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Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi
Autoren: emons Verlag
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nicht fertig ist, muss per Anhalter fahren«, sagte Lüder und sah sich
um. »Wo ist Thorolf?«
    »Keine Ahnung.«
Viveka zuckte mit den Schultern und bekundete damit das Desinteresse an ihrem
Bruder, den Margit ebenso wie sie mit in die Patchworkfamilie eingebracht
hatte.
    Plötzlich entstand
in der kleinen Küche Gedränge, als die Kinder hinauseilten.
    »Wer wischt das
auf?«, rief Margit hinterher und sah resigniert auf die Flecken auf Tisch und Fußboden.
    »Frauenarbeit«,
ertönte irgendwo aus den Tiefen des Hauses Jonas' Stimme.
    »Keine zwanzig
Jahre mehr, dann sind die Kinder aus dem Haus«, tröstete Lüder Margit und nahm
sie in den Arm.
    »Das halte ich bis
dahin nicht aus«, klagte sie gespielt theatralisch und schmiegte sich an ihn.
Dann sah sie zu ihm auf, fuhr mit der gespreizten Hand durch seinen blonden
Wuschelkopf und fragte: »Was hast du heute vor?«
    »Nichts,
Büroarbeit. Wie immer.«
    Ein Seufzer der
Erleichterung kam über ihre Lippen, bevor ihr Blick auf die Wanduhr fiel.
»Beeil dich, damit die Rasselbande pünktlich zur Kita und in die Schule kommt.«
Sie gab ihm zum Abschied einen Kuss. »Soll ich den Dachdecker bestellen? Das
Loch«, rief sie ihm hinterher.
    »Warte damit
noch«, erwiderte er vom Hauseingang. »Es wird eng diesen Monat. Wir haben
wieder viele Kosten gehabt.«
    Auf dem
Beifahrersitz des BMW hatte sich Viveka
niedergelassen, Sinje war in den Kindersitz gekrabbelt, während Jonas am Steuer
Platz genommen hatte.
    »Wann darf ich mal
fahren?«
    »Wenn du den
Führerschein gemacht hast«, erwiderte Lüder und zog seinen Sohn aus dem
Fahrzeug.
    »Sonst kommt die
Polizei«, meldete sich Sinje zu Wort.
    »Die richtige«,
lästerte Jonas. »Nicht so eine Schreibtischpolizei wie Lüder.« Dann schien ihm
etwas einzufallen. »Darf ich deine Knarre mal mit zur Schule nehmen? Ich mein,
so ohne Munition und so. Das wäre richtig geil.«
    Lüder antwortete
nicht darauf. Zu oft hatte er Jonas schon erklärt, dass eine Diskussion über
diesen Wunsch überflüssig war.
    Er reihte sich in den
morgendlichen Stau ein, der bei regnerischem Wetter in allen Städten dieser
Welt noch stärker als gewöhnlich ausfiel, lieferte Sinje in der Kita und die
beiden Älteren vor der Schule ab. Wenig später fuhr er auf das Gelände Eichhof
im Westen der Landeshauptstadt, auf dem zahlreiche Polizeidienststellen
untergebracht waren. Sein Ziel war das Landeskriminalamt. Dort tat Kriminalrat
Dr. Lüder Lüders in der Abteilung 3, dem polizeilichen Staatsschutz, Dienst.
    Er suchte das
Geschäftszimmer auf, das gleichzeitig auch Vorzimmer des Abteilungsleiters,
Kriminaldirektor Dr. Starke, war, und wechselte ein paar Worte mit der
Sekretärin Edith Beyer, besorgte sich einen Becher Kaffee und zog sich in sein
Büro zurück. Er gönnte sich einen Blick in die Morgenzeitungen, bevor er sich
mit spitzen Fingern einen der Aktendeckel zur Hand nahm und mit dem Studium
begann.
    Nach zwei Stunden
Schreibtischarbeit wurde Lüder durch das Klingeln seines Telefons unterbrochen.
    »Vollmers«,
meldete sich der bärtige Hauptkommissar der Bezirkskriminalinspektion Kiel.
Dort war er Leiter des ersten Kommissariats, des K1, das unter anderem für
Straftaten gegen Leib und Leben zuständig war. Der Volksmund nannte diesen
Bereich schlicht »Mordkommission«.
    »Moin, Herr
Vollmers. Laufen die Geschäfte gut?«, fragte Lüder.
    »Im Unterschied
zur Wirtschaft würden wir über eine rückläufige Auftragsquote nicht klagen«,
erwiderte Vollmers. »Aber vielleicht können wir Sie an unseren Aktivitäten
beteiligen.«
    Sie hatten in der
Vergangenheit bereits einige Fälle gemeinsam bearbeitet. Obwohl Vollmers
anfangs kritisch die Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt beäugt hatte, war
Lüder nicht überrascht, dass sich der erfahrene Kriminalist bei ihm meldete.
    »Wir haben heute
Morgen eine Leiche aus dem Kanal gefischt.« Wenn jemand vom »Kanal« sprach,
wusste jeder Einheimische, dass damit der Nord-Ostsee-Kanal gemeint war. »Bei
Rendsburg«, ergänzte der Hauptkommissar.
    Vollmers legte
eine Pause ein. Lüder wusste, dass er keine Fragen stellen musste. Vollmers
würde ihn knapp, aber präzise informieren.
    »Nach den
Umständen des Funds liegt eindeutig Fremdverschulden vor. Das Opfer war mit
einem Strick an der Schwebefähre befestigt. Es sieht so aus, als hätte man den
Mann, das Opfer ist männlich, während der nächtlichen Ruhepause an der
Fährbühne angebunden. Als diese in Betrieb gesetzt wurde und ihre
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