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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord
Autoren: Oliver Buslau
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draußen.
    »Schroffbach hat Kotten hier reingeschickt«, sagte ich. »Er ist verletzt. Und Schroffbach schießt jetzt auf uns.«
    In mir zog sich alles zusammen. Als hätte ein Krampf meinen Oberkörper gepackt. Ich hatte nicht auf einen Unschuldigen schießen wollen!
    »Ich muss hier raus, Hilfe holen«, rief ich.
    »Damit alles wieder von vorn losgeht? Remi, der will uns umbringen! Gib mir das Handy.«
    Ich gab Jutta ihr Funktelefon, und sie fing an zu tippen. Alles war ruhig, nur Kotten stöhnte leise. Wie viele Patronen waren noch im Magazin? Ich rechnete nach und kam auf sechs.
    »Hallo, Polizei?«, rief Jutta. »Es hat eine Schießerei gegeben. Mit einem Verletzten … Remi, sie fragen, wo wir sind.«
    Ich erklärte es ihr, und sie gab es weiter.
    »Kotten, können Sie mich hören?«, fragte ich in Richtung des Schemens an der Tür.
    Nur ein Stöhnen.
    Jutta hatte das Telefonat beendet und bewegte sich neben mir. Sie wollte zu ihm.
    »Bleib hier«, rief ich. »Schroffbach wird auf dich schießen.« Jutta ließ sich nicht beirren. Sie kroch langsam in Richtung des hellen Rechtecks der Türöffnung. Ihr schmaler Schatten verschmolz langsam mit dem von Kotten. Sie unterhielten sich leise. Wahrscheinlich beruhigte Jutta ihn.
    Ich erwartete jeden Moment, dass Schroffbach schoss. Aber nichts geschah.
    Irgendwann zog sich Jutta wieder in meine Richtung zurück. Und da tönten aus der Ferne die Sirenen. Sie kamen rasch näher. Und mit ihnen näherte sich die Stunde der Wahrheit.

29. Kapitel
    »Sie ziehen ja geradezu eine Blutspur durchs Bergische Land.«
    Hauptkommissarin Dorau saß mir in einem Vernehmungsraum gegenüber, der die Gemütlichkeit eines jeden Vernehmungsraumes aufwies. Neonbeleuchtung. Eine Wandfarbe irgendwo zwischen Kotze und Schimmel. Resopaltische.
    Ich legte meine Hände, die mit Handschellen gefesselt waren, auf den Tisch und sah Kommissarin Dorau an. Sie nahm gerade einen besonders tiefen Zug aus ihrer filterlosen Zigarette, und als sie ausatmete, schien sich der ganze Raum mit Rauch zu füllen. Zum ersten Mal in meinem Leben begriff ich, was Nichtraucher an der Tabaksucht so widerlich fanden.
    »Sie haben eine ausgesprochen blumige Ausdrucksweise«, sagte ich.
    »Anders kann man das ja wohl nicht bezeichnen. Zwei Tote und ein Halbtoter in drei Tagen.«
    »Ich habe Ihnen alles erklärt«, sagte ich ruhig. Meine Stimme war etwas kratzig, denn ich saß bereits gefühlte acht Stunden hier. Keine Ahnung, wie spät es war. Wahrscheinlich ging draußen längst die Sonne auf.
    Die Hauptkommissarin stand auf und lief im Raum auf und ab. Die Rauchfahne folgte ihr wie ein treues Hündchen.
    »Sie wollen uns also weismachen«, sagte sie, »Eberhard Krüger und Schroffbach seien Vorjahren Kollegen gewesen …«
    »Waren sie. Da mache ich Ihnen gar nichts weis. Das ist nachprüfbar.«
    »Unterbrechen Sie mich nicht… Sie seien also Kollegen gewesen, und in dieser Zeit sei es zu dem Korruptionsfall gekommen.«
    »Mit Nevada-King, genau. Übrigens zur selben Zeit, als im Glücksspielmilieu ein Mord geschah. Der Mörder hatte eine Polizeipistole. Es war die von Schroffbach.«
    Ein böser Blick wegen der Unterbrechung.
    »Später hatte sich dann Eberhards Frau scheiden lassen. Sie hat Schroffbach kennengelernt und ihn dann geheiratet.«
    »Lauter nachprüfbare Fakten.«
    »Lassen Sie mich ausreden, verdammt! Alexandra Schroffbach ist die Inhaberin einer Hotelkette und baut momentan eins ihrer Hotels auf dem ehemaligen Grundstück von …«, sie sah in ihre Notizen, »Friedolin Rath, derzeit wohnhaft in einem Pflegeheim in Solingen.«
    Derzeit! Was sollte das denn heißen? Wenn der Mann jemals wieder umzog, dann bestenfalls auf den Friedhof.
    »Jetzt kommt das Entscheidende.« Die Dorau drückte mit großer Geste ihre Kippe aus. Der Aschenbecher quoll schon über. »Sie behaupten, auf dem Grundstück sei etwas entdeckt worden, das für die Bodendenkmalpflege interessant wäre.«
    »Knochen«, sagte ich. »Das hat Herr Kotten mir gesagt. Er hat sie selbst gefunden.«
    »Herr Kotten ist nicht ansprechbar. Und er ist der Einzige, auf den Sie sich stützen können.«
    Auch das wusste ich schon. Und ich wusste auch, dass noch lange nicht klar war, ob er durchkam.
    »Sie behaupten weiterhin, es habe daraufhin eine Erpressung stattgefunden. Eberhard habe von dem Fund erfahren, und er habe versucht, seiner Frau eins auszuwischen. Vielleicht brauchte er aber auch nur Geld.«
    Nur?, dachte ich.
    »Herr Schroffbach
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