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Nebelgrab (German Edition)

Nebelgrab (German Edition)

Titel: Nebelgrab (German Edition)
Autoren: Barbara Klein
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öffnete die Tür noch weiter, um die beiden Herren einzulassen.
    Michels entging nicht, wie Karla Bennos Rückansicht musterte. Mit farbloser Stimme sagte er: »Sie werden unser Auftauchen nicht lange nett finden.«
    Freund nickte und wartete, bis Karla die Tür geschlossen hatte. Dann hielt er ihr ein Schriftstück vors Gesicht.
    »Wissen Sie, was das ist?«
    Karla schüttelte den Kopf; ihr Lächeln war zum Standbild eingefroren.
    »Das ist ein Haftbefehl – Frau Schröder, wir verhaften Sie des vorsätzlichen Mordes an Professor Konrad Wiedener!«

Besuch für Karla
    Adrian schritt mit mulmigem Gefühl durch die Gänge des Gefängnisses. Er war noch nie in einem gewesen. Um seine Unsicherheit nicht offensichtlich zu machen, heftete er den Blick an den Rücken der Beamtin, die ihn zum Besucherraum führte. Dort musste er noch Minuten warten. Nervös verfolgte er mit den Augen den Sekundenzeiger der übergroßen Wanduhr. Was für ein merkwürdiger und erschreckender Ausgang dieser Geschichte das doch war! Ab und zu schüttelte er den Kopf, ohne den Sekundenzeiger aus den Augen zu lassen. Dann stand sie plötzlich vor ihm, ohne dass er bemerkt hatte, dass sie mit der Wachfrau hineingekommen war. Die Gehirnerschütterung hinterließ wohl immer noch Spuren.
    »Schatz! Wie schön, dass du mich besuchen kommst!«
    Karla versuchte ein strahlendes Lächeln, was kläglich ausfiel.
    Adrian setzte sich kerzengerade hin. Er beobachtete, wie Karla sich ebenfalls setzte, und missachtete ihre wie üblich übertriebene Anrede, um das zu sagen, weswegen er gekommen war.
    »Es gibt vieles, was ich dir zutraue, aber dass ich Mord darin einschließen soll, haut mich um. Warum nur hast du das getan?«
    »Ach, Kleiner, ich wollte die beste Zeitung machen, die der Niederrhein sich wünschen kann. Groß wollte ich werden! Und dich wollte ich auch groß machen.«
    Sie sah ihn an, als wollte sie gleich über den Tisch langen und ihn zu einem Kuss heranziehen. Unwillkürlich lehnte Adrian sich zurück.
    »Herrgott, du hast einen Menschen umgebracht! Was ist nur in dich gefahren?«
    Karla fuhr sich durch ihr Haar, das ungekämmt auf die Schultern fiel. Ein grauer Ansatz am Scheitel zog sich wie eine Trennlinie über den Schädel. Sie zuckte mit den Schultern und sah ihn mit spöttischem Lächeln an.
    »Was willst du? Bist du etwa fasziniert von meiner Entschlusskraft, oder willst du Details wissen, wie ich den Kopf des Alten festgehalten und …«
    »Hör auf!«, schrie Adrian. »Du bist krank!«
    »Warum bist du gekommen?«

    »Ich will das Ende wissen. Kanntest du den Professor?«
    »Nein.«
    »Du hast ihn also einfach der Story wegen umgebracht?«
    »Ich wollte dir die Chance geben, aus deiner Studententümelei rauszukommen. Dilettantismus ist nichts für dich; du kannst mehr, du kannst allen beweisen, was für ein toller Schreiber du bist.«
    »Danke«, erwiderte Adrian trocken, »aber ich glaube, zuallererst wolltest du dein Blatt verkaufen.« Adrian raufte sich die Haare. »Du hast einen guten Freund deines Mannes umgebracht!«
    »Ich weiß, Schätzchen, aber nur weil er ein Freund von Martin war, war er doch nicht wertvoller als andere, oder?« Sie lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Ich habe gehört, dass du ein Büro in Süchteln gemietet hast?«
    Adrian überging die Frage. »Du bist unmöglich! Skrupellos und unmöglich! Himmel, wie konnte ich nur an dich glauben!« Er stand auf. »Aber eins interessiert mich noch: Woran bist du gescheitert?«
    Karla öffnete die Arme wieder und zuckte mit den Schultern. »Anfängerpech oder mein eigener Dilettantismus – die Polizei hat mich auf einem Video wiedererkannt, das sie von den Leuten auf der Straße vor Wiedeners Haus gemacht hat …« Sie blickte Adrian versonnen an. »Gott, du warst so süß, wie du so verschreckt dort standst und nicht wusstest, was du als Nächstes tun sollst!«
    »Es muss aber doch noch mehr Beweise geben. Ich meine, es standen viele Leute da rum.«
    »Tja, der zuvorkommende Kommissar hat, als er mir im Krankenhaus die Jacke abgenommen hat, ein Haar von mir eingesteckt – sichergestellt, wie es so schön heißt!« Sie lachte trocken. »Dass sie am Tatort auch ein Haar von mir gefunden haben, kam nicht so gut – mir fiel am Ende nichts mehr zu meiner Verteidigung ein, und so bleibt mir nur der schwache Glanz einer großartigen Idee. Aber du, du hast richtig was draus gemacht, Junge! Du hast dein Ziel erreicht und eine tolle Story
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