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Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Titel: Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)
Autoren: Franziska Steinhauer
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misslaunig vor sich hin, während er auf der Kreuzung auf der Madlower Hauptstraße darauf wartete, dass der Verkehr abriss und er endlich nach links in Richtung Kahren abbiegen konnte.
    »Was ist los?«
    »Warum ersticht man jemanden im Stadion? Das ist doch hoch riskant! Es hätte doch ausgereicht, wenn nur einer der Umsitzenden gemerkt hätte, dass mit dem Mann was nicht stimmt – und schon wäre es für den Täter verdammt eng geworden. Also wenn ich schon jemanden ermorden wollte, würde ich mich mit ihm an einem möglichst entlegenen Ort treffen.«
    »Aber an einem verlassenen Ort gesehen zu werden, an dem ein Mord begangen wurde, ist viel verdächtiger, als zufällig mit Tausenden anderer in einem Stadion gewesen zu sein, in dem jemand getötet wurde.«
    »Ja, ja, stimmt schon! Aber vor laufender Kamera! Heute weiß doch jeder, dass die Polizei im Stadion filmt!«
    »Gut. Ich wage jetzt eine Prognose, Albrecht«, leitete Nachtigall seine Worte mit einer gewissen Dramatik ein. »Ich sage dir: Der Täter wird auf dem Videoband zu sehen sein, vielleicht sogar der Mord selbst – aber wir werden nicht in der Lage sein, ihn zu identifizieren.«
    »Aber wenn wir den Mord sehen, wissen wir auch, wer ihn begangen hat!«, protestierte Skorubski.
    »Wir werden den Mord sehen – aber es wird uns nichts nützen«, beharrte Nachtigall.
     
    Markus Mehring öffnete die Tür und Nachtigall sah ihm an, dass er sie ihnen am liebsten einfach wieder vor der Nase zugeknallt hätte.
    »Wir haben noch ein paar Fragen«, stellte der riesenhafte Hauptkommissar schulterzuckend fest.
    »Aha.«
    Der junge Mann, der zu Nachtigall aufschauen musste, ließ sie eintreten.
    Skorubski zückte seinen Dienstausweis, doch der Sohn winkte gleichgültig ab.
    »Meine Mutter ist nicht vernehmungsfähig«, trumpfte er dann auf und präsentierte ein ärztliches Attest.
    »Ja. Das dachte ich mir schon. Wir wollten mit Ihnen sprechen«, erklärte Nachtigall freundlich.
    »Wir hatten doch erst gestern ein ausführliches Gespräch. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, worüber wir uns noch unterhalten müssten.«
    Er führte die frühen Besucher in seine Wohnung. Die typische Junggesellenunordnung, die Nachtigall nur zu gut kannte, empfing sie.
    »Kaffee?«
    »Gerne.«
    Kurze Zeit später kehrte er mit einem Tablett zurück und nahm in einem Sessel Platz. Die beiden Kripobeamten hatte er auf die Couch dirigiert.
    Wenn er so entspannt in einem Sessel saß, wirkte Markus Mehring sehr erwachsen. Nachtigall schätzte ihn auf Anfang bis Mitte 20.
    »Werden Sie die Firma übernehmen – oder doch Ihr Bruder?«
    »Übernehmen kann ich sie im Moment nicht – Sie haben das Büro versiegelt. Schon vergessen?«, schnappte Markus Mehring zurück.
    »Das ist nur für kurze Zeit. Also werden Sie die Nachfolge Ihres Vater antreten?«
    »Mein lieber Bruder hat schon vor langer Zeit eingesehen, dass seine Eignungen nicht auf dieser Ebene liegen. Er ist mit seinen Zahlenkolonnen wesentlich besser bedient. Der Umgang mit Menschen fällt ihm schwer. Eigentlich war geplant, dass ich die Firma weiterführe – aber ich weiß nicht, wie mein Vater seine Angelegenheiten im Testament geregelt hat.«
    »Wir haben gehört, Ihr Bruder sei jähzornig.«
    »Ja. Das stimmt leider. Jähzorn in seiner schlimmsten Ausprägung. Hat ihm immer schon zu schaffen gemacht. Einmal hat er sogar versucht, seine Klassenlehrerin zu verprügeln, weil sie ihn nicht drangenommen hat. Es ist, als ob bei ihm irgendetwas aushakt. Er kann dann nicht mehr denken.«
    »Wir überprüfen bei einem Mordfall routinemäßig die Angehörigen des Opfers. Wo waren Sie gestern während des Spiels?«
    »Hier. Ich habe an meinem Computer gespielt.«
    »Zeugen?«
    »Ja, wie denn? Wie Sie sehen, wohne ich allein!«
    »Vielleicht kam Ihre Mutter kurz hoch – oder Sie wurden angerufen?«, half Skorubski ihm auf die Sprünge.
    »Meine Mutter kommt nie hoch. Sie hat nicht einmal einen Schlüssel. Das wäre ja noch schöner – womöglich stöbert sie dann in meinen Sachen rum! Aber angerufen? Ja, doch.« Seine hochgezogenen Augenbrauen bildeten ein spitzes Dreieck auf seiner Stirn. »Ein Freund rief mich an und wollte wissen, wie er aus dem vierten Level ins fünfte kommt. Er konnte den letzten Stein nicht finden und saß fest.«
    »Konnten Sie ihm helfen?«
    »Nein. Ich hatte das betreffende Spiel gerade ausgeliehen und konnte mich nicht einloggen. Er wollte jemand anderen anrufen – ich gab ihm die
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