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Naschkatze

Titel: Naschkatze
Autoren: M Cabot
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über den Rest des pferdeförmigen Geburtstagskuchens und leckt die Zuckerglasur von ihrem Finger, »hat er dich noch gar nicht gefragt, ob du zu ihm ziehen willst?«
    »Nein, denn er weiß, dass Shari und ich eine Wohnung suchen.«
    »Das verstehe ich nicht, Lizzie.« Mom stellt einen neuen Limonadenkrug für die Kinder auf den Picknicktisch. »Warum musst du überhaupt nach New York ziehen? Warum
bleibst du nicht in Ann Arbor und eröffnest hier einen Laden für Brautmoden?«
    »Weil«, erkläre ich zum dreißigsten Mal, seit ich vor ein paar Tagen aus Frankreich zurückgekommen bin, »ich hier zu wenig Kundinnen hätte. Deshalb will ich meine Boutique in einer großen Stadt betreiben.«
    »Das finde ich albern«, sagt Mom und sinkt neben mir auf die Bank. »In Manhattan sind die Mieten horrend, und das Kabelfernsehen kostet ein Vermögen. Das weiß ich. Suzanne Pennebakers älteste Tochter... Erinnerst du dich an sie, Sarah? Sie ist mit dir in eine Klasse gegangen. Wie heißt sie doch gleich? Ach ja, Kathy. Also, sie ist nach New York gezogen und wollte Schauspielerin werden. Drei Monate später kam sie zurück, weil sie keine bezahlbare Wohnung finden konnte. Was glaubst du, Lizzie, wie teuer es erst ist, einen Laden in dieser Stadt aufzumachen?«
    Ich verzichte darauf, meiner Mutter zu erklären, dass Kathy Pennebaker an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung leidet. (Zumindest hat Shari das behauptet, wegen der vielen, vielen Jungs, die Kathy anderen Mädchen in Ann Arbor ausgespannt und dann fallen lassen hat, sobald der Reiz der Eroberung verblasst ist.) Wenn sie das auch weiterhin getan hat, wird sie in einer Stadt wie New York nicht sonderlich beliebt gewesen sein. Dort sind heterosexuelle Männer Mangelware, soviel ich gehört habe. Und die Frauen schrecken nicht einmal vor Gewalt zurück, um ihre Kerle unter Verschluss zu halten.
    Stattdessen sage ich zu meiner Mutter: »Ich fange ganz klein an. Erst mal suche ich mir einen Job in einem Secondhandshop, schaue mich in der New Yorker Vintage-Modeszene
um und spare mein Geld. Dann eröffne ich meine eigene Boutique, vielleicht an der Lower East Side, wo die Mieten billig sind.«
    Nun ja, billiger .
    »Welches Geld?«, fragt Mom. »Wenn du jeden Monat eintausendeinhundert Dollar für dein Apartment ausgibst, wird dir nichts übrig bleiben.«
    »So viel zahle ich nicht für die Miete, weil ich mit Shari zusammenziehe.«
    »Ein Atelier – das ist ein Apartment ohne extra Schlafzimmer, nur ein einziger Raum – kostet in Manhattan zwei Tausender«, wendet Mom ein. »Deshalb brauchst du mehrere Mitbewohnerinnen. Suzanne Pennebaker hat mir das erzählt.«
    Seufzend nickt Sarah. Sie weiß Bescheid über Kathys Gewohnheit, anderen Mädchen die Jungs zu stehlen. Zweifellos hatte Mrs. Pennebakers Tochter einige Schwierigkeiten mit ihren Wohngenossinnen. »Das haben sie in ›The View‹ auch erwähnt.«
    Aber es ist mir egal, was meine Familie sagt. Irgendwie werde ich Mittel und Wege finden, um mein eigenes Geschäft zu gründen. Selbst wenn ich in Brooklyn leben muss. Wie ich gehört habe, soll’s dort ziemlich avantgardistisch zugehen. Da wohnen all die richtigen Künstler. Oder in Queens. Weil sie von den Wahnsinnsmieten, die gierige Investmentbanker verlangen, aus Manhattan vertrieben worden sind.
    »Erinnert mich dran«, stöhnt Rose, als sie zum Tisch zurückkommt. »Angelo darf nie wieder eine Geburtstagsparty organisieren.«
    Wir schauen hinüber und sehen, dass ihr Ehemann inzwischen
wieder auf den Beinen ist. Aber er humpelt von Schmerzen gepeinigt mühsam zu Moms und Dads hinterer Veranda.
    »Sorg dich nicht um mich!«, ruft er seiner Frau sarkastisch zu. »Biete mir bloß keine Hilfe oder sonst was an! Mir geht’s großartig!«
    Rose verdreht die Augen. Dann greift sie zum Margarita-Krug.
    »Oh, ein idealer Seelengefährte«, kichert Sarah.
    »Halt den Mund«, faucht Rose und knallt den Krug auf den Tisch. »Leer.« In ihrer Stimme schwingt panische Angst mit. »Wir haben keinen Margarita mehr.«
    »Ach, mein Gott«, sagt Mom beunruhigt, »den hat dein Vater eben erst gemixt...«
    »Schon gut, ich gehe rein und mache noch einen.« Ich springe auf. Alles würde ich tun, damit ich mir nicht mehr anhören muss, welche Fehlschläge ich in New York erleiden werde.
    »Mach ihn stärker als Dad«, weist Rose mich an. In diesem Moment fliegt ein Pappmaché-Fetzen, der vom Piñata-Pony stammt, an ihrem Kopf vorbei. »Bitte.«
    Ich nicke, nehme den Krug
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