicht mehr davon,
Kindchen«, sagte die nette alte weißhaarige Dame. »So etwas passiert
gutgewachsenen Mädchen wie Ihnen alle Tage .« Dann nahm
sie die Zigarette aus dem Mund und zupfte sich behutsam einen Tabakkrümel von
der Unterlippe. »Ich bin Sadie«, fuhr sie fort. »Leider war ich in Ihrem Alter
nicht gescheit genug, meine Schäfchen ins trockene zu bringen. Darum muß ich in
so einem miesen Laden wie diesem Garderobiere spielen. Sie sind Mavis, die
Neue, nicht wahr? Marcus hat es mir schon gesagt .«
    Sie nahm meinen Arm und führte
mich über den Korridor. »Kommen Sie, ruhen Sie sich ein bißchen bei mir aus.
Ich gehe inzwischen Ihre Sachen holen, damit ich sie zusammenflicken kann .«
    »Oh, tausend Dank, Sadie«,
sagte ich beglückt. »Ich bin im Augenblick noch ganz durcheinander. Dieser
narbige Kerl ist einfach reingeplatzt und...«
    »Kindchen«, die nette
weißhaarige alte Dame krallte mir ihre karmesinroten langen Fingernägel
schmerzhaft in den Arm, »sprechen Sie niemals so über Max Stenner, wenn die
Gefahr besteht, daß er Sie hören
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