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Naschkatze

Titel: Naschkatze
Autoren: M Cabot
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sie’s mit mir gemacht haben. Weil ich, im Gegensatz zu ihnen, nett und rücksichtsvoll bin.
    Vermutlich werden alle meine Verwandten darauf bestehen, zur Hochzeit nach Frankreich zu fliegen, obwohl noch keiner von ihnen jemals in Europa war. Ich fürchte, meine Familie könnte für die kosmopolitischen de Villiers nicht kultiviert genug sein.
    Aber letzten Endes werden sie großartig miteinander auskommen. Mein Vater wird sich um den Grill kümmern, ein Barbecue im Midwestern-Stil, und meine Mom wird Lukes Mutter erklären, wie man die vergilbte Bettwäsche aus dem neunzehnten Jahrhundert wieder weiß kriegt. Vielleicht wird Gran ein bisschen Ärger machen, weil »Dr. Quinn – Ärztin aus Leidenschaft« in Frankreich nicht gesendet wird. Okay, mit ein oder zwei Kir Royals müsste sie sich beruhigen lassen. Davon bin ich fest überzeugt.
    Ganz sicher wird mein Hochzeitstag der schönste Tag meines Lebens. Ich stelle mir vor, wie wir im Halbschatten
auf der grasbewachsenen Terrasse stehen, ich in einem langen weißen Etuikleid und Luke, so attraktiv und lässigelegant in einem weißen Hemd mit offenem Kragen und einer schwarzen Smokinghose. Wie der Prinz, der er ist, wird er aussehen, irklich...
    Nun, erst mal muss ich den unmittelbar bevorstehenden Abschnitt meines Lebens meistern.
    Shari blättert in der Village Voice, die sie soeben gekauft hat, bis sie die Kleinanzeigen findet, und studiert sie. »Alles, was eine Besichtigung lohnen würde, hat sich schon ein Makler gekrallt. Sonst gibt’s nichts.«
    Jetzt ist eine gewisse Finesse erforderlich, um nicht zu sagen – Subtilität.
    »Also müssen wir in den sauren Apfel beißen und die Provision berappen. Aber ich glaube, auf lange Sicht wird sich’s auszahlen.«
    Natürlich kann ich nicht einfach damit rausplatzen. Ich muss langsam und behutsam vorgehen.
    »Klar, du bist knapp bei Kasse«, sagt sie. »Chaz will uns das Geld leihen, das wir für den Makler brauchen. Das sollen wir ihm zurückzahlen, wenn wir auf die Beine gekommen sind. Genauer ausgedrückt, wenn du auf die Beine gekommen bist.« Weil Shari schon einen Job hat, bei einer kleinen gemeinnützigen Organisation. Diese Stellung hat sie bei einem Bewerbungsgespräch im letzten Sommer gekriegt, vor der Reise nach Frankreich. Morgen fängt sie an. »Ich meine, falls Luke nicht bereit ist, dir was zu leihen. Würde er das tun? Gewiss, es ist dir unangenehm, ihn drum zu bitten. Aber der Junge schwimmt doch im Geld.«
    Ich darf sie nicht damit überfallen.

    »Hörst du mir zu, Lizzie?«
    »Luke hat mich gefragt, ob ich bei ihm wohnen möchte«, platze ich heraus, bevor ich’s verhindern kann.
    Mit schmalen Augen starrt sie mich über der klebrigen Tischplatte in der Kneipennische an. »Und wann genau wolltest du mir das erzählen?«
    Fabelhaft. Nun habe ich’s rettungslos vermasselt. Sie ist sauer. Wusste ich’s doch. Warum schaffe ich’s einfach niemals, meine große Klappe zu halten? Warum nicht?
    »Shari, er hat mich erst heute Morgen gefragt. Kurz bevor ich weggegangen bin, um mich mit dir zu treffen. Und ich hab noch nicht zugestimmt und gesagt, darüber müsste ich erst mit dir reden.«
    Sie blinzelt. »Was bedeutet, du willst sein Angebot annehmen.« Ihre Stimme klingt wie ein Messer. »Sonst hättest du’s sofort erzählt.«
    »Bitte, Shari – nein! Nun-ja... Überleg doch – du wirst ohnehin dauernd bei Chaz sein...«
    »Wenn ich bei ihm übernachte«, fauchte sie, »heißt das noch lange nicht, dass ich bei ihm wohne.«
    »Aber er liebt dich. Denk doch mal nach, Shari. Wenn ich mich bei Luke einquartiere und du mit Chaz zusammenlebst, müssen wir kein Apartment mehr suchen – oder Geld an einen Makler verschwenden. Da ersparen wir uns eine ganze Menge.«
    »Tu’s nicht!«, fauchte sie.
    Ich blinzle verwirrt. »Was?«
    »Versuch nicht, mir einzureden, es würde am Geld liegen. Darum geht’s nicht. Wenn du Geld brauchst, kriegst du’s. Deine Eltern würden dir was schicken.«
    Sosehr ich meine Freundin auch liebe – jetzt ärgere ich
mich über sie. Meine Eltern haben drei Kinder, die ihnen ständig Geld abknöpfen. Als Leiter der Computerabteilung am College verdient mein Dad ganz gut. Aber nicht genug, um seine erwachsenen Kinder bis in alle Ewigkeit zu unterstützen.
    Hingegen ist Shari das einzige Kind eines prominenten Chirurgen in Ann Arbor. Wenn sie Geld braucht, muss sie ihre Eltern nur drum bitten. Dann schicken sie ihr, so viel sie will, und stellen keine Fragen. Ich bin’s,
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