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Near you - In deiner Naehe

Near you - In deiner Naehe

Titel: Near you - In deiner Naehe
Autoren: Nik S. Martin
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Ungewollt projiziert mein Geist mir Bilder, wie Tom mit einem gesichtslosen Fremden vögelt … seine Hände auf dessen Haut; Schweißperlen, die sich ihren Weg suchen; die vor- und zurückschnellenden Hüften; der harte Schwanz, der sich wieder und wieder in diesen kleinen weißen Arsch schiebt … ich kann fast die lustvollen Laute hören, die beide Männer ausgestoßen haben.
    Dankbar über die Tatsache, dass ich keine engen Badehosen sondern lockere Schwimmshorts trage, bleibt die Auswirkung meines Kopfkinos unbemerkt. Hoffe ich.
    Tom stupst mich an. „Was ist, kommst du mit rüber?“, fragt er und meint das kleine Lokal, welches für das leibliche Wohl der Badegäste sorgt.
    „Ja, sicher“, entgegne ich, greife mein Shirt und bete, dass beim Aufstehen kein Zelt vor meinen Badeshorts entsteht. Ein prüfender Blick nach unten beruhigt mich.
    Trotz des Andrangs haben wir Glück und ergattern einen der Tische, die unter einem großen Ahornbaum stehen. Tom besorgt uns zwei Bier, dann pflanzt er sich auf den Stuhl und mustert die anderen Gäste.
    Ich weiß, was er sucht. Einen willigen Arsch – und er hat keine Ahnung, wie nah ihm ein solcher ist. Aber das bleibt mein Geheimnis.
    „Guck dir mal die zwei an!“, meint er plötzlich und deutet auf ein Pärchen links von uns. Schätzungsweise Mitte zwanzig und intensiv knutschend, sodass man meinen könnte, er wolle ihre Mandeln mit der Zunge untersuchen.
    „Ja und?“
    „Ist das nicht eklig?“, fragt er und schüttelt sich.
    „Du hast `ne Meise, weißt du das? Kann doch nicht jeder Kerl der Welt schwul sein. Und dieser scheint durchaus Gefallen an ihren Rundungen zu finden, wie man deutlich sehen kann …“ Besagter junger Mann hält die Brüste des Mädchens umfasst, was angesichts des Publikums am See nicht gerade angebracht ist.
    Tom grunzt und wendet seinen Blick in die andere Richtung.
    Mir kommt es vor, als würde er jeden anwesenden Typen abscannen. Ich kenne ihn gut genug um zu wissen, dass er nach einem Kandidaten Ausschau hält, mit dem er in der Umkleide eine Nummer schieben kann.
    „Kannst du nicht mal einen Tag nicht ans Ficken denken?“, murre ich.
    „Nein, du Unschuldslamm. Ich bin jung, gut in Form und stehe voll im Saft – was kann ich dafür, dass du fast wie ein Mönch lebst?“
    Ärger steigt in mir auf, doch ich schlucke ihn herunter. Ich kann ihm nicht sagen, weshalb mich andere Männer nicht interessieren, kann nicht eingestehen, dass ich nur den einen will. Den, den ich nicht haben kann …
    „Mach doch, was du willst!“, brumme ich nur.
    Plötzlich beugt er sich über den Tisch und mustert mich eingehend.
    „Andre, du täuschst dich, wenn du glaubst, dass ich immer mache, was ich will.“
    „Ach ja? Komisch, es klingt nämlich so, wenn du mit deinen Abenteuern prahlst.“
    Tom senkt den Blick auf die Tischplatte. Ich sehe seinen Adamsapfel hüpfen, als er schluckt.
    „Manchmal frage ich mich, ob du blind bist.“
    „Hä?“ Ich kapier nicht, was er damit sagen will.
    Er sieht auf und ein beinahe flehender Blick trifft mich. „Du verstehst es nicht, oder? All die ganzen Kerle, die schnellen Ficks … ist dir nie aufgefallen, dass es dafür einen Grund gibt?“
    „Hormonüberschuss?“
    Er schnaubt. „Nein. Weißt du noch, dass wir uns etwas geschworen haben, als wir uns gegenseitig gestanden haben, schwul zu sein?“
    „Sicher weiß ich das noch. Wir würden nie was miteinander haben“, entgegne ich und verstehe immer noch nicht, worauf er hinaus will. Mich beschleicht zwar eine Ahnung, aber die ist so unwahrscheinlich, dass ich sie gleich verwerfe.
    „Wie lange ist das her? Ich weiß es, zwölf Jahre. Heute auf den Tag. Und seit fünf Jahren bereue ich diesen Schwur. Andre, ich habe mir jeden Arsch genommen, den ich kriegen konnte. Einzig und allein, weil ich gehofft hatte, dass du auch nur ein einziges Mal eifersüchtig wirst.“
    Mir klappt der Mund auf. Doch kommt kein Wort heraus. Ich kann ihn nur anstarren und mich fragen, ob ich mich gerade verhört habe. Tom hingegen sieht aus, als habe er in eine Zitrone gebissen. Er leer das noch halb volle Glas mit einem Zug und stellt es eine Spur zu heftig auf den Tisch.
    „Vergiss einfach, was ich gesagt habe“, murmelt er und steht auf.
    „Warte. Mein Gehirn kam da jetzt gerade nicht mit … nur, damit ich nichts falsch interpretiere: Du hast gesagt, dass du diese Typen fickst, um mich eifersüchtig zu machen?“
    „Vergiss es einfach!“, wiederholt er.
    „Nein.
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