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Naschkatze

Titel: Naschkatze
Autoren: M Cabot
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Tür. Erst mal muss ich mit dem Lift hinunterfahren.

    Und da wäre natürlich noch mein Freund.
    Komisch, wie das klingt. Allein schon der Gedanke – ich und mein Freund.
    Weil ich nämlich zum ersten Mal in meinem Leben einen richtigen Freund habe. Einen, der mich tatsächlich für seine Freundin hält. Der nicht schwul ist und mich nicht nur als Tarnung benutzt, damit seine katholischen Eltern nicht merken, dass er in Wirklichkeit mit einem Kerl namens Antonio zusammenlebt. Und er versucht auch nicht, mich zu betören, bis ich vor lauter heißer Liebe einem flotten Dreier mit seiner Ex zustimme, weil ich sonst fürchten müsste, dass er mit mir Schluss macht. Außerdem ist er kein zwanghafter Spieler, der sich nur mit mir einlässt, weil ich genug Geld gespart habe, um ihm jederzeit aus der Klemme zu helfen und seine Schulden zu bezahlen.
    Nicht, dass mir so was jemals passiert wäre. Oder öfter als einmal.
    Und ich bilde mir auch nichts ein. Luke und ich sind zusammen . Klar, ich darf nicht behaupten, ich wäre nicht ein bisschen beunruhigt gewesen. Als ich Frankreich verließ und nach Ann Arbor zurückkehrte, hatte ich ein bisschen Angst, ich würde nie wieder von ihm hören. Wenn er nichts mehr von mir wissen und mich abservieren wollte, wäre das eine perfekte Gelegenheit gewesen.
    Aber er rief mich immer wieder an. Erst aus Frankreich, dann aus Houston, wo er hingeflogen war, um seine Sachen zu packen, sein Apartment und sein Auto loszuwerden, und schließlich aus New York. Dauernd versicherte er mir, er könnte es gar nicht erwarten, mich wiederzusehen. Und er erzählte in einem fort, was er alles mit mir machen wollte, wenn er mich wiedersehen würde.

    Letzte Woche kam ich endlich hierher. Und er hat alles gemacht, was er mir prophezeit hatte.
    Kaum zu glauben. Ich meine, dass ein Junge mich zur Abwechslung genauso mag wie ich ihn. Dass es nicht nur ein Sommerflirt war. Denn der Sommer ist vorbei, der Herbst hat begonnen (nun ja, beinahe), und wir sind immer noch beisammen. In New York City, wo er Medizin studieren wird. Und ich mir einen Job in der Modebranche suchen will – oder zumindest irgendwas machen, das mit Mode zu tun hat. Gemeinsam werden wir in dieser Stadt, die niemals schläft, unsere Zukunft aufbauen.
    Sobald ich einen Job gefunden habe. Oh, und ein Apartment.
    Aber Shari und ich werden ganz sicher einen hübschen Pied-à-terre aufstöbern und unser Heim nennen. Bis dahin schlafe ich in Lukes Apartment, und Shari wohnt in der Bude, die ihr Freund Chaz letzte Woche im East Village gefunden hat. (Mit gutem Grund hat er die Einladung seiner Eltern abgelehnt, wieder in das Haus in Westchester zu ziehen, wo er aufgewachsen ist, wenn er nicht gerade in ein Internat verfrachtet wurde. Von dort fährt sein Vater jeden Morgen in die City zur Arbeit.)
    Selbst wenn’s nicht die allerbeste Gegend sein mag – die Wohnung ist sicher nicht das schlimmste Loch der Welt und liegt in der Nähe von der New York University, wo Chaz seinen Dr. phil. macht. Außerdem ist sie billig (ein Zwei-Zimmer-Apartment mit gebundenem Mietpreis, für nur zweitausend Dollar im Monat. Nun ja, eins der beiden Zimmer ist nur ein Alkoven. Trotzdem...).
    Okay, Shari hat schon eine Messerstecherei durchs Wohnzimmerfenster gesehen. Aber was soll’s? Nur eine familiäre
Streiterei. Im Haus auf der anderen Seiten des Hofs hat ein Kerl seine schwangere Frau und seine Schwiegermutter mit einem Messer angegriffen. Und es ist ja nicht so, dass in Manhattan jeden Tag irgendwelche Leute niedergestochen würden.
    In diesem Fall ist alles gut ausgegangen. Sogar das Baby kam unbeschadet zur Welt, von den Polizisten auf den Eingangsstufen des Hauses entbunden, nachdem bei der Frau die Wehen vorzeitig eingesetzt hatten. Sechs Pfund und hundertfünfzig Gramm! Klar, sein Dad sitzt jetzt auf Rikers Island hinter Gittern. Wie auch immer, willkommen in New York, kleiner Julio!
    Wenn Sie mich fragen – ich glaube, Chaz hofft insgeheim, wir würden keine Wohnung finden und Shari müsste bei ihm bleiben. Weil er so irre romantisch ist.
    Mal im Ernst, wäre das nicht wunderbar? Dann könnten Luke und ich die beiden besuchen, und wir vier würden zusammen rumhängen, so wie damals in Lukes Apartment in Frankreich. Chaz würde Kir Royals mixen, Shari würde uns herumkommandieren, ich würde Sandwiches aus Baguette und Hershey-Riegeln für alle machen, und Luke wäre für die Musik oder sonst was zuständig.
    Und das könnte tatsächlich passieren,
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