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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord
Autoren: Oliver Buslau
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hingegen war im Besitz des Fotos, auf dem Eberhard im Nevada-King Geld entgegennimmt, und so entstand gewissermaßen eine Pattsituation … Und nun behaupten Sie, Herr Schroffbach habe sich zum Mord an Hauptkommissar Krüger entschlossen, um ihn mundtot zu machen, weil er die Macht hatte, mit seinem Wissen den lukrativen Hotelbau zum Erliegen zu bringen. Und er habe versucht, Ihnen den Mord anzuhängen, indem er Sie an den Tatort lockte.«
    Sie machte eine Pause, weshalb ich es nicht als Unterbrechung auffasste, wenn ich jetzt etwas sagte. »Sie haben das vollkommen richtig verstanden. Wenn Sie mir jetzt vielleicht die Fesseln lösen könnten …«
    Sie setzte sich wieder hin, zog eine neue Zigarette hervor und zündete sie an. Ihrem glatten, kleinen Gesicht entflutschte ein Grinsen.
    »Das hätten Sie wohl gerne. Aber so einfach ist das nicht. Wir brauchen Beweise, Herr Rott. Und ich glaube kaum, dass sich eine so fantastische Geschichte beweisen lässt. Denn sie ist - wie schon gesagt - Fantasie.«
    »Was wollen Sie denn für Beweise? Fragen Sie Schroffbach. Fragen Sie seine Frau.«
    »Herr Schroffbach ist nicht zu erreichen. Seine Frau sitzt nebenan. Sie behauptet, von nichts zu wissen. Sie war am Abend von Eberhards Tod nicht in der Gegend. Wir können sie nicht weiterbefragen, sie hat ihren Anwalt dabei. Sie wissen ja, wie diese Geschäftsleute sind. Immer ein guter Draht zu Advokaten. Apropos, ich muss Sie mal eben allein lassen.« Wieder ein Grinsen. »Laufen Sie nicht wieder weg.« Sie stand auf und verließ den Raum. Die Rauchfahne zog hinter ihr her.
    Einen guten Draht zu Advokaten.
    Wo blieb eigentlich Jutta?
    Es war ihr gelungen, der Dorau klarzumachen, dass sie ein Entführungsopfer war. Aber dass Schroffbach sie entführt hatte, glaubte die Kommissarin offenbar nicht, auch in diesem Fall stand ich wieder als der Schuldige da. Jutta war jedenfalls noch auf dem Gelände von Kottens Baufirma in einen Streifenwagen gestiegen, und die Dorau hatte persönlich den Befehl gegeben, sie nach Hause zu fahren.
    Und ich saß hier.
    Ohne Beistand.
    Ohne Herrn Dr. Heimlich.
    Die Tür ging auf, doch niemand kam herein. Ich sah nur Kommissarin Doraus Pranke auf der Klinke. Sie sprach mit jemandem auf dem Flur.
    Der Weg war praktisch frei. Aber ich wusste, dass ich nicht weit kommen würde. 
    Jemand ging draußen vorbei und blieb einen Moment stehen -genau vor der Türöffnung. Ich erkannte die Frau sofort. Alexandra Schroffbach. Krügers Ex.
    Etwas faltiger als auf dem Foto im Internet. Die Haare immer noch makellos dunkel, aber so gleichmäßig, dass man leicht draufkam, dass sie gefärbt sein mussten. Sie warf mir einen unmissverständlichen Blick zu.
    Du hast keine Chance, sagte er. Vergiss es. Gib einfach auf.
    Neben ihr erschien ein blonder Mann in grauem Anzug. In der einen Hand trug er eine Aktentasche, mit der anderen fasste er Alexandra Schroffbach an der Schulter, und dann verschwanden sie. In die Freiheit.
    Die Dorau kam herein, knallte die Tür zu und setzte sich.
    »Wo waren wir stehen geblieben?«
    »Ich wollte ein Geständnis ablegen«, sagte ich.
    »Was?« Ein ganz neuer Gesichtsausdruck. Begeisterung, Überraschung. Alles zusammen. Und der freudige Griff nach einer neuen Zigarette.
    »Also gut, Rott, dann mal los.« Sie zündete die Zigarette an. »Sprechen Sie.«
    »Es war nur ein Witz.«
    Einen Moment lang war sie fassungslos, dann knallte sie die Faust auf den Tisch, und es klang wie ein Pistolenschuss.
    »So kommen wir nicht weiter. Wie es jetzt aussieht, haben Sie all diese Morde begangen. Die Indizien sind klar. Sie haben erst Eberhard ermordet, weil er hart geblieben ist, als Sie ihn mit dem alten Foto erpressen wollten. Dann waren Sie auf der Flucht und haben sich bei Nevada-King, bei dem das Foto aufgenommen wurde, Geld beschafft.«
    Mir platzte der Kragen. »So ein Unsinn!«, brüllte ich. »Welches Geld?«
    »Wir haben fünfzehnhundert Euro in Ihrer Tasche gefunden. Wo sollten die denn herkommen, wenn nicht von Herrn Müller? Dass Sie dort waren - übrigens ganz nebenbei zu der Zeit, als er erschossen wurde -, wissen wir von Zeugen. Und eine Pistole hatten Sie auch dabei.«
    »Ich war bei Nevada-King, um der Spur des Fotos nachzugehen. Ich habe ihn nicht erschossen.«
    Sie nickte. »Noch haben wir die Waffe, mit der Herr Müller alias Nevada-King erschossen wurde, nicht mit Ihnen in Verbindung gebracht. Aber das wird uns schon noch gelingen.«
    »Da bin ich gespannt.«
    »Jedenfalls waren
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