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Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi
Autoren: emons Verlag
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erste Fahrt
unternahm, wurde er hinterhergezogen und tauchte ins Wasser des Kanals ein. Wir
konnten noch nicht exakt rekonstruieren, ob er am anderen Ufer unter Wasser
blieb oder Boden unter den Füßen hatte. Das ist noch alles sehr vage.«
    »Und was
veranlasst Sie, mich zu informieren?«, fragte Lüder, da Tötungsdelikte, mochten
sie noch so bizarr erscheinen, grundsätzlich von den vier
Bezirkskriminalinspektionen des Landes verfolgt wurden. Lüder lächelte. Eine
Ausnahme waren die Husumer, Christoph Johannes und Große Jäger, die, obwohl es
nicht zu ihrem Kompetenzbereich gehörte, sich immer wieder bei den Ermittlungen
von Mordfällen einschalteten.
    »Es ist nicht die
außergewöhnliche Weise der Tatausführung, beim Opfer handelt es sich vermutlich
um einen amerikanischen Staatsbürger. Ein Student der Kieler Uni. Das lässt
sich aus den aufgefundenen Personendokumenten herauslesen.«
    »Damit fällt es
immer noch nicht in unseren Aufgabenbereich.« Lüder war skeptisch.
    »Wie ein Student
sieht das Opfer nicht aus.«
    »Haben Sie einen
Namen?«
    »Sicher.« Aus
Vollmers' Antwort war ein leichter Vorwurf herauszuhören.
    Wenn er Lüder
berichtete, dass es sich um einen amerikanischen Studenten handelte, mussten
die Beamten Hinweise auf die Identität gefunden haben. Insofern, registrierte
Lüder, war seine Frage überflüssig gewesen.
    »Das Opfer heißt
vermutlich Dustin McCormick und ist zweiunddreißig Jahre alt. Er ist an der
Christian-Albrechts-Universität in Kiel eingeschrieben, genau genommen an der
Technischen Fakultät.«
    »Sind die
Ermittlungen vor Ort abgeschlossen?«
    »Ja«, bestätigte
Vollmers. »Ich lasse Ihnen den Bericht zukommen, sobald er vorliegt. Das Opfer
ist zur Rechtsmedizin überführt. Wie wollen Sie vorgehen? Und wollen Sie sich
überhaupt einschalten?«
    »Ich muss darüber
nachdenken«, wich Lüder aus.
    Dann wählte er die
Nummer des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum
Schleswig-Holstein, Campus Kiel, und ließ sich mit dem Oberarzt verbinden.
    »Moin, Herr Dr.
Diether«, begrüßte Lüder den Privatdozenten.
    »Ach, Sie«,
knurrte der Pathologe in den Hörer. »Lassen Sie mich raten?«
    »Lieber nicht. Das
würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen.«
    »Die Wasserleiche
aus Rendsburg?«
    »Genau. Liegen
schon erste Ergebnisse vor?«
    Dr. Diether lachte
auf. »Haben Sie schon einmal an einem Sonntag Ihre Brötchen im Ofen
aufgebacken?«
    »Das ist schon
vorgekommen.«
    »Als die
Aufbackzeit vorbei war, haben Sie noch an der Ofenklappe ins Brötchen
gebissen.«
    »Sicher nicht. Die
müssen zunächst ein wenig abkühlen.«
    »Sehen Sie«,
erwiderte der Arzt, »genauso machen wir es mit den frisch angelieferten
Leichen. Aber woher wollen Sie das als Nichtakademiker wissen.« Es sollte wie
ein Trost klingen, obwohl der Spott unüberhörbar war.
    »Ich habe Jurisprudenz
studiert«, warf Lüder ein.
    »Eben. Sagte ich
doch.« Dr. Diether lachte herzhaft. »Ich melde mich, wenn ich den Dosenöffner
in Betrieb nehme. Wollen Sie dabei sein? Und wenn ja, wie möchten Sie Ihren
Kaffee? Mit Milch? Zucker?«
    »Das ist das Schöne
an Ihrem Beruf. Sie könnten ohne Übergang einen Job auf dem Schlachthof
antreten.«
    »Das ist ein
Vorteil. Da ich mich sechzehn Semester mit Anatomie beschäftigt habe, bin ich
Ihnen zudem beim Verzehr eines Grillhähnchens haushoch überlegen.«
    »Ihre größte Tat
war es, sich für die Rechtsmedizin entschieden zu haben«, schloss Lüder das
Gespräch. »Wenn ich mir vorstelle, dass Sie mit Ihrer Passion im Operationssaal
gelandet wären, graust es mir.«
    »Über Sie spricht
oder schreibt niemand«, antwortete der Arzt, »aber meine Biografie ist schon
verkauft.«
    »Ich habe den
Titel gelesen: ›Leichen pflastern seinen Weg‹. Bis später.« Dann legte Lüder
auf.
    Er überlegte eine
Weile sein weiteres Vorgehen, stand auf und ging die wenigen Schritte bis zum
Geschäftszimmer. Dort zeigte er auf die verschlossene Zwischentür.
    »Ist er da?«
    Edith Beyer
nickte.
    »Allein?«
    »Ja, aber Sie
können nicht ohne Weiteres …«
    Lüder schenkte der
Sekretärin ein Grinsen, pochte heftig gegen die Tür, dass man es noch drei
Büros weiter hören konnte, und stürmte in das Allerheiligste. Der Vorgänger des
jetzigen Abteilungsleiters, Kriminaldirektor Nathusius, hatte die Tür zu seinem
Arbeitsraum fast immer offen gehalten, während Dr. Starke sich einigelte.
    »Moin«, grüßte
Lüder und nahm unaufgefordert auf einem der
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