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Nebel über dem Fluss

Nebel über dem Fluss

Titel: Nebel über dem Fluss
Autoren: dtv
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muss kapieren, ihr alle müsst kapieren, dass das keiner von euch schafft.
Wieder eine Pause, kurz, dann:
Das gilt auch für Sie, Mr Resnick, das gilt auch für Sie.
     
    »Das ist alles?«, fragte Resnick.
    Sharon nickte. »Wir haben beide Seiten von Anfang bis Ende abgespielt.«
    »Also nichts von einem Lösegeld«, bemerkte der Sergeant. »Anders als das letzte Mal.«
    »Das war ein Spiel«, sagte Resnick.
    »Ein hundsgemeines Spiel.«
    »Ein Spiel seiner Art. Aber darüber sind wir jetzt hinaus. Er weiß das.«
    Sharon Garnett sah ihn an. »Sie wissen, wer er ist, stimmt’s?«
    »Wir haben eine ziemlich klare Vorstellung.«
    »Und woher?«
    »Man könnte sagen, sie hat uns die ganze Zeit ins Gesicht gestarrt«, antwortete Resnick.
    Ein Constable mit frischem Gesicht klopfte an die Tür und wartete auf die Aufforderung einzutreten. »Inspector Resnick? Ein Anruf für Sie. Soll ich ihn hierher durchstellen?«
     
    Die Fahrt vom Lager der Firma Schotness zu Michael Bests Wohnung, einem gemieteten Haus am südlichen Ortsrand von Ruddington, dauerte nicht lang. Eine kurze Straße anonymer Häuser mit glatten Fassaden, die abrupt an einem Feldweg endete. Vorhänge bewegten sich, als die beiden Fahrzeuge vor Nummer fünf anhielten; die Haustür gegenüber öffnete sich, ein Mann und eine Frau traten heraus und blieben neugierig gaffend auf ihrem Gartenweg stehen. Ein paar Worte von Kevin Naylor bewogen sie, widerstrebend zwar, wieder hineinzugehen.
    Millington war nicht nach Artigkeiten. Er nickte Divine zu; der grinste und hieb mit dem Vorschlaghammer krachend auf die Haustür ein, dass Holz und Glas splitterten. Mit dem zweiten Schlag waren sie drinnen.
    Das obere Stockwerk des Hauses schien kaum benutzt worden zu sein – ein paar Kartons, die meisten leer, ein kaputter Stuhl mit steifer Lehne, den jemand erfolglos zu reparieren versucht hatte. Staubflocken schwebten ihnen um die Füße. Das Badezimmer war unten, nach hinten gelegen, eine umgebaute Spülküche mit schwarzen Fleckenoben, unter der Decke. Zahnbürste, Zahnpasta, Rasierzeug fehlten. Die Schränke in der Küche enthielten vor allem Konserven   – Erbsensuppe mit Schinken, weiße Bohnen, sieben Dosen Sardinen. Hinten in einem Brotkasten aus angeschlagenem Email lag ein schimmliger Kanten Brot.
    Im kleinen Wohnzimmer hing über dem gekachelten Kaminsims eine gerahmte Fotografie von Michael Best und einer älteren Frau, die ihm ähnlich genug sah, um seine Mutter sein zu können. Das Bild zeigte sie im Halbprofil und der Stolz in ihrem Blick, der auf ihm ruhte, war deutlich zu erkennen, während Michael recht schüchtern und verlegen dreinschaute.
    In der Nische hinter dem einzigen Sessel standen in einem Regal Michael Bests Bücher über Land-und Gartenbau sowie Ratgeber für den selbständigen Geschäftsmann und für den gewerblichen Anbau und kommerziellen Vertrieb von Blumen. Außerdem gab es ein Taschenbuch über byzantinische Kunst, eine Auswahl von Gedichten von Andrew Marvel, zwei Politthriller von Tom Clancy, und neben einem praktischen Führer zur Aufzucht und Pflege von Hyazinthen und Gladiolen stand ›Killing for Company‹, der Fall Dennis Nilsen.
    »Na und?«, fragte Millington, als Divine das Buch beinahe triumphierend hochhielt. »Das habe ich auch zu Hause.«
    Divine war rehabilitiert, als er die Briefe entdeckte, alle handgeschrieben, entweder Kopien oder niemals abgeschickt.
     
    Lieber Patrick,
    es war schön, von Dir zu hören, und ich freue mich, dass es Dir gut geht. Hier hat sich einiges bewegt, und es sieht danach aus, dass sich meine Pläne, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, bis zum Sommer oder spätestens zum Herbst, verwirklichen werden. Ich habe mich in der Gegend von
King’s Lynn umgesehen, wo ja, wie Du weißt, meine Mutter ursprünglich herkommt, und glaube, dass ich da etwas gefunden habe   …
     
    Liebe Mutter,
    ich bin froh, dass die Blumen und die Karte gut bei Dir angekommen sind und sich, wie Du schreibst, so hübsch machen. Ich wünschte nur, ich hätte bei Dir sein können, aber wie Du weißt, arbeite ich praktisch Doppelschicht, wenn man die viele Herumreiserei bedenkt und dass ich mich ständig bemühe, jede Chance wahrzunehmen, um   …
     
    Sehr geehrter Mr Charteris,
    ich nehme mit großem Bedauern zur Kenntnis, dass Sie sich nicht entschließen konnten, mir das Darlehen, über das wir kürzlich gesprochen haben, in voller Höhe zu gewähren. Ich hatte gehofft, während unseres Gesprächs sei es
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