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Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Titel: Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)
Autoren: Franziska Steinhauer
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Nummer.«
    »Ich brauche die Telefonnummer und den Namen Ihres Freundes.«
    Markus Mehring stöhnte genervt, notierte aber die Angaben auf einem Zettel, den Nachtigall ihm reichte.
    »Ihr Bruder hat gestern behauptet, Sie verbrächten den ganzen Tag mit Computerspielen. Ist das wahr?«
    »Ach der. Der redet immer so über mich. Ich studiere im ersten Semester BWL an der FH – aber das Semester beginnt erst im Oktober und so habe ich jetzt jede Menge Freizeit.«
    »Und was haben Sie zwischen Schulabschluss und Studienbeginn gemacht?«
    »Zivildienst.«
    Also hatte der große Bruder eben doch recht gehabt, dachte Nachtigall, der Kleine machte eine ausgiebige Regenerationspause.
    »Haben Sie ein Auto?«
    »Ja. Einen Polo. Und ich besitze ein Fahrrad, irgendwo steht noch mein altes Dreirad – was soll das? Ich war hier, ich hatte keinen Grund, meinen Vater zu ermorden – und selbst wenn, ich hätte dazu wohl kaum ins Stadion gehen müssen, meinen Sie nicht?«, brauste Markus auf.
    »Ihr Spiel zeigt doch sicher an, wann Sie es benutzt haben und wann es beendet wurde?«
    Der junge Mann stellte seine Kaffeetasse so hart ab, dass es bedenklich klirrte.
    »Kommen Sie her«, fauchte er dann, öffnete eine Datei und Nachtigall konnte die gespeicherte Zeit erkennen, zu der das Spiel beendet worden war.
    »Das war der Moment, als meine Mutter unten angefangen hatte zu schreien – wie Sie sich ja wohl erinnern können!«
    Peter Nachtigall nickte und wechselte das Thema.
    »Ihr Großvater ist nicht ausgezogen, sondern Ihr Vater hat ihn rausgeworfen. Der eigene Sohn hat ihn kurzerhand vor die Tür gesetzt.«
    »Ja. Das stimmt. Sie haben ständig gestritten – und irgendwann ist das Ganze eskaliert. Es ging eigentlich immer um die Firma – und es ist nicht lustig vom eigenen Vater als Totalversager bezeichnet zu werden, besonders dann, wenn man schon weit über 50 ist. An einem Abend war es besonders schlimm. Sie geiferten sich regelrecht an. Am nächsten Tag kam ein Umzugsunternehmen und Opa war weg. Ich denke, mein Großvater lebt jetzt erheblich ruhiger.«
    »Stimmt es, dass Ihr Vater die Firma beinahe in den Ruin getrieben hat?«
    »Hat Opa das behauptet? Sieht ihm ähnlich. Er will einfach nicht wahrhaben, wie sehr sich die Gesamtwirtschaft in unserem Bereich niederschlägt. Ich meine, es boomt nicht gerade. Das bekommt gerade der Mittelstand besonders zu spüren. Ohne Warenverkehr gibt es auch keine Aufträge für die Spedition. Da sahnen immer nur die Großen ab.«
    »Sie meinen also, der Betrieb leide unter der allgemeinen wirtschaftlichen Situation – Ihr Großvater war aber der Auffassung, Ihr Vater trage die Hauptschuld an der finanziellen Krise.«
    »Ja – für Opa war es ganz einfach: Wenn nicht genug Geld reinkam, lag das daran, dass nicht genug gearbeitet wurde – und zwar aus Böswilligkeit. Außerdem sieht er immer gleich das ganze Unternehmen in Gefahr – und da ist es leichter, wenn man jemandem die Schuld dafür in die Schuhe schieben kann.«
    Das konnte Nachtigall nachvollziehen.
    »Aber mit Ihrem Bruder wurde es auch zunehmend schwieriger?«
    »Sie meinen wegen der Mind Watchers. Nein, nein, der Streit fing schon viel früher an. Paul hat schon immer gegen stupiden Zeitvertreib gewettert. Als er dann seine Freundin Katharina kennen lernte, wurde es fast unerträglich mit ihm. Wann immer wir ausnahmsweise zusammen am Tisch saßen, gab’s Ärger. Besonders wegen Fußball – und das nahm mein Vater sehr übel. Für ihn war das nie nur ein Spiel – es war fester Bestandteil seines Lebens. Auch wenn er sich immer eher als begeisterten Zuschauer sah und nicht als echten Fan.«
    Der junge Mann verstummte und starrte auf seine Hände, die untätig in seinem Schoß lagen.
    »Als Paul dann diese Mind Watchers gründete, war es ganz aus. Mein Vater behandelte ihn, als sei er nie ein Mitglied dieser Familie gewesen. Er giftete auch gegen Katharina, Pauls Freundin, und ihren Sohn Lukas. Er meinte, man solle schon Manns genug sein, um seine Nachkommen wenigstens selbst zu zeugen und diese Arbeit nicht anderen, potenteren Männern überlassen müssen. Es war eine laute Zeit.«
    Er starrte auf den Boden zwischen seinen Füßen und schwieg lange, bevor er den Faden wieder aufnahm.
    »Sehen Sie: Die beiden haben sich gehasst und ihr Verhältnis war nicht als normal zu bezeichnen. Mein Vater hielt viel auf die Familie – aber wenn es um Paul ging ...«, er ließ den Satz in der Schwebe.
    »Es kommt ein Team und wird
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