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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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einen Kutschertrunk, saß stumm bei seinem Bier, antwortete einsilbig auf neugierige Fragen und ertrug wohl oder übel die Lobreden seines Schwagers.
    Als er es gar nicht mehr aushielt, stand er auf – er brauchte einfach Bewegung. Während er den Gang hin-auf in Richtung Rezeption ging, wurden die Bilder des Nachmittags wieder lebendig: seine vergebliche Suche nach Paola, die Entdeckung in der Wohnung des Alten, der Schlag auf seinen Hinterkopf und schließlich die Szene mit Ottmar im Festsaal. Ganz in Gedanken war er vor dem kleinen Büro angelangt und zuckte unwillkürlich zusammen, als der Platz hinter dem Schreibtisch nicht leer war.
    »Bea!«
    »Schorsch! Gut, dich zu sehen! Wie geht’s Paola? Sie hat vorhin bei Rosi angerufen und die hat mir Bescheid gegeben. Und dann haben die Leute vom Gasthof sich bei mir gemeldet und gefragt, ob ich nicht herkommen könnte.«
    Bea machte eine Pause und sah Georg nachdenklich an. »Wahrscheinlich musste es irgendwann so kommen, oder?«
    Angermüller platzierte sich auf dem kleinen Hocker, so, wie bei seinen früheren Besuchen in diesem Raum, und zuckte resigniert mit den Schultern. Dann berichtete er, dass Paola scheinbar ganz gefasst die Situation ertrug.
    »Sie wollte niemanden von uns sehen – noch nicht«, meinte Bea. »Rosi hat auf jeden Fall den Anwalt gebeten, dass er sich gleich um sie kümmert«, sie unterbrach sich einen Moment. »Nicht dass du mich für sensationslüstern hältst, aber magst du mir erzählen, was sich da eigentlich genau abgespielt hat? Schließlich ist sie meine Schwester …«
    So knapp und präzise wie möglich schilderte Angermüller die Vorgänge des Nachmittags und was er über den Tod von Bernhard Steinlein wusste. Bea nickte, als er geendet hatte.
    »Wenn ich ehrlich bin: Ich kann es Paola nicht verdenken, dass sie so gehandelt hat«, seufzte sie. »Wer weiß, wäre ich damals nicht rechtzeitig von hier weggegangen, vor dem Alten geflohen, dann wäre ich vielleicht heute an Paolas Stelle. Was glaubst du, wie lange muss sie ins Gefängnis?«
    »Schwer zu sagen. Das kommt ganz auf das Gericht an, inwieweit die sich erlauben, für Paolas Situation Verständnis zu zeigen. Ein paar Jahre werden’s ganz bestimmt …«
    »Sie wird das durchstehen. So, wie ich sie kenne, mit ihrem eisernen Willen – sie schafft das.«
    Angermüller nickte.
    »Da kannst du recht haben. Und du wirst sie hier im Gasthof vertreten?«
    »Das muss man sehen. Erstens habe ich andere Verpflichtungen und dann – du weißt, unser Verhältnis ist auch nicht gerade das beste, wer weiß, ob Paola das recht ist. Aber als man mich vorhin anrief, bin ich natürlich sofort gekommen. Die Leute sind halt alle ein wenig nervös, wie es hier jetzt weitergehen wird.«
    Sie schwiegen einen Moment.
    »Ja, Schorsch, ich will dich nicht länger aufhalten. Du musst ja jetzt noch Geburtstag feiern – nicht, dass du wegen mir noch Ärger mit der Verwandtschaft kriegst.«
    »Das ist mir so was von wurscht im Moment! Nach Feiern ist mir jetzt echt nicht zumute. Ich glaub, ich schau gleich bei der Rosi vorbei. Ich hatt’ ihr versprochen, mich noch mal zu melden.«
    »Das ist gut! Die freut sich bestimmt. Unsere kleine Schwester ist nicht so abgeklärt. Die hat die Sache bestimmt wieder ganz schön mitgenommen.«

     
    »So schnell sieht man sich wieder.«
    Angermüller versuchte, möglichst aufgeräumt zu klingen, als er die Küche auf dem Sturms-Hof wie gewohnt durch den Hintereingang betrat. Er umarmte Rosi, die dabei war, das Abendessen vorzubereiten. Tatsächlich sah Rosi ein bisschen verheult aus, aber sie freute sich über seinen Besuch.
    »Ich hab schon auf dich gewartet. Schön, dass du gekommen bist.«
    »Das hab ich dir doch versprochen!«
    »Ich find’s auch gut, dass du da bist, Schorsch! Wenigstens ein Lichtblick an diesem Scheißtag«, meinte Johannes, der am Küchentisch saß, zu seinem Freund. »Erst das Wetter, dann der Abschied von Linus und Florian und dann die Sache mit Paola – mehr Mist an einem Tag geht gar nicht!«
    Rosi und Angermüller kamen zu ihm an den Tisch.
    »Ich habe nur ganz kurz mit Paola gesprochen und die Polizei hat mir auch nichts weiter sagen wollen«, Rosi sah ihn ängstlich und gespannt gleichzeitig an. »Kannst du mir erzählen, was genau passiert ist, Schorsch?«
    Zum letzten Mal an diesem Tag und sehr ausführlich schilderte Angermüller die Vorgänge in Steinleins Landgasthof und was sich am Freitagmorgen in der Felsengrotte im Park

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