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Narzissen und Chilipralinen - Roman

Narzissen und Chilipralinen - Roman

Titel: Narzissen und Chilipralinen - Roman
Autoren: Franziska Dalinger
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Blödsinn«, sagte er. »Wir können uns da auf die Mauer setzen, in die Sonne, und drüber reden.«
    »Es gibt nichts zu reden«, meinte Finn. »Du würdest es ja doch nicht verstehen.«
    »Meinst du? Versuch’s. Was hast du zu verlieren?«
    Einen Augenblick lang schien es fast, als würde er einwilligen.
    Da schrie Bastian: »Wo sind die Mädchen?«, und rannte auf Finn zu, dicht gefolgt von den beiden Nicks. »Wo ist Tine, du Bastard? Was hast du mit Messie gemacht?«
    »Nicht!«, rief Daniel. »Wenn er wegrennt und abstürzt, finden wir sie nie!«
    Doch Finn rannte nicht davon. Er kletterte auf eine niedrige Betonmauer, die vorher zwischen den hohen Pflanzen nicht zu sehen gewesen war, und richtete sich auf. »Halt! Halt!«, rief er panisch. Dann hielt er plötzlich eine Waffe in der Hand, zielte in die Luft und schoss.
    Schlagartig blieben alle stehen.
    Wie in einem Spiel, dachte Daniel und wunderte sich darüber, was ihm in dieser Situation als Erstes einfiel. Stoppessen. Keiner darf sich rühren.
    »Ich schieße!«, kreischte Finn. »Ihr sollt verschwinden!«
    »Nein«, sagte Michael. »Du weißt, dass das nicht geht.«
    Hinter Finns Rücken tauchten Alf und Philipp auf. Philipp? War der nicht bei den Autos geblieben? Offenbar war ihm langweilig geworden, oder er hatte nie vorgehabt, sich an die Abmachung zu halten. Die Klinge seines Messers glänzte im Sonnenlicht auf, während er näherschlich. Auf einmal riss Alf die Arme hoch und verschwand mit einem Schrei.
    Finn lachte laut. »Bleibt, wo ihr seid. Hier sind überall Löcher im Boden, man kann zehn Meter tief fallen.« Er sprang von der Mauer herunter, tanzte zwischen den Disteln und Brennnesseln herum. Der hysterische Unterton in seinem Lachen erzählte von seiner Verzweiflung.
    »Finn!«, rief Daniel. »Finn, bitte! Ich weiß, dass du sie liebst. Ich habe die Briefe gelesen. Ich weiß, was du fühlst.«
    »Wirklich?« Finn hielt inne. »Du weißt es? Warum bist du dann gekommen und hast diese Typen alle mitgebracht? Du hast ja keine Ahnung!«
    »Du liebst Tine.« Daniel trat einen Schritt näher. »Sie ist deine Sonne. Du hattest Angst um sie. Angst, sie könnte einen falschen Weg einschlagen. Angst, sie könnte sich wieder von dir abwenden.« Er spürte Michaels Gegenwart dicht hinter sich, das gab ihm Mut. »Es kommt vor, dass man aus Angst falsche Entscheidungen trifft.«
    »Es war nicht falsch!«, schrie Finn. Er umklammerte die Pistole. »Es war notwendig. Es ging gar nicht anders. Ich hatte versprochen, sie zu beschützen!«
    »Manchmal zeigt man seine Liebe dadurch, dass man loslässt«, sagte Daniel. »Dass man die Arme öffnet, statt den anderen festzuhalten.«
    »Das würdest du tun?«, fragte Finn. »Loslassen?«
    Die Frage ging ihm durch Mark und Bein. »Würdest du loslassen?« Finn sprach leiser, er schien mit sich selbst zu reden. »Sie gehen lassen, das Mädchen, das du liebst? Auch wenn sie sich von dir abwendet? Wenn sie zu jemandem geht, der sie auf den falschen Weg bringen wird? Weg von der Gemeinde, von ihren christlichen Freunden, am Ende sogar weg von Gott?«
    »Ja«, sagte Daniel leise. »Ich muss sie ihren eigenen Weg gehen lassen.«
    »Aber ich nicht!«, schrie Finn. »Meine Liebe ist größer. Ich muss sie beschützen. Ich muss ... ihre Seele ... das ist es wert!« Tränen liefen ihm über die Wangen. »Ihre Seele ist es mir wert, dass ich dafür schuldig werde«, murmelte er. »Manchmal fühle ich mich wie ein Prophet, verstehst du? Ich sehe ihren Weg vor mir. Eine Entscheidung führt zur nächsten, und irgendwann gibt es kein Zurück mehr. Aber das lasse ich nicht zu, hörst du? Sie will eine Mörderin sein? Nein! Eine Ehebrecherin? Nein, nein, nein!«
    Daniel hatte ihn jetzt fast erreicht. Er streckte die Hand aus. »Gib mir die Pistole, Finn.«
    »Keinen Schritt weiter!« Er drehte sich und musterte den Kreis seiner Verfolger. Sein Blick blieb an Bastian hängen, dann bemerkte er den Jungen mit dem Messer.
    Mit einem wilden Schrei stürzte Philipp vorwärts. Finn schoss, traf nicht, schoss noch einmal, als Philipp ihn fast erreicht hatte. Gemeinsam stürzten sie zu Boden. Bastian schrie auf und schnellte vorwärts, sprang über die Mauer und warf sich auf Finn. »Du Irrer!«
    »Oh Gott, nein«, rief Michael. Es war unmöglich, schnell zu rennen; die nächste Grube sahen sie gerade noch rechtzeitig, um auszuweichen. Hinter der Mauer rangelten Finn und Bastian. Finn befreite sich aus seinem Griff und stürzte davon, Bastian
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