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Nefilim KI 9 - Refugium

Nefilim KI 9 - Refugium

Titel: Nefilim KI 9 - Refugium
Autoren: Cahal Armstrong
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Anzug konnte mir weiterhelfen, solange ich im Vakuum verblieb. Bei meiner Umlaufbahn um den L-Fünf mochte das bis zum Ende aller Zeiten sein.
    Ich konzentrierte mich auf mein Gedächtnis, versuchte, die letzten Tage nachzuvollziehen, bis ich Kopfschmerzen bekam. Endlich! Da war etwas ... wir waren auf Floxa II gewesen, die Cheiron II war fast fertig ...
    »Scheiße«, sagte ich, denn plötzlich kamen die Erinnerungen zurück.
    Jäher Schmerz in meinen Schläfen wurde von einer Flut von Eindrücken, Bildern, Gefühlen und Sinneswahrnehmungen begleitet, als ob jemand die Tür zu einer überfüllten Rumpelkammer geöffnet hatte.
    Jetzt wusste ich wieder.
    Meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als die Skylla vor mir auftauchte, begleitet von etwa drei Dutzend Nefilim.
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2 - Die OP

    Sieben Stunden zuvor

    Ich bin ja generell kein Freund von chirurgischen Eingriffen. Die Narkose, die Schnitte, ... das Blut. Geht dann noch etwas schief, hat man einen wirklich schlechten Tag vor sich.
    Doch der war mir ohnehin sicher.
    Wir hatten lange geplant, aber dann ging alles ganz schnell. Mit offenem Schädel und zugedröhnt bis an den Rand des Komas, lag ich auf der Medi-Liege wie ein Toter. Was danach folgte, musste ich mir aus Erzählungen und visuellen Aufzeichnungen zusammenreimen. Wobei die visuellen Aufzeichnungen gewissermaßen präsent waren, bevor überhaupt irgendjemand ein Wort zu der ganzen Veranstaltung mir gegenüber verlieren konnte.
    Es glich einem Traum.
    Ich stehe in einer Ecke des Raumes, sehe, höre und ... nehme alles auf einmal wahr. Als sich eine trichterförmige Anomalie des Schwerefeldes in der Mitte der Krankenstation der Cheiron II bildet, weiß ich, dass gleich Aristea erscheinen wird. Der steigende Luftdruck - plopp! - da ist sie.
    Und sie ist nicht allein.
    Jarek Geran stolpert voran, desorientiert. Im nächsten Augenblick bin ich ganz nah an ihm dran, lege zwei metallene Hände mit unbändiger Kraft um seinen Hals. Musashis Hände! Geran zappelt hilflos im unbarmherzigen Griff der Nefilim-Finger, triggert ein bisschen (es ist schwierig, ihn nicht zu zerbrechen, so zart, wie er ist), schreit ganz viel und fällt Sekunden später in Ohnmacht. Ich sehe meine/Musashis Metallarme seinen Körper heben und vorsichtig auf eine zweite Medi-Liege betten. Dahinter steht eine maskierte Person mit vielen Lachfalten um die klaren Augen, eine Maske vor dem Gesicht. Demi Tomasi. Sie rasiert seinen Kopf, führt einen Scan durch. Ich/Musashi sehe die Bilder, bevor sie auf dem Bildschirm erscheinen, und habe die Lage des Implantats erfasst, ehe Demi beginnt, Gerans Schädel zu öffnen. Etwas ist falsch und ich warne sie.
    Dann Aris Gesicht, ihr Blick abgewendet von ... meinem Körper auf der Liege, der Anblick ist offenbar zu viel für sie. Wer schaut schon gern anderen in den Kopf? Buchstäblich, meine ich.
    Danach verschwimmen die Eindrücke und mein Traum weicht einem nebligen Bild ...
    ... der schmerzhaften Gegenwart.
    Ich sagte etwas, keine Ahnung was, bekam einen Trinkhalm zwischen die Lippen gepresst und saugte Flüssigkeit aus einem Behälter.
    Plötzlich verschwamm alles, und ich sah ...
    ... mich selbst von außen, aus einem milchigen Becher nuckelnd, der Schädel rasiert. Eine hässliche Narbe am Hinterkopf, in Form dreier Schnitte, die sich in der Mitte treffen.
    Der Eindruck verblasste wieder und ich schüttelte ihn ab, wie kaltes Wasser. Am Ende der Medi-Liege stand Musashi, schaute mich an, während Demi mit irgendwelchen Geräten vor meinem Gesicht herumfummelte.
    »Ich habe deine Gegenwart gespürt und dir testweise den Zugang zu meinem Gedächtnis gewährt. Ich glaube, du hast instinktiv die Momente ausgewählt, die wesentlich waren.«
    Ich räusperte mich und bedankte mich bei Aristea, die den Kopfteil meiner Liege etwas höher einstellte. »Ich sah Geran und einen Teil der OP. Also ist alles geglückt?«
    »Sie waren etwa eine Stunde weg, in denen wir das Implantat entnommen und wieder eingefügt haben.« Demi hielt einen daumennagelgroßen Gegenstand hoch. »Geran hatte eine Sprengvorrichtung einbauen lassen. Dank Musashis Hilfe konnte jedoch der beabsichtigte Schaden vermieden werden.«
    »Wir werden schrittweise deinen Zugang zum Kollektiv-Gedächtnis und meinen höheren Funktionen trainieren, damit du bereit -«
    »Blödsinn. Gebt mir eine verdammte Mütze, ich sehe aus wie das Experiment eines verrückten Wissenschaftlers«, sagte ich und schlug die Decke beiseite.
    Demi protestierte.
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