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Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi
Autoren: emons Verlag
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Regierungschef
nicht mehr im Amt wäre. Er würde den Ministerpräsidenten vermissen. Und
wahrscheinlich ging es vielen Bürgern im Land ebenso.
    Lüder besorgte
sich einen Becher Kaffee. Den hatte er noch nicht ausgetrunken, als Edith Beyer
anrief und ihn zum Abteilungsleiter bestellte.
    Lüder verzichtete
aufs Anklopfen und blieb im Türrahmen stehen. Dr. Starke thronte hinter dem
Schreibtisch. Das sonst fast arrogant wirkende Lächeln war einem zornigen
Gesichtsausdruck gewichen, die Bräune hatte sich in ein Puterrot verwandelt.
Der Kriminaldirektor bewegte drohend den Zeigefinger hin und her.
    »Herr Lüders«,
sagte er wutschnaubend, »ich habe Ihnen oft gesagt, dass Sie den Bogen maßlos
überspannen. Heute sind Sie entschieden zu weit gegangen. Das wird Konsequenzen
für Sie haben.«
    Lüder wippte
leicht auf den Zehenspitzen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Er zog es aber
vor, dem Abteilungsleiter nichts zu entgegnen.
    »Ich glaube, Ihnen
hinreichend klargemacht zu haben, dass ich«, dabei tippte sich Dr. Starke auf die
Brust, »ich ganz allein die Entscheidungen treffe, wie diese Abteilung arbeitet
und in welchen Fällen sie tätig wird.«
    Lüder sah
demonstrativ auf seine Armbanduhr. »Sie wollen mit mir eine Diskussion über die
Grundsätze der Arbeit des LKA führen, oder?«
    »Herr Lüders …«
Der Kriminaldirektor brach mitten im Satz ab. »Sie fahren jetzt nach Rendsburg
und eruieren vor Ort, was dort passiert ist. Danach kehren Sie unverzüglich zur
Dienststelle zurück und erstatten mir Bericht. Mir persönlich. Ist das klar?«
    Lüder tat
erstaunt. »Ach. Liegt jetzt doch ein Amtshilfeersuchen vor?«
    Dr. Starke holte
tief Luft, vermied es aber zu antworten.
    »Ich werde mich
auf den Weg machen«, erklärte Lüder und schloss die Tür.
    Edith Beyer, der
kein Wort des Dialogs entgangen war, drehte die Hand im Gelenk und murmelte
leise: »Oweia.« Dann hielt sie sich mit der Hand den Mund zu.
    Lüder trat dicht
an sie heran. »Wissen Sie, wo in diesem Haus der Defibrillator angebracht ist?«
    Die junge Frau
legte ihre Hand aufs Herz und wies mit dem Zeigefinger der anderen auf die Tür.
»Braucht er den?«
    Lüder nickte.
»Hoffentlich«, flüsterte er und kehrte in sein Büro zurück.
    Auf dem Flur
begegneten ihm zwei Kollegen, die ihm verwundert hinterhersahen, als er sie
fröhlich pfeifend passierte. Im Büro suchte er die Anschrift des Wasser- und
Schifffahrtsamtes Kiel-Holtenau heraus und erfuhr, dass für die Schwebefähre
der Außenbezirk Rendsburg zuständig sei. Man half ihm mit der Durchwahlnummer,
und kurz darauf war er mit Herrn Thomsen verbunden, der sich sofort bereit
erklärte, Lüder an der Fähre zu empfangen und ihm mit Auskünften behilflich zu
sein.
     
    Wenig später
verließ er mit seinem BMW den Eichhof, fuhr über
die »Stadtautobahn« zum Anschluss der Autobahn Richtung Hamburg und bog sofort
wieder Richtung Rendsburg ab. Die A 210 hatte keinen Randstreifen. Deshalb gab
es auf der nur mäßig frequentierten Straße eine Geschwindigkeitsbeschränkung.
Zur Erheiterung seiner Familie nannte Lüder dieses Straßenstück stets
»Billigautobahn«. Obwohl er sich selbst auch nicht an das Tempolimit hielt,
wurde er ständig überholt. Ob die Kollegen der zentralen Verkehrsüberwachung
aus Neumünster dieses Straßenstück kannten? Sicher, dachte Lüder.
    Am Kreuz Rendsburg
unterquerte er die Autobahn Richtung Dänemark und hatte kurz darauf sein Ziel
am südlichen Kanalufer erreicht.
    Dort, wo die
Schranke die Weiterfahrt auf die Fähre versperrte, fand er neben der Straße
eine Parkmöglichkeit.
    Am Fähranleger
wartete ein Mann mit hochgeschlagenem Kragen und Schirmmütze. Er musterte
Lüder, nickte kurz und kam ihm entgegen.
    »Sind Sie aus
Kiel?«
    Lüder reichte ihm
die Hand. »Lüders.«
    »Thomsen.« Es war
ein kräftiger Händedruck.
    Der Betriebsleiter
der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung trug eine Warnweste in leuchtendem
Rot-Orange. Er hatte sich in dem kleinen Wartehäuschen untergestellt, dessen
Baustil deutlich die Herkunft aus den Anfängen des Fährbetriebs bekundete.
    »Schietwetter«,
sagte Thomsen. »Und dann so was.«
    »Straftäter nehmen
selten Rücksicht auf das Wetter«, erwiderte Lüder und suchte ebenfalls in dem
kleinen Wartesaal Schutz vor dem Regen.
    Schweigend
warteten sie, bis die Fähre heranschwebte, andockte und ihre Last entladen war.
    »Erzählen Sie mir
etwas über die Fähre«, bat Lüder. Er wollte sich ein umfassendes Bild
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