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Nehmen Sie doch Gift darauf!

Nehmen Sie doch Gift darauf!

Titel: Nehmen Sie doch Gift darauf!
Autoren: Carter Brown
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könnte. Er ist mit dieser Narbe sehr
empfindlich und würde Ihnen möglicherweise ohne Vorwarnung die Zähne
einschlagen .« Sadie lächelte trübe. »Und Kronen sind
heutzutage sehr kostspielig .«
    Jeder vernünftige Mensch wäre
begeistert gewesen, wie glänzend ich die ganze Situation gemeistert hatte. Bei
aller Bescheidenheit — was immer dieser Sherlock Holmes auch versucht hätte,
als Stripper wäre er nicht engagiert worden, nicht einmal, wenn er Geige
gespielt hätte. Aber Johnny Rio blieb völlig kalt, als ich ihm die
Erfolgsmeldung überbrachte. Er hörte mit leerem Gesichtsausdruck zu, während
ich meine Erlebnisse berichtete. Echtes Interesse zeigte er nur, als ich die Gage
nannte, die ich im Klub Berlin beziehen sollte. Das sei ja prima, sagte Johnny,
denn unsere Agentur habe am Monatsende sowieso einen Haufen Rechnungen zu
bezahlen.
    Diesen Tag und den folgenden
hatte ich kaum noch eine freie Minute. Marcus Adler schien ein Mann zu sein,
der sein Geld nicht gern vergeudet. Noch am Abend hatte Sadie mir eine ganze
Garnitur zerreißbarer Kleider entworfen, die nötigen Möbelstücke waren in
Arbeit, und Joe, der Kapellmeister, instrumentierte die Begleitmusik. Am
nächsten Tag probierten wir die Nummer etwa fünfzigtausendmal, wobei Marcus
pausenlos unterbrach, um immer neue Ideen einzubauen. Ich mußte in einem Mantel
auftreten, den ich bereits verlor, als mich mein Assistent zum erstenmal
berührte, und mit einem Schal, der seinem zweiten Griff zum Opfer fiel. Dann
hatte ich mich auf einen Spezialstuhl zu setzen, mit dem ich bei dem dritten
Griff zusammenkrachte, so daß ich meinem Partner mit den Beinen unters Kinn
stieß. Der Mann war ein ehemaliger Akrobat, der nach dem vermeintlichen Stoß
mühelos einen Rückwärtssalto über den Schreibtisch machte.
    Abends hatte ich am ganzen
Körper blaue Flecke von dem intensiven Training, und auch mein Assistent sah
angegriffen aus.
    Er hieß Casey Jones und mochte
etwa Mitte Dreißig sein. Casey hatte kurzgeschnittenes Haar und eines jener
sympathisch-häßlichen Gesichter, die bei Männern so anziehend wirken. Die
Muskelpakete unter seinem Trikot waren überaus imponierend.
    Endlich, gegen fünf Uhr
morgens, war Marcus mit der Nummer zufrieden. Um die Publikumsreaktion zu
testen, sollten wir gleich noch in der letzten Show auftreten. Marcus führte
mich durch einen Gang hinter der Bühne und öffnete ein Duschkabinett, das er
als Garderobenraum bezeichnete. »Wo ist denn hier Platz zum Umziehen ?« erkundigte ich mich ironisch, aber er war bereits
verschwunden. Es blieb mir wohl nichts anderes übrig, als mich bestmöglichst einzurichten.
    Eine Viertelstunde später, ich
hatte meine Kosmetika und sonstigen Utensilien gerade einigermaßen arrangiert,
flog die Tür hinter mir auf, und eine hämische Stimme sagte: »Das ist also die
große Neuentdeckung? Wo hat Marcus dich denn aufgegabelt? Im Fundbüro?«
    Ich wandte den Kopf und
erblickte auf der Schwelle eine üppige Blondine, die mich, die Hände in die
Hüften gestemmt, mit einer Miene musterte, als hätte sie nicht übel Lust, mich
auf der Stelle zu erwürgen. Sie trug ein knalliges Baumwollkleid, das über den
rundlichen Hüften spannte, und dazu eine lange Bernsteinkette, die bei jedem
Atemzug heftig hin und her schaukelte. Ihr Gesicht war, wirklich ganz objektiv
betrachtet, auf eine billige, ordinäre Weise leidlich hübsch, das auffallend
lange Haar reichte ihr fast bis zur Taille.
    »Ich wundere mich, daß du
überhaupt die Tür geöffnet hast«, sagte ich mit zuckersüßem Lächeln. »Bei der
Figur hättest du doch glatt durch die Ritze schlüpfen können .«
    »Hör mal gut zu, du dummes
Stück«, fauchte sie, »wenn du dich hier länger als einen Abend halten willst,
mußt du schon ein bißchen besser spuren !«
    »Wie reizend von dir, mir gute
Ratschläge zu erteilen«, erwiderte ich. »Aber solltest du deine Energie nicht
besser dazu verwenden, ein bißchen Fett abzutrainieren ?«
    »Na warte, du...« Sie machte
einen Schritt vorwärts und streckte die Hand aus, um mir das Gesicht zu
zerkratzen. Jetzt war es an der Zeit, ihr eine Lektion in unbewaffnetem
Nahkampf zu erteilen. Ich duckte mich, packte mit beiden Händen ihr Handgelenk
und richtete mich seitlich von meinem Hocker auf, so daß sie, den Kopf gebeugt
und den Arm auf dem Rücken verdreht, außer Gefecht gesetzt war. Da sie mich
jedoch weiter mit Schimpfworten überschüttete, rammte ich ihren Kopf etliche
Male gegen etwas Hartes,
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