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Naturgeschichte(n)

Naturgeschichte(n)

Titel: Naturgeschichte(n)
Autoren: Josef H Reichholf
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Mineralischer Dünger kann besser dosiert werden als Tierfäkalien – egal ob sie ›bio‹ sind oder nicht. Mit den heutigen technischen Methoden kann der Landwirt die Düngemittel sehr präzise applizieren und exakt zur richtigen Zeit ausbringen, damit die Pflanzen die Nährstoffe optimal aufnehmen können. Dadurch verbleibt weniger Stickstoff im Boden, und es gibt weniger Auswaschung in die Bäche und ins Grundwasser.«
    Dass auch der offizielle Naturschutz heute kritisch auf die Landwirtschaft blickt, ist zu einem großen Teil dem Forscher aus Niederbayern zu verdanken. Ebenso die Erkenntnis, dass die Städte inzwischen mehr Artenvielfalt beherbergen als das Land. Auch dies wird Reichholf anfangs als Ketzerei ausgelegt. Wie kann ein Biologe Großstädte loben, die doch nichts als Betonwüsten sind? Doch die Fakten geben ihm recht. In Berlin nisten mehr Vogelarten als irgendwo sonst in Deutschland.
    Boshafte Anfeindungen von Umweltverbandsfunktionären halten ihn nicht davon ab, weiterhin mit Biss und einer Portion Schalk populäre Irrtümer über die Ökologie zu korrigieren. Sein großes Thema ist der Wandel. » Das statische Naturbild vieler Naturschützer, die einen momentanen Zustand konservieren wollen, steht im Widerspruch zur Evolution«, sagt er. Immer wieder stößt er mit seinen Büchern und Vorträgen Debatten über das Naturbild der Gesellschaft an. Romantische Naturtümelei kann dieser heimliche Romantiker trefflich demontieren und mit guten Argumenten die apokalyptischen Prognosen grüner Ideologen parieren. Ihn stören die düsteren Szenarien, die Zukunftsängste schüren und den jungen Leuten ihren Optimismus nehmen, auch den Optimismus, die Dinge besser zu machen und die Probleme lösen zu können.
    Während in Amerika etliche prominente Grüne für eine neue, pragmatische, entideologisierte Umweltpolitik eintreten, zählt Reicholf in Deutschland zu einer winzigen Minderheit von Autoren, die die oftmals pseudo-ökologischen Fehlurteile grüner Politiker und Verbandsfunktionäre kritisch beleuchten. » Wir können«, sagt er, » viel besser als Außenstehende beurteilen, was abgelaufen ist. Wir erlebten mit, wie sich die guten und gut gemeinten Anfänge zur Ideologie veränderten. Wir sahen, wie es zunehmend schwieriger wurde, einmal festgelegte Positionen aufgrund von besseren Daten und neuen Einsichten zu ändern. Mich stört diese Ideologisierung des Natur- und Umweltschutzes, die sich mit wissenschaftlicher Redlichkeit vielfach nicht vereinbaren lässt.« Die grüne Weltsicht sei eine Ersatzreligion geworden, findet er. Unerschütterlicher Glaube rückte vielfach an die Stelle des besseren Arguments.
    » Die schärfsten Kritiker der Elche, waren früher selber welche«, reimte der Dichter Robert Gernhardt. Jede Bewegung bringt ihre Zweifler hervor. Meist waren es solche Abtrünnigen, die die inneren Widersprüche von Religionen und Weltanschauungen offenlegten. Grünes Renegatentum ist in vielerlei Hinsicht das historische Spiegelbild der Sozialismus-Kritik. Auch diese wurde am überzeugendsten von linken Intellektuellen entwickelt. Anders als die Ketzer früherer Ideologien müssen Abweichler vom grünen Konsens nicht um ihr Leben fürchten. Jedoch um ihren Ruf. Reichholf wurde von den Hütern der reinen Lehre beschimpft und als Verharmloser dargestellt, der Umweltverschmutzung, Klimakatastrophe und Naturplünderung kleinredet. Doch es gelingt ihm immer wieder, Nachdenklichkeit auszulösen. » Häufig begegnet mir im Gespräch mit Verbandsfunktionären große Zustimmung«, sagt er, » wenngleich hinter der vorgehaltenen Hand. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass die notwendigen Änderungen und Anpassungen möglich sind und kommen werden. Man braucht einfach Zeit und Geduld.«
    Eine besonders hitzige Debatte löste sein Bestseller » Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends« aus. Dort argumentierte er, dass Warmzeiten in der Vergangenheit gut für Mensch und Natur waren und deshalb eine Klimaerwärmung keine Katastrophe wäre. Die warmen Phasen der Vergangenheit brachten hohe Artenvielfalt hervor. Sie bescherten reiche Ernten und kulturelle Blüte. Daraufhin gingen die Propheten einer kommenden Klimakatastrophe wütend auf ihn los. Aggressiv erlebt man Reichholf in solchen Auseinandersetzungen nie. Manchmal blitzt jedoch der niederbayerische Lausbub auf. Dann schmunzelt er und nimmt seinen Gegnern spielerisch mit einer Anekdote den Wind aus den Segeln.
    Viele, die sich über seine
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